Deutschland beteiligt sich an großer Übung des US-Militärs

US-Streitkräfte auf einer Autobahn.

US-Streitkräfte auf einer Autobahn.

Berlin. Deutschland wird im kommenden Jahr logistische Drehscheibe bei einer von den US-Streitkräften geführten Übung zur Verlegung von Soldaten nach Polen und ins Baltikum. Daran seien auch 16 weitere Nato-Staaten beteiligt, darunter Deutschland, teilte das Verteidigungsministerium den Obleuten der Fraktionen im Verteidigungsausschuss mit.

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Mit der Übung "Defender 2020" trainiere das US-Militär die Verlegung einer Division, heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nach US-Berichten werden bei der größten Übung dieser Art in Europa seit 25 Jahren bis zu 20 000 Soldaten verlegt.

Zwischen April und Mai würden die Truppen mit Unterstützung der Bundeswehr durch Deutschland geführt, heißt es in dem Schreiben. Dazu seien drei sogenannte Convoy-Support-Zentren für die Marschkolonnen und der Aufbau einer Tankanlage auf dem Truppenübungsplatz Bergen in der Lüneburger Heide geplant. Das Heer beteilige sich zudem "in den Bereichen Kampf, Kampfunterstützung und Führung".

Schnelle Verlegung von Truppen

"Mit der US-geführten Übung DEF 20 soll eine schnelle Verlegbarkeit größerer Truppenteile über den Atlantik und durch Europa geübt werden, um sicherzustellen, dass die entsprechenden Verfahren im Krisenfall funktionieren", heißt es in dem Schreiben vom Dienstag.

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Deutschland habe ein wesentliches Interesse, unter Beweis zu stellen, dass es als Drehscheibe und Transitland eine zentrale Rolle in der Nato erfülle und damit einen substanziellen Beitrag für die "gemeinsame europäische und euroatlantische Sicherheit" leisten könne.

Kritik kam aus der Opposition. "Im Gegenteil, diese Übung wird auf russischer Seite zu Reaktionen führen, womit die weitere Eskalation vorprogrammiert ist. Die Deeskalation scheint im Wortschatz der Nato nicht mehr zu existieren", erklärte Linken-Verteidigungspolitiker Alexander Neu. Die Linke fordere, "sich in keiner Weise an der Übung zu beteiligen und auch nicht deutsches Territorium für dieses Säbelrasseln zur Verfügung zu stellen".

Kritik von den Linken an Außenminister Maas

Jan Korte, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion Die Linke sagte: "Die geplante Großübung ist ein Säbelrasseln der schlimmsten Kategorie und reine Eskalation. Dafür darf sich die Bundesregierung nicht hergeben. Wenn sie es doch tut, bin ich mir sicher, dass das Manöver von massiven Protesten begleitet, wenn nicht gar verhindert wird."

Kritik richtete er vor allem an Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD). Wer diplomatisch auch nur minimal an einer Entspannung mit Russland interessiert sei, so Korte, müsse dieses Manöver verhindern oder seinen Hut nehmen. "Das einzig akzeptable Manöver zur Verlegung von Truppenteilen wäre ein Abzug der US-Atomraketen aus Deutschland, am besten mit Kurs direkt in eine Abrüstungsanlage."

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Deutschland hatte im Januar auch die Führung der Nato-Speerspitze (Very High Readiness Joint Task Force - VJTF) übernommen. Die Speerspitze war 2014 gegründet worden - eine Reaktion auf die russische Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, die auch in Deutschland zur Neubewertung der Sicherheitslage führte.

RND/cle/dpa

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