Schluss mit dem Bagatellisieren der deutschen Kolonialverbrechen
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USA: Künstler malen gemeinsam in bunten Lettern "Black Lives Matter" auf die Straße vor dem Dr. Carter G. Woodson African American Museum.
© Quelle: Dirk Shadd/Tampa Bay Times via Z
Mehr als 100 Jahre nach Ende seiner Kolonialzeit versteckt sich Deutschland noch immer hinter anderen: Die Briten waren viel schlimmer, die Spanier viel länger da - und die Portugiesen brachten die atlantische Sklaverei in Gang. Doch mit einem Bagatellisieren der Kolonialverbrechen verschwinden diese nicht - ganz im Gegenteil, Narben bei jenen, die mit dem Erbe der Opfer leben müssen, werden dadurch nur größer.
Es kann nicht sein, dass Afrodeutsche im Jahr 2020 in der Lüderitz oder Trotha-Straße wohnen müssen, dass sie an einer U-Bahn-Haltstelle Mohrenstraße umsteigen oder auf dem Arbeitsweg ein Denkmal für Hermann von Wissmann passieren. Das alles ist aber Realität für Hunderttausende Schwarze, oftmals in Deutschland geboren, mit deutschem Pass ausgestattet.
In der Kolonialzeit bündelt sich der Glaube der weißen Übermacht
Wenn wir über Rassismus reden, müssen wir über die Strukturen reden, die dahinter liegen. Die Kolonialzeit gibt Aufschluss, denn dort bündelt sich das Rassendenken, der Glaube der weißen Übermacht, dem Irrsinn, andere Völker aufklären und missionieren zu müssen. Gedankengut, das sich heute noch vielerorts findet.
Das Herunterspielen der Rolle der Deutschen in der Kolonialgeschichte muss ein Ende haben. Dafür jedoch müssten wir weiße Deutsche uns ernsthaft und kritisch mit dem Erbe beschäftigen. Wir tragen nicht die Schuld, aber eine Verantwortung - und dieser Verantwortung müssen wir bei Begegnungen mit Minderheiten gerecht werden. Eine Debatte, die wir schon einmal geführt haben: Als es um die Aufarbeitung des Dritten Reichs ging.