Mitten in der Corona-Krise zerstört sich die AfD selbst
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5ONUFY3LE5DK7PGBODHLQU5AOU.jpg)
AfD-Senior Alexander Gauland förderte Andreas Kalbitz jahrelang. Nun wird er ihn nicht los.
© Quelle: imago images/Jens Jeske
Berlin. Der rechtsextreme österreichische Online-Hetzer Martin Sellner hat Recht mit seiner Analyse der AfD. Ausgerechnet Sellner. Es tut weh, das zu schreiben.
Sellner hat in einem Video diese Woche davon gesprochen, dass die AfD sich selbst zerstören würde, wenn sie den „Flügel“ amputiert.
Die Parteiströmung um Björn Höcke und Andreas Kalbitz wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem beobachtet. Sie dominiert die Landesverbände im Osten, in den Hochburgen der AfD.
Nun hat dieser „Flügel“ eine Gnadenfrist bekommen. Er soll sich bis Ende April selbst auflösen. Bereits auf einem „Flügel“-Treffen am Samstagabend sollen die Rechtsausleger ihren Rückzug anordnen.
Gauland und Weidel sind kontaminiert
Dass sie das tun, ist alles andere als sicher. Kalbitz stimmte im Bundesvorstand als einziger gegen das Ultimatum. In der Folge ging es auch um ihn: Laut Medienberichten kennt der Verfassungsschutz seine Mitgliedsnummer in der verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“.
Das würde den sofortigen Rausschmiss des „Flügel“-Strippenziehers möglich machen. Aber da die AfD den Verfassungsschutz nicht für eine seriöse Quelle hält, kann sie nichts gegen Kalbitz unternehmen. Er soll nun juristisch gegen die Behauptung vorgehen, das ist alles.
Die beiden mächtigsten Menschen in der Partei sind kontaminiert: Die Bundestags-Fraktionschefs Alice Weidel und Alexander Gauland.
Der Senior hat Höcke und Kalbitz lange gefördert und noch im vergangenen Herbst Höcke einen Freifahrtschein ausgestellt.
Der Senior hat Höcke und Kalbitz lange gefördert und noch im vergangenen Herbst Höcke einen Freifahrtschein ausgestellt: der Rechtsextreme aus Thüringen stehe „inmitten der Partei“.
Und Weidel sowie ihr engster Verbündeter an der Parteispitze, Gauland-Nachfolger Tino Chrupalla, sind durch eine Reihe von Deals zum Machterhalt mit dem „Flügel“ verstrickt.
So wie alle, die jetzt noch in der AfD etwas zu sagen haben. Oder sie waren zumindest vom “Flügel” abhängig, wie Parteichef Jörg Meuthen, der sich jetzt freischwimmen will.
Wenn sich der „Flügel“ formal auflöst und Kalbitz und Höcke bleiben, ist die AfD nichts anderes als zuvor. Und damit dem Untergang geweiht.
Mitten in der Corona-Krise hat die größte Oppositionspartei im Bundestag nichts anderes zu tun, als sich selbst zu zerstören.
Das sagt schon alles über den Platz der AfD im Krisen-Deutschland aus: Ganz weit im Abseits.