Bald wird geimpft: Warum Corona trotzdem ein Marathon bleibt

Berlin: Das Reichstagsgebäude und der davor beleuchtete Weihnachtsbaum spiegeln sich am Abend in einer Pfütze, als ein Passant vorbei geht.

Berlin: Das Reichstagsgebäude und der davor beleuchtete Weihnachtsbaum spiegeln sich am Abend in einer Pfütze, als ein Passant vorbei geht.

Berlin. Die Bundesregierung kann nach einem vergeigten November beim Pandemie-Schutz sowie steigenden Infektions- und Todeszahlen nun endlich eine gute Nachricht präsentieren: Mit den Impfungen soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Während das noch im Oktober verheißene Weihnachten im Kreis von Familie und Freunden so nicht stattfinden kann, zeigt sich mit der Zulassung des Impfstoffes Licht am Ende des Tunnels.

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Anlass zur überschwänglichen Freude gibt es nicht: Die Rückkehr ins normale Leben wird mindestens bis zum Sommer dauern. Möglicherweise noch ein ganzes Jahr. Und auch wenn der Impfstoff zehntausendfach getestet wurde, lässt es sich nicht ausschließen, dass überraschend heftige Nebenwirkungen auftreten. Es gibt auch noch offene Fragen: Wie lange hält der Impfschutz? Wirkt die Impfung in allen Bevölkerungsgruppen gleich?

Biontech hat eine visionäre Entscheidung getroffen

Gratulieren aber muss man dem Unternehmen Biontech, das in unglaublich kurzer Zeit diesen Impfstoff entwickelt hat. Der Firmengründer hat bereits im Januar die Pandemie kommen sehen und alle Kräfte auf das Erforschen eines Impfstoffs geworfen. Das ist wirklich bemerkenswert. Eine visionäre Entscheidung. Denn im Januar hat der Rest Europas das Coronavirus noch für ein Problem der chinesischen Provinz gehalten.

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Der deutschen Politik gebührt das Lob, über Jahrzehnte Grundlagenforschung gefördert zu haben – auch einen Wissenschaftler wie Ugur Sahin, der mit seinem Glauben an genbasierte Arzneimittel lange recht einsam war. In Deutschland werden immer wieder Forschungsprojekte mit Geldern ausgestattet, bei denen auch solche Pionierleistungen erbracht werden können.

Die Impfstoffentwickler von Biontech: Ugur Sahin und Özlem Türeci.

Die Impfstoffentwickler von Biontech: Ugur Sahin und Özlem Türeci.

Bislang galt Deutschland schwach auf dem Feld, von der Grundlagenforschung auch in die Anwendung und damit in den wirtschaftlichen Erfolg zu gehen. Der Biontech-Impfstoff ist ein Musterbeispiel, wie wichtig auch Grundlagenforschung ist, um Wissenschaft in den direkten Dienst für die Menschheit zu stellen.

Die Auslese für die Impfungen wird zu Streit führen

Nun gilt es, in Deutschland die Impfungen schnell, smart und sicher über die Bühne zu bringen. Das ist eine große Herausforderung – logistisch und kommunikativ. Politiker in Bund, Ländern und Kommunen stehen vor der Schwierigkeit, gleichermaßen der Ungeduld der Impfwilligen und der Skepsis der Impfgegner zu begegnen. Für die Impfwilligen bedarf es vor allem Transparenz, warum wer in welcher Reihenfolge drankommt.

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Dass Alte, Vorerkrankte und bestimmte Berufsgruppen bevorzugt behandelt werden sollten, ist Konsens. Die Auslese im Detail wird noch zu strittigen Debatten führen. Welche Vorerkrankungen berechtigen zu einer frühen Impfung? Sollen erst Polizisten und dann Lehrer geimpft werden? Warum werden erst ausschließlich die über 80-Jährigen geimpft, während die 77-Jährigen sich weiter von ihren Enkeln isolieren müssen?

Gleichzeitig wird die Politik immer wieder über die Impfungen aufklären müssen. Der genbasierte Impfstoff regt Verschwörungstheoretiker besonders an. Man wird nicht oft genug erläutern können, dass dieser genbasierte Impfstoff keinesfalls Veränderungen in den Genen der Menschen verursacht, sondern lediglich dem Körper Anreize setzt, selbst Antikörper gegen das Coronavirus zu bilden.

Sollte es spektakuläre Fälle von schlimmen Nebenwirkungen geben, wird dies das Vertrauen in den Impfstoff sinken lassen und Wasser auf die Mühlen der Impfgegner geben. Zurzeit sind sie nur ein kleine, aber laute Gruppe. Das Thema ist dennoch hoch sensibel. Umfragen zufolge ist die Impfbereitschaft seit Start der Pandemie gesunken. Wenn die Impfskeptiker die Deutungshoheit erlangen, wird man die für die Immunisierung der Bevölkerung notwendigen 60 bis 70 Prozent nicht erreichen können.

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