Die Gefahr der Kriegsrhetorik
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US‑Präsident Joe Biden erklärte: „Das ist ein Weltkrieg, wenn Amerikaner und Russen beginnen, aufeinander zu schießen.“
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
wenn es um Krieg und Frieden geht, dann ist es für das Publikum schwierig zu unterscheiden, was Taktik und Drohgebärde, was Desinformation und was echte Warnung ist. Vielleicht ist das ein Grund, warum um die Worte von US‑Präsident Joe Biden in der Nacht zu Freitag hierzulande nicht allzu viel Aufhebens gemacht wurde.
Biden forderte angesichts der russischen Truppen an den ukrainischen Grenzen amerikanische Bürgerinnen und Bürger in der Ukraine auf, das Land schnell zu verlassen. Biden erklärte weiter, er plane nicht, Truppen zur Rettung von US‑Bürgerinnen und US-Bürgern in die Ukraine zu schicken. Er sagte: „Das ist ein Weltkrieg, wenn Amerikaner und Russen beginnen, aufeinander zu schießen.“ RND-Chefautor Matthias Koch erinnert in seiner Analyse an die Situation vor mehr als 100 Jahren, als der Erste Weltkrieg für viele überraschend in eine Welt hereinbrach, die sich eigentlich auf dem Weg in eine glitzernde, von Innovation und Mobilität geprägte Moderne sah.
Er schreibt: „Natürlich will das Wort mit W niemand hören. Doch seine Tabuisierung hilft nicht weiter. Die modernen Gesellschaften des Westens müssen in diesen Tagen alles tun, um nicht die Fehler von 1914 und 1939 zu wiederholen. Nur wer den Krieg verhindert, wird auch den Weltkrieg verhindern.“
Nur wie ist das zu bewerkstelligen? Eine Kompromisslinie ist zurzeit nicht erkennbar. Die Nato auf der einen und Russland auf der anderen Seite haben sich in jene Spirale von Drohungen und Entgegnungen, Aufrüstungen und Truppenverlegungen begeben, aus der nur schwer wieder herauszufinden ist.
Baerbock zum Ukraine-Konflikt: „Müssen auf alle Szenarien vorbereitet sein“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bekräftigt die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts.
© Quelle: Reuters
Nato ist Feind, Europa Nachbar
Die stellvertretende RND-Chefredakteurin Eva Quadbeck sieht in der Rolle der EU, aber auch in der Verweigerung der Deutschen, Waffen in die Ukraine zu liefern, eine Chance, sich außerhalb der militärischen Kategorien zu positionieren. „Entschärfen lässt sich dieser Konflikt nur durch europäisches Engagement bei gleichzeitiger Zurückhaltung der Nato. Der Schlüssel dafür liegt im Normandieformat, im Minsker Abkommen, in einer einigen EU. Russland betrachtet die Nato als Feind, Europa ist Nachbar. Das ist ein Unterschied“, schreibt sie.
Auch bei den Olympischen Spielen in Peking ist die Kriegsgefahr spürbar – nicht nur, weil manche Experten einen Einmarsch der russischen Armee nach dem Ende der Spiele am 20. Februar befürchten. Der ukrainische Skeletonpilot Wladislaw Heraskewitsch sendete gestern bei den Winterspielen in China eine Botschaft gegen einen möglichen Krieg in seiner Heimat. Im Eiskanal zeigte der 23‑Jährige einen selbst gebastelten Zettel in den Landesfarben der Ukraine mit der Aufschrift „No war in Ukraine“ in die Kameras.
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„Kein Krieg in der Ukraine“: der Ukrainer Wladislaw Heraskewitsch nach dem Lauf beim Skeletonwettbewerb der Männer bei den Olympischen Winterspielen.
© Quelle: Uncredited/NBC/AP/dpa
Immerhin wird auch bei Olympia nicht alles schlechter. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) teilte mit, Heraskewitsch müsse nicht mit Konsequenzen rechnen. Zwar gebe es ein Verbot politischer Botschaften für die Athleten, es wurde allerdings zuletzt gelockert. Generelle Aufrufe zum Frieden sind nun ausdrücklich erlaubt.
Selbiges gilt ja auch in Ost-West-Konflikten, auch wenn allgemeine Worte in dem Russland-Ukraine-Konflikt wohl allein nichts bewirken würden. Ein kleiner Anfang wäre es angesichts der aktuellen Kriegsrhetorik womöglich schon.
Zitat des Tages
Das erlaubt uns, beim Bund-Länder-Treffen in der nächsten Woche einen ersten Öffnungsschritt und dann weitere für das Frühjahr in den Blick zu nehmen.
Olaf Scholz,
Bundeskanzler, am Freitag im Bundesrat mit Blick auf den bald erreichten Höhepunkt der Omikron-Welle
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- Schwuler, muslimischer, ländlicher, diverser: Die ARD hat ein Problem, findet unser Redakteur Imre Grimm: Sie sendet an weiten Teilen der Bevölkerung vorbei. Das Publikum im linearen, klassischen Fernsehen ist alt, die Mediathek noch nicht für jeden Jüngeren relevant. „Wir haben Teile der Bevölkerung verloren“, sagt die Programmdirektorin. Das muss sich ändern.
- Voller Lust an der Provokation: Einst galt er als Kasper der Nation, aber inzwischen hat Dieter Hallervorden ein zweites Leben nach dem „Didi“ begonnen – als Schauspieler, Sänger und Provokateur. An diesem Wochenende bekommt der 86‑Jährige den Karl-Valentin-Orden verliehen. Er hat sich die Ehrung redlich verdient. Ein Porträt von RND-Redakteur Stefan Stosch.
Aus unserem Netzwerk
Mit einem Projekt der Johanniter soll Gaffenden direkt vor Augen geführt werden, was sie gerade tun. Ein QR‑Code auf dem Rettungswagen und der Ausrüstung der Einsatzkräfte schickt eine Botschaft an das Smartphone eines Gaffenden, der filmt oder fotografiert, berichtet die „Ostsee-Zeitung“. In Wismar wird das Projekt ab sofort umgesetzt.
Termine des Tages
Kairo: Außenministerin Annalena Baerbock trifft zum Antrittsbesuch in Ägypten Außenminister Samih Schukri.
Berlin: Ökumenisches Friedensgebet anlässlich des Ukraine-Konflikts mit Erzbischof Heiner Koch, Erzbistum Berlin, Bischof Christian Stäblein, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).
Der Tag in Peking
Alle Medaillenentscheidungen im Überblick:
8.30 Uhr: Skilanglauf, Staffel der Frauen
9.53 Uhr: 500‑Meter-Eisschnelllauf der Männer
10 Uhr: Biathlon, Sprint der Männer
13 Uhr: Skispringen, Finale der Männer (Großschanze)
14.55 Uhr: Skeleton, Finale der Frauen
Debatten, News und Ergebnisse finden Sie in unserem Liveblog.
Was heute wichtig wird: Konvoiproteste in Frankreich
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Gegner der französischen Corona-Regeln möchten heute in Paris demonstrieren. Dazu wollen sie aus verschiedenen Landesteilen anreisen und einen Konvoi nach Vorbild der Truckerproteste im kanadischen Ottawa bilden. In den sozialen Medien ist auch von einer anschließenden Weiterfahrt nach Brüssel die Rede. Offizielle Stellen gehen bisher nicht von einer regen Beteiligung am Protest aus.
© Quelle: Laurent Cipriani/AP/dpa
Der Podcast des Tages: Ist Olaf Scholz cool?
Mit ihren Kolleginnen Kristina Dunz und Daniela Vates baldowern Steven Geyer und Andreas Niesmann aus, wie einig der Westen gegen Russland auftritt, ob Olaf Scholz cool ist oder nur so tut und warum ein grauer Pullover die Republik bewegt. Weitere Themen: Annalena Baerbock in der Ukraine, die Greenpeace-Chefin im Ministerium, Markus Söders jüngste Pirouetten und die langweiligste Wahl des Jahres.
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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,
Ihr Dirk Schmaler
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