Putin, Xi und eine traurige Wahrheit
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Machen Frauen manches grundsätzlich anders – und besser? Melinda French Gates (links) mit Gesprächspartnerinnen in Afrika.
© Quelle: Gates Foundation
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
als Bill und Melinda Gates in diesem Frühjahr ihre Trennung bekannt gaben, wurde ihr Vermögen auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt. Ein großer Teil davon war bereits über viele Jahre in die Bill and Melinda Gates Foundation geflossen. Einen Ehevertrag gab es nicht.
Summen dieser Art streitig auseinanderzudividieren hilft niemandem außer den beteiligten Anwältinnen und Anwälten. So trafen die beiden die kluge Entscheidung, die Stiftung gemeinsam weiterzuführen. Dies wiederum hilft Millionen Menschen in aller Welt: Die Gates-Stiftung gehört zu den wichtigsten Treibern einer innovativen Entwicklungspolitik weltweit.
In einem exklusiven Interview mit Kristina Dunz aus unserem Berliner Büro (+) beschrieb Melinda French Gates jetzt ihre Vision einer stärker an Frauen orientierten Hilfe in armen Ländern. Erstmals diskutiert hatten Gates und Dunz über dieses Thema bei einer Begegnung im Frühjahr dieses Jahres in Berlin. Damals hatte die wohl reichste Wohltäterin der Welt einen kleinen Kreis von Journalistinnen eingeladen. Jetzt sprachen sie darüber unter vier Augen in einem Videocall zwischen Deutschland und Seattle.
Unterschied zwischen Mann und Frau
Als die neue deutsche Außenministerin Annalena Baerbock anfing, von feministischer Außenpolitik zu sprechen, zuckten in Deutschland viele Konservative zusammen. Manche fürchteten, da sei mal wieder um der Political Correctness willen irgendein neues verqueres Projekt geplant. Doch das ist ein Missverständnis. Entwicklungsexpertinnen und Entwicklungsexperten rund um den Globus sind sich einig, dass es in der Tat geboten ist, systematisch die Frauen zu stärken, um arme Gesellschaften voranzubringen.
Machen Frauen in Entwicklungsländern manches grundsätzlich anders – und besser? Melinda Gates meint: ja. Und sie beschreibt den Unterschied sehr plastisch: „Sobald eine Frau ein bisschen Geld hat, investiert sie es in der Regel anders als ihr Mann. Sie gibt das Geld für ihre Kinder aus, sie gibt es für die Zukunft aus. Sie schickt ihren Sohn oder ihre Tochter zur Schule. Der Mann gibt das Geld oft für sich selbst aus. Das ist die traurige Wahrheit.“
Machtgierige ältere Männer: Putin und Xi
Das Gates-Interview gibt Anlass, von einer neuen, besseren Welt zu träumen, in der es mehr Umsicht gibt, mehr Rücksicht auf andere, ein Denken über den Tag hinaus. Bislang aber ist die weltverändernde Supermacht der Frauen nur eine schöne Vision. Die aktuelle Nachrichtenlage sieht eher bedrückend aus: Die anstehende Begegnung der gefährlichsten Diktatoren dieser Zeit, Wladimir Putin und Xi Jinping, am Donnerstag und Freitag in Usbekistan sendet erneut ein Signal freiheitsfeindlicher Düsternis rund um den Globus.
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Als Feinde der Freiheit vereint: Wladimir Putin und Xi Jinping bei ihrem historischen Treffen im Februar in Peking kurz vor Beginn des russischen Angriffskriegs.
© Quelle: Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Go
Putin und Xi haben viel gemeinsam. Sie sind auf Ausdehnung ihrer Macht versessene ältere Männer, die längst aus ihren Ämtern hätten gejagt werden müssen. Beide sind 69 Jahre alt, beide sind schon seit rund zwei Jahrzehnten an den Schalthebeln der Macht, beide treffen seit Langem niemanden mehr, der ihnen zu widersprechen wagt – eine rundum ungesunde Entwicklung.
Bei ihrer bisher letzten Begegnung, am 4. Februar in Peking, proklamierten Putin und Xi nichts Geringeres als das Ende der westlichen Dominanz auf dem Globus. Drei Wochen später startete Russland allen Ernstes den Krieg gegen die Ukraine. Man kann nur hoffen, dass Putin und Xi bei ihrem Treffen in Usbekistan nicht bereits das nächste Verbrechen verabreden.
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Dennis Schröder,
Anführer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, feiert mit einem Schrei den Sieg gegen Griechenland
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Dennis Schröder
© Quelle: IMAGO/Eibner
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Camilla wurde lange verachtet, sie galt als negativer Gegenpol zu Diana, der Königin der Herzen. Jetzt ist sie die Gemahlin des Königs – und bei vielen Britinnen und Briten sehr beliebt. Wie war dieser Wandel möglich? RND-London-Korrespondentin Susanne Ebner berichtet.
Manche Menschen sterben erst dann, wenn sie sich von einer geliebten Person verabschieden konnten. Andere leben auf ein bestimmtes Ereignis hin und schöpfen daraus scheinbar Kraft. Queen Elizabeth II. starb nur einige Wochen nach ihrem Thronjubiläum. Kann unser Lebenswille wirklich den Todeszeitpunkt beeinflussen? RND-Wissenschaftsreporterin Irene Habich geht dieser Frage nach (+).
Aus unserem Netzwerk: Rufe nach Nord Stream 2
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Termine des Tages
In Luxemburg verkündet gegen 9.30 Uhr der Europäische Gerichtshof sein mit Spannung erwartetes Google-Urteil. Die Europäische Kommission hatte im Jahr 2018 eine Geldbuße in Höhe von 4,34 Milliarden Euro gegen Google verhängt und dem Unternehmen die illegale Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung vorgeworfen – die Amerikaner zogen vor Gericht.
In Straßburg äußern sich um 14.30 Uhr die EU-Kommissare Frans Timmermans und Kadri Simson zu geplanten Notfallmaßnahmen der EU gegen hohe Energiepreise.
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Wer heute wichtig wird
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© Quelle: Virginia Mayo/AP/dpa
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