Die Gradwanderung von Glasgow
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Vor dem Klimagipfel in Glasgow: Der 14-jährige Komponist und Violinist Viktor Seifert spielt vor einer Wandmalerei in Edinburgh.
© Quelle: Jane Barlow/PA Wire/dpa
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
es ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen für ein weltbewegendes Ereignis wie eine UN-Klimakonferenz, wenn bereits vor ihrem Beginn die Erwartungen niedrig gehalten werden. Heute kommen die Regierungschefs und ‑chefinnen der UN-Staaten in Glasgow zusammen. Und der Druck zu handeln dürfte nie höher gewesen sein als jetzt. Erst am Montag gab die Weltwetterorganisation (WMO) bekannt: Der CO₂-Wert in der Atmosphäre hat einen traurigen Rekordwert erreicht und ist so hoch wie nie zuvor.
Dennoch mahnt die amtierende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) im Interview mit meiner Kollegin Alisha Mendgen und meinem Kollegen Thoralf Cleven: „Es wäre ein Fehler, von Weltklimakonferenzen die spontane Weltrettung zu erwarten – dafür ist die Herausforderung zu komplex.“ Und sie ergänzt: „Glasgow wird nicht Paris 2.0.“ Beim Klimagipfel 2015 in der französischen Hauptstadt hatten sich 197 Staaten und die Europäische Union darauf verständigt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad halten zu wollen. Das Abkommen gilt als ein Meilenstein im Kampf gegen die Klimakrise.
Kampf um jedes Grad
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson sieht das ganz anders. Der Gastgeber nannte den Gipfel im Vorfeld einen „Wendepunkt für die Menschheit“ und sieht die Sache sportlich: „Die Menschheit als Ganzes liegt zur Halbzeit 5:1 hinten.“ Es gilt also einiges aufzuholen. Ist das zu schaffen, wenn man kleine Brötchen backt?
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Der britische Premierminister Boris Johnson.
© Quelle: Getty Images
Tatsächlich liegen bei dieser Weltklimakonferenz eher Details auf dem Tisch als der große Wurf. Einfacher wird es deshalb nicht. Je näher man der Ursache für den Einfluss der Menschen auf das Klima kommt, desto unbequemer wird es für deren Verursacher. Hinter der allgemeinen Einigkeit, dass man einer globalen Klimakatastrophe entgegentreten müsse, schlummert die eine oder andere Hintertür, um sich heimlich aus der Affäre zu ziehen.
So lauten die unbequemen Fragen heute etwa: Wie lassen sich die Staaten stärker zum Klimaschutz verpflichten? Welche Regeln sollen für den Handel mit Emissionszertifikaten gelten? Und wie sollen die Maßnahmen gegen den Klimawandel finanziert werden? Denn es gelingt wohl immer besser, Menschen für etwas zu begeistern, das man für Geld bekommt – nicht für etwas, das sich durch teure Ausgaben verhindern lässt.
Offenbar steigt auch die Bereitschaft in der Gesellschaft, Veränderungen anzunehmen. So zeigt der aktuelle „Deutschlandtrend“ der ARD, dass immer mehr Menschen für ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn sind. Inzwischen würden 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger diese Maßnahme begrüßen – im Juni waren es noch 3 Prozent weniger.
Vielleicht wird Glasgow nicht der Ort der historischen Beschlüsse, aber die Beteiligten müssen die Chance nutzen, den Kampf gegen den Klimawandel nun allemal ernsthaft anzugehen und durchzusetzen.
Zitat des Tages
Genießen Sie Ihren Sonntagsschlaf und ein paar weitere Tage, um sich an den Wechsel von MESZ zu MEZ zu gewöhnen.
Astronaut Matthias Maurer
via Twitter, nachdem sein Flug zur Raumstation ISS wegen schlechten Wetters von Sonntag auf kommenden Mittwoch verschoben wurde
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Was heute wichtig wird
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Ist da was für mich drin? Heute ist Halloween, das weiß auch dieser Rotstirnmaki im Zoo Magdeburg – und steckt seinen Kopf in einen geschnitzten Kürbis.
© Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentra
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Ihr Nils Thorausch
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