Landrat im Corona-Expertenrat: „Was wir nicht brauchen, sind Schockwellen aus Berlin“

Krisenexperte: Stefan Sternberg (SPD), Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, hier während des Waldbrands bei Lübtheen 2019.

Krisenexperte: Stefan Sternberg (SPD), Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, hier während des Waldbrands bei Lübtheen 2019.

Berlin. Waldbrände, die Afrikanische Schweinepest und zuletzt ein Cyberangriff auf die Verwaltung: Stefan Sternberg, Landrat von Ludwigslust-Parchim, ist krisenerprobt. Die Corona-Pandemie hat für den 37-jährigen Verwaltungschef allerdings eine neue Dimension. Sie ist ein Dauerlauf, der an den Kräften zehrt.

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„Ein Waldbrand stellt eine hohe Belastung für zehn bis 14 Tage da und ist auch wahnsinnig gefährlich. Bei Corona schleifen wir Ressourcen über Monate, über Jahre“, sagt der Verwaltungschef. „Meine größte Angst ist, dass die Strukturen in der Verwaltung das nicht mehr lange aushalten.“

Der Landrat mit SPD-Parteibuch ist der einzige Nichtmediziner im Corona-Expertengremium der Bundesregierung. Zusammen mit Johannes Nießen, dem Leiter des Gesundheitsamts Köln, vertritt er die Seite der Praktiker in dem neuen Gremium, das am Freitag zu seiner zweiten Sitzung zusammentritt.

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Sternberg spricht für die dünn besiedelten Regionen

„Am Freitag sind in erster Linie die Wissenschaftler gefragt, die den direkten Zugang zu den Daten über die Ausbreitung der Omikron-Variante aus Großbritannien und Südafrika haben“, erläutert Sternberg. Noch vor Weihnachten soll eine Strategie des Umgangs mit der neuen Mutation erarbeitet werden.

Mit Johannes Nießen aus Köln vertritt Sternberg die kommunale Ebene – „er kommt aus einem Ballungsraum und denkt in Stadtteilen, ich vertrete einen großen, dünn besiedelten Landkreis und denke in Ämtern und Kleinstädten. Die Empfehlungen der Experten haben Auswirkungen auf beide“, erläutert er.

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„Unsere Rolle ist aus meiner Sicht zurückzuspiegeln, was ein bestimmtes Vorgehen genau bedeutet, und zu warnen, welche zusätzlichen Aufgaben die kommunale Familie nicht leisten kann.“ Alleine ist er bei dieser Aufgabe nicht: Er erhält Unterstützung vom Deutschen Landkreistag und stimmt sich zudem mit den Landräten und Oberbürgermeistern in Mecklenburg-Vorpommern ab.

Schwesig und Generalmajor Breuer setzten sich für den Landrat ein

Der Waldbrand bei Lübtheen 2019 war vor Corona die größte Herausforderung für den Landrat. Damals waren mehr als 3000 Einsatzkräfte im Einsatz – auch Generalmajor Breuer, der jetzt den Corona-Krisenstab leitet. Die beiden tauschen sich regelmäßig aus. Breuer und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) haben den Krisenbekämpfer-Landrat im Kanzleramt empfohlen.

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Impfstoffbeschaffung: Gesundheitsminister Lauterbach meldet „ersten Erfolg“ bei Moderna
BERLIN, GERMANY - DECEMBER 16: German Health Minister Karl Lauterbach speaks to the media following Germany's recent launch of vaccinations against Covid-19 for children aged 5-11 during the fourth wave of the novel coronavirus pandemic on December 16, 2021 in Berlin, Germany. Lauterbach recently acknowledged that Germany will face a possible shortage of vaccines by February or March. (Photo by Omer Messinger/Getty Images)

Von zentraler Bedeutung, um die Omikron-Variante möglichst niedrig zu halten, sei die Booster-Impfung, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach in Berlin.

Von der bisherigen Krisenpolitik ist Sternberg eher enttäuscht – und fordert nun mehr Verlässlichkeit vom Bund: „Wir brauchen jetzt ein Grundgerüst für die nächsten sechs Monate der Pandemiebekämpfung. Daran müssen wir uns entlanghangeln“, sagt er. „Was wir nicht brauchen, sind Schockwellen aus Berlin. Jens Spahn hat Biontech rationiert, Karl Lauterbach spricht jetzt öffentlich davon, dass zu wenig Impfstoff für den Januar da sein könnte.“ All das verstärke den Missmut bei den Bürgerinnen und Bürgern, kritisiert der Landrat.

Wie die Impfstrategie auf dem Land aussieht

Die Impfkampagne auf dem platten Land läuft derweil trotz logistischer Schwierigkeiten auf Hochtouren. Der dünn besiedelte Kreis Ludwigslust-Parchim setzt dabei auf mobile Impfteams und einen festen Rhythmus: „Das Impfen muss ein Gesicht haben, damit können wir Ängste abbauen“, glaubt Sternberg.

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„Eine Ärztin, eine Schwester, ein Verwaltungsmitarbeiter, ein mobiles Impfteam, das alle 14 Tage in einem Ort vorbeikommt und ohne vorige Terminvergabe impft. So machen wir es zurzeit, wir impfen in den Feuerwehren, in den Dorfgemeinschaftshäusern. Das ist ein niedrigschwelliges Angebot, das funktioniert.“

So kommt der Landkreis mit 211.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zurzeit auf etwa 6000 Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen pro Woche.

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