Wahlanalyse in Grafiken

Berlin-Wahl: Welche Gruppen der CDU den Sieg brachten

Bei der Wiederholungswahl in Berlin kann die Union in vielen Gruppen Stimmen hinzugewinnen.

Bei der Wiederholungswahl in Berlin kann die Union in vielen Gruppen Stimmen hinzugewinnen.

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Eines waren die Berliner Wählerinnen und Wähler nicht: zufrieden mit ihrem Senat. 57 Prozent von ihnen gaben laut einer Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen an, dass die Koalition aus SPD, Grünen und Linken ihre Arbeit schlecht mache. Nur ein knappes Drittel bescheinigte dem Bündnis unter der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) gute Arbeit. Das Ergebnis spiegelt sich auch in den Zweitstimmen wider – die CDU gewinnt deutlich, während die Regierungsparteien am Sonntag teils deutliche Verluste hinnehmen mussten.

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Besonders bitter für die Sozialdemokraten: Die Arbeiterpartei büßt bei der Hauptwählerschaft deutlich ein. Noch vor gut eineinhalb Jahren, beim ersten Wahlversuch in Berlin, stimmten 27 Prozent der wählenden Arbeiterinnen und Arbeiter für die SPD. Bei der Wiederholungswahl waren es nur noch 19 Prozent. Ein Verlust von 8 Punkten. Die Union mit ihrem Spitzenkandidaten Kai Wegner wurde in dieser Berufsgruppe nicht nur stärkste Kraft, mit 31 Prozent konnte sie ihr Ergebnis von 2021 um starke 13 Prozentpunkte steigern.

Deutliche Verluste mussten die Grünen bei der Gruppe der Selbstständigen hinnehmen. Hier büßte die Partei von Spitzenkandidatin Bettina Jarasch 5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021 ein. Auch die FDP muss wie in anderen Landtagswahlen im vergangenen Jahr in dieser Gruppe Verluste (von 10 auf 7 Punkte) hinnehmen. Die AfD konnte dagegen in fast allen Gruppen hinzugewinnen.

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Kaum große Unterschiede zeigte sich bei der Wahlentscheidung von Männern und Frauen. Alle Parteien liegen hier etwa gleichauf – wobei die konservativen Parteien bei den Männern leicht vorn lagen, während SPD, Linke und Grüne etwas mehr Stimmen von Frauen auf sich vereinen konnten.

Giffey räumt Niederlage ein: „Berlinerinnen und Berliner sind nicht zufrieden“
Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin, spricht zu den Parteimitgliedern.

Die CDU hat die Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus gewonnen und löst die SPD als stärkste Kraft ab.

Linke bei jungen Wählern am stärksten, Union dominiert bei Älteren

Wenig überraschend auch der Vorsprung der Grünen bei den Wählerinnen und Wählern unter 30. Auch die FDP fährt hier in den Altersgruppen ihr stärkstes Ergebnis ein, bleibt aber deutlich hinter Werten wie etwa bei der Bundestagswahl zurück. Die SPD hingegen verliert in der Gruppe der über 60-Jährigen im Vergleich zu 2021 ganze 7 Punkte und kommt nur noch auf 26 Prozent Wählende, die Union kann hingegen auch hier deutlich zulegen – auf 38 Prozent statt 27 Prozent vor eineinhalb Jahren.

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Deutlich legt die Union auch zu, wenn man den Bildungsgrad der Wählenden betrachtet. Ganze 39 Prozent derer, die einen Hauptschulabschluss haben, machten ihr Kreuz bei Spitzenkandidat Wegner und seiner Partei – die Union legt hier um 15 Punkte im Vergleich zum ersten Wahlanlauf 2021 zu. Die SPD hingegen verliert auch hier deutlich (–10 Prozentpunkte).

Wähler trauen Union Lösung zweier Kernprobleme zu

Warum die Union so deutlich bei den Stimmen hinzugewinnen kann, lässt sich mit einem Blick auf die wichtigsten Wahlthemen erahnen. So standen nicht nur die Dauerbrennerthemen Mieten, Verkehr und Bildung für die Wählenden auf der Agenda. Auch die Kriminalität in der Bundeshauptstadt – vor allem nach den Krawallen in der Silvesternacht mit Angriffen auf Rettungskräfte in den Fokus gerückt – schaffte es unter die drängendsten Probleme der Berlinerinnen und Berliner.

Bei gleich zwei der hauptstädtischen Hauptprobleme kann die Union ihre Parteikonkurrenz deutlich hinter sich lassen. In Sachen Verkehr schreiben ganze 28 Prozent der Befragten der Union Kompetenzen zu. Bei der Linken sind es hier gerade einmal 3 Prozent, bei SPD und Grünen immerhin knapp 20. Noch deutlicher fällt der Unterschied bei der Kriminalitätsbekämpfung aus. 32 Prozent der Befragten glauben, die Union hat hier Lösungskompetenzen.

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Die Partei liegt hier fast 20 Punkte vor allen anderen Parteien. Die AfD kommt auf 12 Prozent, die SPD auf 13, Linke und Grüne sogar nur auf 4 beziehungsweise 2 Prozent.

Hinzu kommt: SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey kann keinen Amtsbonus für sich verbuchen. Nur gut die Hälfte der Wählerinnen und Wähler glaubt, dass sie gute Arbeit macht. Zum Vergleich: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, ebenfalls von der SPD, kam bei der Landtagswahl im vergangenen Oktober auf 71 Prozent Zustimmung.

Wie stark der Pessimismus in der Hauptstadt ausgeprägt ist, zeigt auch dieser traurige Wert: 2021 beantworteten noch 69 Prozent der befragten Berlinerinnen und Berliner die Frage, wie Berlin auf die Zukunft vorbereitet ist, mit „schlecht“. Jetzt, eineinhalb Jahre später, waren es sogar 76 Prozent.

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