Die mächtigste Frau der Welt
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Im Gespräch mit den RND-Korrespondenten Tim Szent-Ivanyi und Andreas Niesmann (von links): EZB-Chefin Christine Lagarde.
© Quelle: EZB
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
wer ist die mächtigste Frau der Welt? Angela Merkel ist seit 2021 nicht mehr auf der Bühne. So fallen jetzt die Blicke auf zwei andere Europäerinnen: Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, und Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank.
Zwischen diesen beiden steht es machtmechanisch eigentlich unentschieden. Beide haben enormen Einfluss, politisch wie ökonomisch, quer über den Kontinent und darüber hinaus.
Bei Lagarde jedoch kommt etwas Dramatisches und weltweit wirklich Einzigartiges hinzu: Sie kann mit ein paar Bemerkungen nicht nur Börsenkurse nach oben oder unten bewegen, im Extremfall könnte ein unbedachtes Wort von ihr binnen Stunden die Finanzierung ganzer Staaten zusammenbrechen lassen.
Messerscharf und geschmeidig zugleich
Lagarde aber sagt nichts Unbedachtes, nie. Genau das ist ihr Geschäftsmodell. Die Französin ist ein Phänomen: Sie verbindet einen messerscharfen Intellekt mit verblüffender Freundlichkeit, Geschmeidigkeit und Aufmerksamkeit in der Begegnung mit anderen. Das hat ihr auf allen Stufen ihrer Karriere geholfen, als Ministerin in Paris und auch später als Chefin des Internationalen Währungsfonds in Washington.
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Sie sagt nichts Unbedachtes, nie: EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf dem Weg in ihre Bank in Frankfurt.
© Quelle: dpa
Tim Szent-Ivanyi und Andreas Niesmann hatten jetzt Gelegenheit, mit Lagarde zu sprechen. Sie führten ein Gespräch über Preise, die Inflation und die mögliche Zinswende. Was Lagarde erklärt, klingt alles von vorn bis hinten nachvollziehbar und vernünftig – ganz entgegen den von vielen Kritikern vermuteten Tendenzen eines Abgehobenseins in den glitzernden Doppeltürmen der EZB in Frankfurt. Am heutigen Freitag übrigens gibt das Statistische Bundesamt die Inflationsrate für den Januar 2022 bekannt.
„Falls nötig, werden wir handeln“
Natürlich stellen die beiden RND-Hauptstadtkorrespondenten die unvermeidliche Frage nach dem genauen Zeitpunkt des zinspolitischen Umsteuerns. An dieser Stelle liefert Lagarde einen klaren Fall von Doppeldeutigkeit: „Wir werden uns das im März sehr genau ansehen und bei allen weiteren Treffen in den nächsten Monaten. Falls nötig, werden wir handeln. Aber das geht nur Schritt für Schritt.“
Manche rollen mit den Augen, wenn sie auf eine solche gewollte Unschärfe blicken. Doch genau dies ist im Augenblick klug und vorteilhaft: für die Märkte, für die Firmen, für die Jobs in Deutschland und Europa. Alles hat seine Zeit, auch die Nullzinspolitik wird irgendwann zu Ende gehen. Die Kunst liegt darin, dabei einen holprigen Übergang zu vermeiden, ein Abwürgen der Konjunktur, gar eine neue Immobilien- und Finanzkrise.
Auch ein Nichthandeln oder Zuspäthandeln kann für Hunderte von Millionen Menschen in der Eurozone schlimme Konsequenzen haben. Die Verantwortung der Frau an der Spitze der EZB ist gigantisch.
Zitat des Tages
Dies ist ein gefährlicher Moment für die europäische Sicherheit.
Jens Stoltenberg,
Nato-Generalsekretär, zum von Russland gestarteten neuen Großmanöver in der Nähe der Ukraine
Leseempfehlungen
In der Russland-Ukraine-Krise verstehen viele Deutsche ihren Kanzler nicht ganz: Warum spricht er nicht aus, dass sich im Fall eines russischen Einmarsches die Ostseepipeline Nord Stream 2 erledigt hat? Wenn Olaf Scholz das macht, um letzte Türen zu Moskau offen zu halten, muss er den Menschen den Wert des deutsch-russischen Verhältnisses besser erklären, schreibt Kristina Dunz in ihrem heutigen Leitartikel.
Kommt Krieg oder Frieden? Misstrauisch beobachtet die Nato neue militärische Übungen der russischen Armee in der Nähe der Ukraine. Dänemark erhöht bereits seine Gefechtsbereitschaft. Am Sonntag in einer Woche sollen die russischen Übungen angeblich beendet werden. Zur gleichen Zeit enden auch die Olympischen Spiele. Und was dann? Westliche Militärs befürchten, wie wir aus Nato-Kreisen hören, nach dem 20. Februar eine „kritische Phase“.
Aus unserem Netzwerk: Stürzt das Dorf ins Meer?
In Meschendorf bei Rerik hat man eine schöne Aussicht: Das Dorf liegt direkt an einer Steilküste in Mecklenburg-Vorpommern. Doch die Nähe zum Wasser könnte, wie die „Ostsee-Zeitung“ berichtet, den Einwohnern und Einwohnerinnen bald zum Verhängnis werden: Das Dorf droht ins Meer zu stürzen.
Termine des Tages
Das Bundesverfassungsgericht verkündet heute eine Eilentscheidung zur Corona-Impfpflicht in Kliniken und in der Pflege.
Bundeskanzler Olaf Scholz ist zu Gast im Bundesrat und hält dort eine Rede, unter anderem zum Nachtragshaushalt 2021.
In Nordrhein-Westfalen ruft Fridays for Future heute zu einer Klimademonstration auf, protestiert wird gegen die Rodung von 5000 Bäumen wegen des Ausbaus des Autobahnkreuzes der A3.
Der Tag in Peking
Alle Medaillenentscheidungen im Überblick:
8 Uhr: Skilanglauf, 15 Kilometer (klassisch) der Männer
9 Uhr: 1000-Meter-Eisschnelllauf der Männer
10 Uhr: Biathlon, Sprint der Frauen
13.43 Uhr: Shorttrack, 1000 Meter der Frauen
14.55 Uhr: Skeleton, Finale der Männer
Debatten, News und Ergebnisse finden Sie in unserem Liveblog.
Wer heute wichtig wird
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Das demonstrative Zusammenrücken von Russland und China erschreckte vor einer Woche die Welt. Doch die USA sind nicht faul: Außenminister Antony Blinken trifft sich heute in Canberra, ebenfalls demonstrativ, mit den Amtskollegen der Quad-Staaten. Dazu gehören neben den USA Australien, Japan und Indien.
© Quelle: imago images/AAP
Der Podcast des Tages: Eine Halbzeit mit …
Während Wolff sich über vorbildliche und trockene Handwerker freut, diskutiert Fußball-Deutschland über den Transfer von Niklas Süle vom FC Bayern zu Borussia Dortmund. Wohl auch, weil dieser Deal eine Menge ändern könnte mit Blick in die Zukunft. Und, wer weiß, vielleicht spielt Süle gegen seinen Ex-Klub ja demnächst unter der Sonne Saudi-Arabiens.
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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,
Ihr Matthias Koch
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