Die Krise in Venezuela ist eine Chance
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Kann der Kontinent seine Probleme alleine lösen? Proteste für Juan Guaido.
© Quelle: imago/ZUMA Press
Caracas. Die Revolution in Venezuela bleibt erst mal aus: Der Schwung der ersten Tage ist dahin, die bürgerlich-konservative Opposition um Interimspräsident Juan Guaidó hat zwar die Rückendeckung der Mehrheit des Volkes und auch großer Teile der internationalen Staatengemeinschaft, doch der Präsident heißt immer noch Nicolás Maduro. Die beiden Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber, in ihrem Rücken die Supermächte USA, Russland und China.
In dieser Phase versuchen nun Mexiko und Uruguay einen diplomatischen Vorstoß. Mit einem Vier-Punkte-Plan wollen sie versuchen, die beiden Seiten erst zu einem Dialog, dann zu einem Abkommen zu bewegen. Daran sind schon andere gescheitert: der Vatikan, der spanische Ex-Ministerpräsident Zapatero. Und auch diesmal sind Zweifel angebracht, zumal die Regierungen Mexikos und Uruguays zuletzt als Venezuela-Befürworter auftraten. Sie haben Neutralität versprochen.
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Dennoch hat dieser diplomatische Vorstoß eine Chance verdient. Wenn es lateinamerikanischen Kräften gelingt, aus eigenem Antrieb diese fast unlösbare Krise zu lösen, dann wäre das für die Region ein riesiger Schritt nach vorne. Für die Unabhängigkeit Venezuelas wäre es das Beste, wenn die Zukunft in Venezuela nicht in Moskau, Peking, Havanna oder Washington entschieden wird, sondern an einem Verhandlungstisch mit beiden Parteien in Montevideo. Die Alternative wäre verheerend: Noch mehr Flüchtlinge als die jetzt schon zwei Millionen, die Lateinamerika aufnehmen muss, und ziemlich sicher noch mehr Gewalt in einem Land, das jetzt schon das gefährlichste in ganz Südamerika ist.
Tobias Käufer lebt als Korrespondent in Kolumbien.
Von Tobias Käufer