Der „alte, weiße Mann“ ist nicht per se ein Feindbild

Eigentlich sollte jeder Tag Frauentag sein.

Eigentlich sollte jeder Tag Frauentag sein.

Potsdam. Dann ist's doch jetzt geschafft mit der Gleichberechtigung: In Berlin ist der Frauentag erstmals ein Feiertag, Brandenburg hat ein Parité-Gesetz für ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis im Landtag, die Stadt Hannover hat die gendergerechte Sprache eingeführt und nach der #MeToo-Debatte gibt es zumindest mehr Sensibilität für Alltagssexismus.

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Der Feminismus feiert derzeit große Erfolge – vieles, was vor Jahren noch undenkbar schien, ist plötzlich möglich. Ist 2019 das Jahr für den großen, letzten und nötigen Umbruch im Verhältnis der Geschlechter? Wohl noch nicht ganz.

Wir können alles schaffen

Unübersehbar ist: Das Verhältnis von Männern und Frauen hat sich in unserem Alltag geändert. Junge Frauen wachsen heute in dem Bewusstsein auf, dass sie alles schaffen können, wenn sie nur wollen – und so treten sie auch auf. Sie fordern ihren Platz bei der Arbeit, in der Gesellschaft und auch in der Familie ein.

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Eine gute Ausbildung, gesellschaftlicher Rückenwind und Rollenvorbilder an der Spitze, die zeigen, dass es geht, haben das weibliche Selbstbewusstsein beflügelt und dem Feminismus eine neue Wendung gegeben – und dabei übrigens auch viele Männer angesteckt. Nun muss sich die neue Selbstverständlichkeit auch im Alltag widerspiegeln. Das macht Arbeit und muss sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum immer wieder neu verhandelt werden.

Symbolische Kosmetik

Dabei wirken Parité-Gesetz, Sternchendebatten und ein freier Frauentag im Lichte der Realität wie symbolische Kosmetik. Es ist das Jahr 2019 und noch immer sind zumeist alleinerziehende Frauen von Armut betroffen, arbeiten vor allem Frauen in sozialen Berufen bei magerer Entlohnung und wissen viele Familien nicht, wie sie die Kinderbetreuung organisieren sollen – weil Kita-Plätze fehlen.

Es ist das Jahr, in dem sich viele Unternehmen für den Frauenanteil in ihren Vorständen eine „0-Prozent“-Quote geben und in dem der Staat noch immer meint, über den Körper der Frau bestimmen zu müssen und die Abtreibung weiter kriminalisiert. Da hilft auch ein reichlich angestaubter Frauentag nicht weiter, sondern beherztes Anpacken der strukturellen Probleme.

Überzogene politische Korrektheit bringt uns nicht weiter

Feminismus meint nicht den Kampf für eine Herrschaft von Frauen über Männer. Feminismus ist eine Haltung, die Menschen das gleiche Recht und den gleichen Wert zugesteht – unabhängig von ihrem Geschlecht. Und dabei dürfen die zuweilen schrillen Vorkämpferinnen der weiblichen Sichtbarkeit den Kampf für etwas nicht damit verwechseln, gegen etwas zu sein:

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Der „alte, weiße Mann“ ist nicht per se ein Feindbild – diese Frontstellung bringt niemanden weiter. Ebenso wenig überzogene politische Korrektheit, die uns im Umgang miteinander jegliche Leichtigkeit nimmt. „Das Ziel muss Parität sein, Parität überall“, sagte Angela Merkel (CDU) kürzlich. Sogar die Kanzlerin war selten so feministisch wie heute.

Zur Autorin: Hannah Suppa ist Chefredakteurin der „Märkischen Allgemeinen“ in Potsdam.

Von Hannah Suppa/RND/MAZ

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