Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos

In Glasgow wollen 200 Staaten zum Abschluss der COP26 einen Konsens zur Rettung des Klima finden.

In Glasgow wollen 200 Staaten zum Abschluss der COP26 einen Konsens zur Rettung des Klima finden.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

kurz vor dem Ende dieser Woche gilt mal wieder der alte Satz: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. In Glasgow zum Beispiel sollen sich heute 200 Staaten auf eine Abschlusserklärung einigen, die den menschengemachten Klimawandel wenigstens auszubremsen vermag. Dass das nicht einfach werden wird, war bereits im Vorfeld klar.

Immerhin hat Martin Kaiser, Greenpeace-Deutschland-Chef, nach zwei Wochen Klimakonferenz den Glauben noch nicht verloren, dass am Ende der COP26 substanzielle Verbesserungen für das Klima erzielt werden können, wie er meinen Kollegen Thoralf Cleven und Alisha Mendgen im Interview sagt. Denn eine gute Nachricht gibt es kurz vor Schluss dann doch: Die beiden weltgrößten CO₂-Emittenten, USA und China, haben sich trotz aller geopolitischer Gegensätze auf den letzten Metern zum Abschlusskommuniqué auf das Ziel geeinigt, gemeinsam den Kampf gegen die Erderwärmung führen zu wollen. Peking und Washington waren bereits 2016 das Zünglein an der Waage, das das Pariser Klimaabkommen erst möglich machte.

Scharfe Kritik übt Kaiser allerdings an der Rolle Deutschlands in Glasgow. Nicht nur, dass Deutschland mit einer geschäftsführenden Bundesregierung die „lame duck“ der Weltklimakonferenz war, auch die Regierungspläne der kommenden Ampelkoalition sind für den Umweltschützer alles andere als vorbildhaft. „Mich beschleicht das Gefühl, dass der Klimaschutz immer noch von einigen als eines von vielen Politikfeldern betrachtet wird, auf dem man die Physik wegverhandeln kann.“

Fehler muss man korrigieren dürfen

Wahrlich ernst stellt sich derzeit auch die Corona-Lage in Deutschland dar. Doch bei allen Schreckensnachrichten hat uns die Pandemie bisher auch eines gelehrt: Wer die Hoffnung aufgibt, der hat im Kampf gegen das Virus verloren. Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass die geschäftsführende Bundesregierung doch noch Lebenszeichen von sich gibt und für die kommende Woche ein Bund-Länder-Treffen einberufen hat. Auch Olaf Scholz, noch Bundesfinanzminister und wahrscheinlicher Nachfolger von Angela Merkel, wird dabei sein, wenn es darum geht, „das Land winterfest zu machen“, wie er gestern im Bundestag ankündigte.

Ob das gelingen wird, hängt vor allem davon ab, ob wir es schaffen, die Impfquote in kürzester Zeit weiter nach oben zu treiben. „Die Politik hat einen Fehler gemacht, als sie die Impfpflicht ausschloss“, kommentiert Kristina Dunz, stellvertretende Leiterin unseres RND-Hauptstadtbüros – „aber auch Politiker können Fehler korrigieren“. Zumindest, wenn es um die Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen geht. Die Stimmung in Deutschland scheint sich zu drehen: Auch der Ethikrat fordert mittlerweile die Prüfung einer berufsbezogenen Pflicht zum schützenden Piks. Allen Maßnahmen zum Trotz kommt es aber auch darauf an, wie wir alle uns in diesem Winter verhalten. Meine Kollegin Saskia Heinze beschreibt in ihrem Corona-Knigge, was Expertinnen und Experten raten.

Einzelne Ministerpräsidenten wie beispielsweise Daniel Günther aus Schleswig-Holstein („mein persönlicher Geduldsfaden mit Menschen, die sich in dieser Lage gegen eine Impfung entscheiden, ist mittlerweile gerissen“) können sich mittlerweile ebenfalls eine Impfpflicht in Bereichen, wo der Schutz besonders gefährdeter Menschen Vorrang hat, als letzten Schritt vorstellen. Anders gesagt: Die Lage ist ernst, aber sie ist längst nicht hoffnungslos.

Ungebrochen beliebt: 78 Prozent der Republikaner wünschen sich eine zweite Kandidatur von Donald Trump.

Ungebrochen beliebt: 78 Prozent der Republikaner wünschen sich eine zweite Kandidatur von Donald Trump.

Der Pate von Palm Beach

Mehr als ernst scheint derzeit der Blick in Richtung USA: Als im November 2020 US-Präsident Joe Biden ins Amt gewählt wurde, hätte wohl kaum jemand gedacht, dass gerade einmal zwölf Monate später Vorgänger Donald Trump wieder in den Startlöchern für ein Comeback stehen würde. Doch Trump ist keineswegs von der politischen Bühne verschwunden, wie unser US-Korrespondent Karl Doemens berichtet. „Der Pate von Palm Beach kämpft mit unverändert harten Bandagen. Doch hat der wütende Demokratieverächter nur wenige Monate nach seiner Pensionierung für viele Amerikaner offenbar seinen Schrecken verloren“, schreibt Doemens. Unfassbare 78 Prozent der republikanischen Wähler würden eine zweite Kandidatur von Trump laut einer Umfrage der Quinnipiac-Universität unterstützen.

 

Zitat des Tages

Ich tingele nicht durch die Talkshows, sondern werde eingeladen.

Karl Lauterbach,

SPD-Gesundheitsexperte, zum Vorwurf, er habe zu viele TV-Auftritte

 

Leseempfehlungen

Major Maurer und sein Flug ins All: Matthias Maurer ist der erste deutsche Astronaut, der mit dem privaten Weltraumunternehmen SpaceX zur ISS gebracht wurde. Das zeigt: Die Kräfteverhältnisse, Akteure und Interessen im All haben sich in den vergangenen Jahren fundamental verändert. Eine Entwicklung, die gerade erst ihren Anfang nimmt. Wohin führt das?

­„Tatort“-Star Meret Becker im Interview: Seit 2015 ermittelt Meret Becker als Hauptkommissarin Nina Rubin im Berliner „Tatort“. Am 14. November müssen ihre Ermittlerin und Robert Karow (Mark Waschke) in „Die Kalten und die Toten“ den Mord an einer Medizinstudentin aufklären. Mit Inga Schönfeldt hat die Schauspielerin über ihren vorletzten „Tatort“-Fall gesprochen und darüber, wie sie zum Gebrauch von Schusswaffen am Set steht.

 

Aus unserem Netzwerk

Wunschzettel aus der ganzen Welt erreichen jedes Jahr die Weihnachtspostfiliale Himmelpfort in Deutschland. Dieses Jahr seien es bereits rund 15.000. Damit er bis Heiligabend auch jeden Wunsch erfüllen kann, ist am Donnerstagvormittag nun auch der Weihnachtsmann eingetroffen, berichtet die „Märkische Allgemeine Zeitung“.

 

Termine des Tages

Pressekonferenz zur Corona-Lage: Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Präsident Lothar H. Wieler treten um 10.30 Uhr vor die Presse.

Großbritannien und die EU setzen ihre Gespräche über Änderungen am sogenannten Nordirland-Protokoll fort: Das Protokoll ist Bestandteil des Brexit-Vertrags und soll eine harte Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied sowie neue Spannungen in der früheren Bürgerkriegsregion verhindern. Dadurch entstand aber auch eine Zollgrenze zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs. Anhänger der Union mit Großbritannien fürchten nun um den Zusammenhalt.

Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Präsidentenwechsel am Bundesverfassungsgericht: Stephan Harbarth hatte Andreas Voßkuhle im Juni 2020 als Gerichtspräsidenten abgelöst. Wegen der Corona-Pandemie kann der Festakt erst jetzt stattfinden.

 

Wer heute wichtig wird

Rund sieben Wochen nach dem Ende ihres Hungerstreiks treffen um 16.30 Uhr zwei junge Klimaaktivisten den SPD-Kanzlerkandidaten zum öffentlichen Gespräch. Scholz erfüllt damit eine Zusage, die den jungen Mann und die junge Frau am Tag vor der Bundestagswahl zum Abbruch ihrer Aktion bewegt hatte. Für die öffentliche Debatte von Scholz mit Lea Bonasera und Henning Jeschke in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin ist eine Stunde eingeplant. Sie wird live im Internet übertragen.

Rund sieben Wochen nach dem Ende ihres Hungerstreiks treffen um 16.30 Uhr zwei junge Klimaaktivisten den SPD-Kanzlerkandidaten zum öffentlichen Gespräch. Scholz erfüllt damit eine Zusage, die den jungen Mann und die junge Frau am Tag vor der Bundestagswahl zum Abbruch ihrer Aktion bewegt hatte. Für die öffentliche Debatte von Scholz mit Lea Bonasera und Henning Jeschke in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin ist eine Stunde eingeplant. Sie wird live im Internet übertragen.

 

Der Podcast des Tages: „Eine Halbzeit mit …“

Beim DFB geben sich die Spieler die Klinke in die Hand und sind in der Impfdebatte angekommen, während es in der Bundesliga und der besten 2. Liga aller Zeiten von Schalke bis Dortmund, von Hamburg bis München mächtig knarzt und Wolff Fuss wegen eines Überraschungspakets völlig aus dem Häuschen ist.

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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,

Ihre Nora Lysk

 

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