„Der Tag“

Die Folgen des Bebens

Zivilschutzmitarbeiter und Anwohner durchsuchen im syrischen Harem Syrien die Trümmer eingestürzter Gebäude nach Überlebenden.

Zivilschutzmitarbeiter und Anwohner durchsuchen im syrischen Harem Syrien die Trümmer eingestürzter Gebäude nach Überlebenden.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

Häuser, von denen nichts als Trümmer übrig sind. Menschen, unter Schutt begraben. Straßen, völlig verwüstet. Das verheerende Ausmaß der Erdbebenkatastrophe an der türkisch-syrischen Grenze ist auch einen Tag später kaum zu fassen. Mehr als 4200 Menschen sind ums Leben gekommen. Tausende weitere wurden verletzt. Die Opferzahlen werden heute wahrscheinlich noch weiter steigen.

Die Türkei ist häufig von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. In diesem Fall waren die Auswirkungen wohl auch deshalb so zerstörerisch, weil das Beben nicht nur sehr stark war, sondern der Bruch sich auch in einer geringen Tiefe ereignete. „Die Erschütterung an der Erdoberfläche wird stärker gewesen sein als bei einem tieferen Erdbeben der gleichen Stärke an der Quelle“, vermutete etwa der britische Geowissenschaftler David Rothery.

Erdbeben lassen sich nicht voraussagen. Alles, was man tun kann, ist, sich so gut wie möglich gegen die Folgen zu schützen. Doch gerade in Syrien war die Infrastruktur durch Jahre des Bürgerkriegs ohnehin in einem extrem schlechten Zustand. Aber auch in der Türkei zeigte sich die oftmals schlechte Qualität der Bauten, berichtet RND-Korrespondent Gerd Höhler. „Selbst moderne Gebäude, die einem Beben dieser Stärke eigentlich standhalten müssten, wenn die Bauvorschriften beachtet würden, fielen wie Kartenhäuser in sich zusammen und begruben ihre Bewohner.“ Der Grund dafür seien etwa fehlerhafte statische Berechnungen oder Pfusch am Bau. Ersten Schätzungen zufolge sind in der Türkei mindestens 2000 Gebäude zerstört.

Vor laufenden Kameras: Zweites Erdbeben lässt Wohngebäude einstürzen

Moment der Panik in Malatya. Die Stadt in der osttürkischen Region Anatolien ist am Montagmittag erneut von einem schweren Beben erschüttert worden.

Wiederkehr der Erdbebendiplomatie?

Die Herausforderungen für die Retter und Retterinnen sind gigantisch. Nach 48 Stunden schwindet bei solchen Katastrophen die Hoffnung, Überlende zu finden, rapide. Fachleute erwarten auch, dass es weitere Nachbeben geben wird. In den betroffenen Regionen ist es zudem kalt, es liegt teilweise Schnee.

Immerhin: Die internationale Hilfe erfolgte rasch und ohne Zögern – und auch unabhängig von anderen politischen Differenzen. Israel etwa kündigte humanitäre Hilfe für Syrien an, obwohl sich die beiden Länder offiziell im Krieg befinden. Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken.

Ist zumindest das also ein kleiner Hoffnungsschimmer? Eine mögliche Wiederkehr der Erdbebendiplomatie von 1999, die von einer pragmatischen Zusammenarbeit geprägt war? „Für die Nato wäre jetzt die Wiederkehr solchen Denkens ideal“, analysiert RND-Chefautor Matthias Koch. „In der Zentrale der Allianz allerdings trauen viele Erdogan so etwas schon nicht mehr zu.“

Wenn auch Sie helfen wollen, finden Sie hier Hilfsorganisationen, die Spenden sammeln.

Wir wünschen Ihnen einen guten Start in diesen Tag,

Ihre Anna Schughart

Der Tag

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Zitat des Tages

Wenn es bereits um diesen fast schon comichaften Ballon eine solche Aufregung gibt, kann man sich vorstellen, was passiert, wenn es zu einem wirklichen Zwischenfall kommt.

Thorsten Benner,

Direktor des Global Public Policy Institutes (GPPi) in Berlin, über die USA-China-Beziehungen

 

Wer heute wichtig wird

Präsident Emmanuel Macron will das Renteneintrittsalter in Frankreich schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben. Die großen Gewerkschaften haben deshalb wieder zu Streik und Protest aufgerufen. Vor einer Woche beteiligten sich an einem Aktionstag mehr als eine Million Menschen.

Präsident Emmanuel Macron will das Renteneintrittsalter in Frankreich schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben. Die großen Gewerkschaften haben deshalb wieder zu Streik und Protest aufgerufen. Vor einer Woche beteiligten sich an einem Aktionstag mehr als eine Million Menschen.

 

Termine des Tages

Weiter Warnstreik: In der Tarifauseinandersetzung bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft Verdi auch am Dienstag die Beschäftigten bundesweit zum Warnstreik aufgerufen. Arbeitsniederlegungen soll es in den Brief- und Paketzentren sowie in der Zustellung geben.

Prozessbeginn: Am 8. Juni 2022 fährt ein Mann mit einem Auto auf dem Ku’damm und der Tauentzienstraße in mehrere Fußgängergruppen. Eine Frau stirbt, zahlreiche Menschen werden schwer verletzt. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft dem 29-Jährigen unter anderem vollendeten „Heimtückemord“ sowie 16-fachen Mordversuch vor.

 

Leseempfehlungen

Bewusst kinderfrei: „Die Bestimmung einer Frau ist es, Kinder zu bekommen“ – so oder so ähnlich lautet nach wie vor eine weit verbreitete Haltung in Sachen Rollen­verteilung. Doch manche Frauen wünschen sich ganz bewusst keine Kinder. Das liegt auch an den immer noch verbreiteten und erdrückenden Mutteridealen (+).

Es knackt wohl: Manche Menschen können es einfach nicht lassen: Immer wieder muss mit den Fingern geknackt werden. Doch wodurch entsteht eigentlich das Knackgeräusch? Und kann man damit seinen Gelenken langfristig schaden?

 

Aus unserem Netzwerk

Einer internen Analyse zufolge gab es vor dem Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden große Sicherheitsdefizite in den Staatlichen Kunstsammlungen. „Das Thema Sicherheit hatte nicht den Stellenwert, den es hätte haben müssen“, heißt es. Man habe sich darauf verlassen, dass kein Einbruch passieren werde, weil zuvor auch nichts passiert sei, berichtet die „Leipziger Volkszeitung“ (+).

 

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