Die geteilte Welt
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In Tunesien gehen die Menschen nach der Absetzung des Premierministers auf die Straße. Das Land ist wirtschaftlich stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen.
© Quelle: imago images/NurPhoto
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
es droht ein Flächenbrand – und die Glutnester ziehen sich um die ganze Welt. In Tunesien könnte gerade die junge Demokratie unter den Lasten einer schweren Wirtschaftskrise zerbrechen. In Südafrika gehen die Menschen aus Angst vor sozialem Abstieg auf die Straße – und plündern ganze Warenhäuser. In Kolumbien schießen Polizisten und von Reichen angeheuerte Söldner auf verzweifelte Demonstrantinnen und Demonstranten, die nicht mehr wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen. Und selbst in Thailand – einem Land, das politische Konflikte eigentlich niemals öffentlich austrägt – gibt es Massenproteste.
Es brennt in vielen Teilen der Welt, in denen Corona weitaus größere wirtschaftliche Folgen hinterlassen wird als im reichen Westen. Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Pandemie alle Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte um den Ausgleich zwischen Arm und Reich wieder zunichtemachen wird. In Teilen Afrikas und Lateinamerika herrscht die blanke Not. Es mangelt an Jobs und an Impfstoff zugleich. Mehr als drei Viertel der Geimpften weltweit gehören zur wohlhabenderen Hälfte der Weltbevölkerung, zeigt RND-Datenjournalist Johannes Christ in seinem Grafikreport auf.
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Der Zugang zu Impfstoffen – wie hier in Südafrika – entscheidet auch über wirtschaftliche Zukunftsaussichten.
© Quelle: Jerome Delay/AP/dpa
Zugleich hingen die Konjunkturaussichten vieler Staaten inzwischen von deren Zugang zu Corona-Impfstoffen ab, schreibt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner gestern vorgelegten Prognose für die Weltwirtschaft. Das heißt: Der wirtschaftliche Abstieg in den armen Ländern geht ungebremst weiter, zugleich aber wird sich die Weltwirtschaft insgesamt dank eines starken Wachstums in den Industrieländern im kommenden Jahr von den Corona-Folgen deutlich erholen.
Für den globalen Norden, also auch für Deutschland, sind die wirtschaftlichen Aussichten gut. Die Fachleute sagen deutliche Wachstumsraten voraus. Und doch hat die Entwicklung auch bei uns eigene Risiken. Viele Rohstoffpreise sind in der Pandemie zum Teil extrem gestiegen, weil die Förderung nicht so schnell wieder in Gang kam wie die Nachfrage. Bodenschätze werden knapp in einer Industrie, die gerade auf den Umbau setzt. „Viele Branchen stecken im gleichen Dilemma wie die Autobauer. Sie entwickeln Technologien für die Zukunft, für Klimaschutz und Digitalisierung, entwerfen Visionen von himmelblauer Reinheit – und brauchen dafür Stoffe wie Grafit, Kobalt oder Lithium. Archaisch, schmutzig, begrenzt verfügbar“, schreibt RND-Wirtschaftsautor Stefan Winter in seinem Rohstoffreport.
Zurück zum Urlaubertest?
Und so hat die Welt in diesem Sommer ganz unterschiedliche Sorgen. Bei den politischen Debatten in Deutschland dreht sich gerade wieder einmal alles um das Reisen – und die Deutschen fühlen sich doch sehr an den Sommer vor einem Jahr erinnert. Tests für Urlaubsrückkehrer? Hatten wir das Thema nicht schon einmal – und vor allem: Waren wir nicht schon einmal weiter? RND-Hauptstadtkorrespondent Tim Szent-Ivanyi warnt in seinem Leitartikel davor, die Fehler vom vergangenen Jahr zu wiederholen, und fordert eine umfassende Testpflicht. Das habe auch nichts mit einer Impfpflicht durch die Hintertür zu tun, schreibt Szent-Ivanyi.
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Sollen künftig wieder alle Urlauberinnen und Urlauber bei Rückkehr nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorlegen müssen?
© Quelle: picture alliance/dpa
Zitat des Tages
Ich habe meinen Körper sehr gefordert in letzter Zeit. Jetzt ist es an der Zeit, meinem Körper mit gutem Essen Danke zu sagen.
Sabine Kusterer,
für Olympia nachgerückte Gewichtheberin, die für ihr Gewichtslimit acht Kilo abnehmen musste
Leseempfehlungen
Die Corona-Krise hat viele Ärztinnen und Ärzte zeitweise an ihre Grenzen gebracht. Sie waren an vorderster Front, als Dutzende Infizierte innerhalb kürzester Zeit die Kliniken füllten und auf den Stationen um ihr Leben kämpften. Bei einigen Medizinerinnen und Medizinern hat die Pandemie auch psychische Spuren hinterlassen. Eine Anästhesistin hat ihre Geschichte RND-Gesundheitsredakteurin Laura Beigel erzählt.
Ihre Beliebtheit erhielt in der Pandemie einen kleinen Knacks: Die Rede ist von den niederländischen Royals um Willem-Alexander. Dabei bricht normalerweise Jubel aus, wenn der König mit seiner modebewussten Königin Máxima auftritt. In einer RND-Serie blicken wir auf die bekanntesten Königshäuser der Welt. Diesmal blickt unser Korrespondent Helmut Hetzel auf den Oranje-Staat.
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Wegen steigender Corona-Infektionszahlen müssen Diskotheken, Clubs und Shishalokale in Niedersachsen künftig ab einer Sieben-Tage-Inzidenz über zehn schließen. Eine entsprechende Anpassung der Corona-Verordnung soll am Mittwoch in Kraft treten. Grund sei, dass sich in diesem Einrichtungen vergleichsweise viele Menschen angesteckt hätten, teilte die Landesregierung mit.
Termine des Tages
Urteil in Karlsruhe: Die Strafrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) verkünden heute das erste höchstrichterliche Urteil zu den umstrittenen Cum-ex-Deals. Das Landgericht Bonn hatte im März 2020 zwei britische Aktienhändler zu Bewährungsstrafen verurteilt, einer soll dazu rund 14 Millionen Euro zurückzahlen. Von der Privatbank M. M. Warburg sollen gut 176 Millionen Euro eingezogen werden. Alle Beteiligten haben Revision eingelegt.
Besuch aus Washington: US-Außenminister Antony Blinken trifft in Neu-Delhi Indiens Premierminister Narendra Modi. Themen sollen unter anderem die Corona-Pandemie, die Lage im Indopazifik-Raum und gemeinsame Sicherheitsinteressen sein.
Neustart in Lima: Perus neuer Präsident Pedro Castillo tritt sein Amt an. Der Linkskandidat hatte sich mit einem hauchdünnen Vorsprung durchgesetzt. Im Wahlkampf hatte Castillo eine neue Verfassung, die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien und eine stärkere Kontrolle der Medien angekündigt. Ob er seinen radikalen Kurs aber tatsächlich umsetzen kann, ist fraglich: Im Kongress hat er keine eigene Mehrheit.
Der Tag in Tokio
8 Uhr / Synchronspringen
Der deutsche Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier, Patrick Hausding, und sein Partner Lars Rüdiger greifen die nächste Medaille an: Vom Drei-Meter-Brett gilt es, möglichst synchron ins Becken einzutauchen.
10 Uhr / Fußball
Nach dem knappen Sieg gegen Saudi-Arabien steht für die DFB-Olympiaauswahl heute des letzte Gruppenspiel an. Gegen das Team der Elfenbeinküste geht es zunächst um den Einzug in das Viertelfinale.
+++ Alle Infos zu den Olympischen Spielen finden Sie in unserem Liveblog. +++
10.30 Uhr / Dressur Einzel
Gestern standen Isabell Werth, Dorothee Schneider und Jessica von Bredow-Werndl noch gemeinsam auf dem Treppchen, heute müssen sie einzeln ran. Alle drei starten mit besten Chancen auf eine Medaille.
Wer heute wichtig wird
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Kommt von Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, heute ein Signal für die Weltwirtschaft? Powell verkündet am Abend die Fed-Entscheidung zur künftigen Zinspolitik.
© Quelle: Graeme Jenning/Pool Washington E
Der Podcast des Tages
Die Klimakrise ist in Deutschland angekommen. Stefan Rahmstorf hat das lange vorhergesagt: Er ist einer der renommiertesten Klimawissenschaftler der Welt und forscht am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). In dieser Folge berichtet er über den aktuellen Stand der Klimaforschung, warum der Golfstrom lahmt und es wichtiger ist denn je, sich an die Veränderungen anzupassen.
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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,
Ihr Jörg Kallmeyer
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