Der doppelte Trump – Bolsonaro „bewundert“ den US-Präsidenten

Jair Bolsonaro (links), Präsident von Brasilien, und Donald Trump, Präsident der USA, reichen sich während einer Pressekonferenz nach ihrem Treffen im Weißen Haus die Hände.

Jair Bolsonaro (links), Präsident von Brasilien, und Donald Trump, Präsident der USA, reichen sich während einer Pressekonferenz nach ihrem Treffen im Weißen Haus die Hände.

Washington. Ein Vier-Augen-Gespräch, ein gemeinsames Mittagessen und unzählige Schmeicheleien lagen schon hinter den beiden Präsidenten, als Jair Bolsonaro und Donald Trump am Dienstag bei strahlendem Sonnenschein vor die Kameras im Rosengarten des Weißen Hauses traten. "Wir stehen Seite an Seite für Freiheit, traditionelle Familienwerte, Respekt vor Gott und gegen die politische Korrektheit und gegen Fake News", sagte der brasilianische Rechtspopulist. Trump lächelte. "Ich bin stolz, dass Sie das Wort Fake News gebraucht haben", erwiderte er später.

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Niemand hätte von diesem amerikanischen Präsidenten ein flammendes Bekenntnis zur Pressefreiheit erwartet. Aber die kritiklose Lobhudelei, mit der er seinen wegen homophober, rassistischer und frauenfeindlicher Ausfälle höchst umstrittenen Gast überhäufte, war selbst für Trumps Verhältnisse außergewöhnlich. Einen „unglaublichen Sieg“ habe Bolsonaro bei den Wahlen im vergangenen Oktober errungen, schwärmte der US-Präsident und bekannte: „Wir teilen viele gemeinsame Ansichten.“

Bolsonaro will sein Image aufpolieren

Das hatte Bolsonaro schon zu Beginn seines dreitägigen Washington-Besuches unter Beweis gestellt, als er in einem Interview mit Trumps rechtem Haussender Fox Sympathien für die geplante Mauer an der Grenze zu Mexiko äußerte und sagte: „Die überwältigende Mehrheit der Migranten führt nichts Gutes im Schilde.“ Geschickt bediente Bolsonaro auch im Rosengarten die Bedürfnisse des narzisstischen US-Präsidenten und versicherte ihn seiner „Bewunderung“. Dass ausländische Medien dem Ex-Hauptmann im Wahlkampf den zweifelhaften Titel „Tropen-Trump“ verliehen hatten, habe umgekehrt früh das Interesse des US-Präsidenten an dem Newcomer geweckt, berichten hochrangige Regierungsvertreter in Washington.

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Verehrung auf der einen, Bestätigungsgier auf der anderen Seite – doch jenseits dieser psychologischen Momente haben die beiden Präsidenten auch handfeste Motive für ihre demonstrative Verbrüderung: Bolsonaro möchte sein durch eine Mordaffäre angeknackstes Image aufpolieren und zugleich sein rohstoffreiches, aber kriselndes Land wirtschaftlich stabilisieren. Trump sucht Absatzmärkte für amerikanische Produkte und Verbündete im Kampf gegen den Sozialismus. „Alle Optionen sind auf dem Tisch“, erklärte Trump auf Fragen nach dem künftigen Vorgehen in Venezuela und drohte mit härteren Sanktionen, falls die Maduro-Regierung nicht freiwillig abtrete. Selbst eine Militärintervention schloss er nicht aus.

Trump macht Brasilien zu einem bevorzugten Nicht-Nato-Mitglied

An die Adresse seines Gastes gerichtet versicherte der US-Präsident, er wolle ein neues Kapitel in den Beziehungen „zwischen den beiden größten Demokratien und Volkswirtschaften der westlichen Hemisphäre“ eröffnen. In einem ersten Schritt hebt Brasilien den Visumzwang für US-Bürger auf und erlaubt den Nordamerikanern, von einem Weltraumbahnhof auf seinem Boden Flüge ins All zu starten. Umgekehrt räumte Trump dem Land den Status eines bevorzugten Nicht-Nato-Mitglieds ein und ermöglicht ihm damit den Zugang zu US-Rüstungsgütern. Selbst einen Nato-Beitritt brachte der US-Präsident ins Spiel. Allerdings müsse er vorher „mit einer Reihe von Leuten reden“.

Auch über Handelserleichterungen solle gesprochen werden, kündigte Trump an. Dabei dürfte es Washington vor allem darum gehen, den chinesischen Einfluss zurückzudrängen. Ob das gelingt, halten Beobachter freilich für zweifelhaft: Peking ist der wichtigste Handelspartner Brasiliens und hat dort Milliardensummen investiert.

Von Karl Doemens/RND

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