Digitalisierung: Die Bundeswehr und ihre Start-up-Armee

Ein Mitarbeiter sitzt in einem Virtual-Reality-Segelflugsimulator.

Ein Mitarbeiter sitzt in einem Virtual-Reality-Segelflugsimulator.

Berlin. Die Bundeswehr wird digital. Das ist zumindest der Plan des Cyber Innovation Hubs, der zwei Dinge vereinen soll, die eigentlich wenig gemein haben: Innovation und die Bundeswehr.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Idee ist simpel: Hat die Bundeswehr ein IT-Problem oder Bedarf an digitalen Hilfsmitteln, will sie künftig enger mit Start-ups zusammenarbeiten, die zugeschnittene Lösungen dafür entwickeln können. Der Cyber Innovation Hub dient dabei als Schnittstelle zwischen den Unternehmen und der Bundeswehr. In der Abteilung mit Sitz in Berlin tüfteln derzeit zwölf Mitarbeiter an der Umsetzung solcher Lösungen. 74 Projekte wurden dort bislang bearbeitet, neun von ihnen bereits abgeschlossen.

Verteidigungsministerin lobt die Neuerung

“Die Bürokratie innerhalb der Bundeswehr ist enorm hoch, weil die Prozesse sehr komplex sind. Diese Abteilung zeigt, wie man auch anders arbeiten kann”, lobte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei ihrem Antrittsbesuch im Hub, den 2017 noch ihre Vorgängerin Ursula von der Leyen gegründet hatte.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Annegret Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin und Bundesvorsitzende der CDU, begrüßt während eines Rundgangs durch das Cyber Innovation Hub der Bundeswehr die Mitarbeiter.

Annegret Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin und Bundesvorsitzende der CDU, begrüßt während eines Rundgangs durch das Cyber Innovation Hub der Bundeswehr die Mitarbeiter.

“Was als ein Abenteuer begann, hat sich als erfolgreich erwiesen.” Nach der ersten Testphase wolle die Bundesregierung die Digitalabteilung nun offiziell in die Bundeswehr integrieren – und somit verstaatlichen. “Es ist ein hervorragendes Projekt, das zum Motor der Bundeswehr geworden ist”, sagte Kramp-Karrenbauer.

Sichere Kommunikation ist Hauptproblem

Die bereits umgesetzten Projekte befassen sich mit den verschiedensten Bereichen, die Relevanz für die Bundeswehr haben.

Ein Problem stellte zum Beispiel die interne Truppenkommunikation dar: Bei den meisten Messengerdiensten werden Daten auf externen Servern gespeichert, die meistens sogar im Ausland stehen. Dadurch stellen sie gerade für staatliche Einrichtungen eine Sicherheitslücke dar.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Eine Lösung hat die Bundeswehr in dem Chatprogramm Stashcat des hannoverschen Unternehmens Heinekingmedia – einem Tochterunternehmen der Madsack Mediengruppe – gefunden. Im Gegensatz zu anderen Kommunikationsprogrammen bietet Stashcat die Möglichkeit, Daten auf einem eigenen Server zu speichern. Über das Programm können die Mitglieder der Bundeswehr nun sicher mit einzelnen Kollegen oder in Gruppen chatten, sich Dateien schicken und Umfragen oder Termine abstimmen. Auch die Polizei in Niedersachsen und in Hessen nutzt das Programm bereits. Mittlerweile kommunizieren bereits 3000 Mitglieder der Bundeswehr über Stashcat miteinander.

Während für die Patienten in Deutschland noch über die Einführung von Onlinevideosprechstunde bei Ärzten diskutiert wird, hat die Bundeswehr diese bereits eingeführt. Gemeinsam mit einem Berliner Start-up hat der Hub die Möglichkeit entwickelt, Nachsorgetermine bei Ärzten live per Videoübertragung abzuwickeln. Die Verbindung läuft auch dabei über einen sicheren Server.

Für die Ausbildung neuer Kollegen hat die Abteilung außerdem einen neuen VR-Segelflugsimulator entwickelt, der die Ausbildung für Segelflieger günstiger und innovativer gestaltet.

Zu den umgesetzten Projekten gehört auch eine neue Form der Truppenkommunikation bei Einsätzen. Derzeit werden Geräte, mit denen sich die Soldaten per Bluetooth über knapp einen Kilometer hinweg sicher verständigen können, bei Gebirgsjägern getestet.

Gemeinsam mit einem dänischen Unternehmen hat der Hub außerdem eine Möglichkeit entwickelt, Bahnfrachtwagen künftig in Echtzeit zu verfolgen. Bislang arbeitet die Bundeswehr beim Transport von Personal und Material zu Einsätzen mit einfachen Listen. Mithilfe der neuen Geräte, die momentan getestet werden, kann der Standort der Waggons auch dann genau bestimmt werden, wenn sich die Abfahrtszeit verschiebt. Bislang ist das nicht möglich.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Start-up-Datenbank für schnelles Agieren

Damit die Abteilung schnell agieren kann, wenn ein akutes Problem entsteht, hat der Hub inzwischen eine Datenbank mit Start-ups entwickelt, die für eine Kooperation zur Verfügung stehen. “Wir haben natürlich hohe Sicherheitsbestimmungen, deshalb dauert der Prüfprozess recht lange”, sagt Stephanie Khadjavi vom Cyber Innovation Hub. “Um trotzdem möglichst schnell zu handeln, ist es wichtig, alle Start-ups einer Branche zu kennen.”

RND

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken