Angst vor dem Bruch mit Rom?

Deutsche Bischofskonferenz: Scheitern die großen Reformen des Synodalen Wegs?

Eröffnungsgottesdienst zur Frühjahrs-Vollversammlung 2023 in Dresden.

Eröffnungsgottesdienst zur Frühjahrs-Vollversammlung 2023 in Dresden.

Dresden. Eine Woche vor dem vorläufigen Abschluss des Synodalen Wegs, eines mehrjährigen Erneuerungsprozesses der katholischen Kirche in Deutschland, zeichnet sich ein Scheitern zentraler Reformanliegen ab. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) ringt auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden um die erforderlichen Mehrheiten für Beschlüsse zu größeren Mitbestimmungsrechten für Laien, den Ruf nach Zulassung von Frauen zu den geistlichen Ämtern, aber auch zur Segnung homosexueller Paare.

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Entsprechende Textvorlagen sollen auf der fünften und letzten Synodalversammlung vom 9. bis 11. März in Frankfurt am Main verabschiedet werden. Dafür ist laut Satzung nicht nur eine Zwei-Drittel-Mehrheit der 230 Synodalen insgesamt, sondern zusätzlich auch der Bischöfe erforderlich. Es sehe nicht rosig aus, hieß es dazu in Dresden am Rande der Beratungen.

Bruch mit Rom? Die Stimmung hat sich gedreht

Nach Einschätzung langjähriger Mitglieder des Episkopats hat sich die Stimmung in den vergangenen Monaten gedreht. Insbesondere unter den Weihbischöfen, die mit 40 Vertretern zahlenmäßig stärker sind als die 27 Ortsbischöfe, seien die Vorbehalte gegen den Synodalen Weg seit der vierten Synodalversammlung im September 2022 massiv gestiegen. Erklärt wurde dies unter anderem mit der Sorge vor einem Bruch mit Rom. Führende Kardinäle im Vatikan, aber auch der Papst selbst hatten zuletzt wiederholt ihr Missfallen über den Synodalen Weg bekundet. Franziskus nannte ihn eine Elitenveranstaltung, die nicht seinem Verständnis von Synodalität entspreche, wie er sie sich für die ganze Kirche wünsche.

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Der päpstliche Nuntius (Botschafter) in Deutschland, Nikola Eterovic, trug in Dresden nun noch einmal massive Bedenken vor, insbesondere gegen die Einrichtung sogenannter synodaler Räte auf Bundesebene und nachgelagert in den Bistümern oder den Pfarreien. Gegen den für ganz Deutschland geplanten synodalen Rat mit einer gemischten Besetzung von Bischöfen und Laien hatte sich im Januar bereits ein vom Papst approbiertes Schreiben der drei höchstrangigen Kurienkardinäle gewandt. Ihr Brief wiederum war eine Reaktion auf eine Nachfrage von fünf deutschen Bischöfen unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Woelki in Rom, ob sie denn in einem solchen synodalen Rat mitwirken müssten oder dies überhaupt dürften. Den Wortlaut ihres Schreibens enthalten die Verfasser den anderen Bischöfen bis heute vor, was intern viele mit Unverständnis und Verärgerung quittieren.

Was passiert mit der Frauenweihe?

Zum Brief der Kardinäle aus Rom sagte Eterovic nun, er sei „von Amts wegen beauftragt zu präzisieren“, dass „nach richtiger Auslegung“ des Inhalts „nicht einmal ein Diözesanbischof einen synodalen Rat auf diözesaner oder pfarrlicher Ebene errichten“ könne – geschweige denn die Bischofskonferenz auf nationaler Ebene.

Zur umstrittenen Frage der Frauenweihe zitierte der Vatikan-Diplomat ein Interview des Papstes, in dem Franziskus den Ausschluss der Frauen von den Ämtern mit dem „petrinischen Prinzip“ – also dem auf den Apostel Petrus gegründeten Leitungsstruktur – begründet, das „keinen Raum“ für Frauen im ordinierten Dienst biete.

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In den Reihen der reformorientierten Bischöfe wurden Eterovics Akzentsetzungen als ein weiterer – letzter – Versuch Roms wahrgenommen, den Synodalen Weg kurz vor dem Ende auszubremsen und die hierarchische, von einem Männerklerus dominierte Kirchenverfassung zu zementieren. In einem Antwortbrief an die drei römischen Kardinäle, den die Bischofskonferenz am Mittwoch veröffentlichte, versucht deren Vorsitzender Georg Bätzing (Limburg), die Bedenken zu zerstreuen und verspricht eher lapidar eine „Vertiefung“ der aufgeworfenen Fragen zur Synodalität.

Irritationen deutlich zu spüren

Er setze dafür auf „gute Gesprächskonstellationen“ mit Rom. Aus solchen Formulierungen wird die Irritation über den fortgesetzten Schlagabtausch in Form von Briefen ersichtlich. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx nahm in einer Predigt am Dienstag indirekt auf die Interventionen aus Rom, aber auch auf die Widerstände in den eigenen Reihen Bezug. Er forderte ein mutiges Vorangehen. Es brauche sogar noch mehr „synodale Suchbewegungen“, so der Münchner Erzbischof. „Warum haben wir so viel Angst, was alles noch kommen kann?“

Bätzing seinerseits wird nicht müde zu betonen, dass der Synodale Weg als Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche das Ziel verfolge, den systemischen Ursachen für Machtmissbrauch und damit auch für sexualisierte Gewalt in der Kirche entgegenzutreten. Die auf dem Synodalen Weg verhandelten Fragen seien keine deutschen Sonderthemen, sondern beschäftigten Katholikinnen und Katholiken in aller Welt. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), das gemeinsam mit den Bischöfen den Synodalen Weg verantwortet, kleidete seine Sorgen vor einem Scheitern wichtiger Reformpapiere in einen Appell: „Wir haben die Erwartung, dass die Bischöfe zu ihrer Verantwortung stehen“, sagte der Vize-Präsident des Laiendachverbands, Thomas Söding, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Was Rom verbiete, seien Konstruktionen, die Bischöfe entmachten würden. „Wir setzen aber darauf, dass die massive Autoritätskrise des Bischofsamtes nur durch mehr Transparenz und Kontrolle überwunden werden kann“, betonte Söding, der auch Vizepräsident des Synodalen Wegs ist. „Der Nuntius hat erklärt, die bestehenden Räte und Gremien sollten gestärkt werden. Diese Absicht darf kein Lippenbekenntnis bleiben.“

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