Gefährdete Demokratie: Nur jeder zweite Deutsche vertraut dem politischen System
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Nur 32 Prozent der Deutschen haben Vertrauen in den Bundestag.
© Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa
Hamburg. Laut Umfrage vertrauen nur 50 Prozent der Deutschen der Demokratie, 30 Prozent vertrauen ihr weniger bis gar nicht. Stärker ist der Zuspruch der Deutschen gegenüber der Wissenschaft (67 Prozent) und dem Bundesverfassungsgericht (55 Prozent), wie die Körber-Stiftung am Dienstag in Hamburg mitteilte. Dagegen haben lediglich 32 Prozent Vertrauen in Bundestag und Bundesregierung, nur 20 Prozent vertrauen Parteien. Das zeigt eine repräsentative Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut policy matters vom Oktober 2021 im Auftrag der Körber-Stiftung.
Um die Demokratie zu stärken, befürwortet eine Mehrheit von 71 Prozent die Einbeziehung von Bürgern und Bürgerinnen bei wichtigen politischen Entscheidungen. Dies gilt insbesondere in bürgernahen Bereichen: Kommunale Fragen bilden dabei mit 84 Prozent den Spitzenwert, gefolgt von Fragen der Bildungspolitik (76 Prozent) und des Klimaschutzes (70 Prozent).
Weckruf zur Erneuerung der Demokratie
Für den Philosophen Julian Nida-Rümelin sind die Ergebnisse ein Weckruf zur Erneuerung der Demokratie. „Eine Demokratie kann es sich nicht erlauben, größere Minderheiten in Fundamentalopposition, Resignation oder Wut abdriften zu lassen“, sagte der ehemalige Kulturstaatsminister. Wenn solche Entwicklungen mit einem massiven Rationalitätsverlust einhergingen und in faschistisches, mythologisch oder religiös geprägtes Verschwörungsdenken mündeten, sei die Demokratie gefährdet.
RND/epd