„Der Tag“

Das Ende des 9‑Euro-Tickets – wer möchte lösen?

„9‑Euro-Ticket forever!“, das fordern Demonstranten und Demonstrantinnen in Hamburg.

„9‑Euro-Ticket forever!“, das fordern Demonstranten und Demonstrantinnen in Hamburg.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

an diesem Wochen­ende können Sie ein letztes Mal die Vorzüge des 9‑Euro-Tickets genießen. Denn am 1. September ist Schluss mit dem dreimonatigen Angebot der Regierung, ob und wann es ein Nachfolge­angebot gibt, ist derzeit völlig unklar, weil Bund und Länder sich mal wieder im Kreis drehen.

Auch die Sonder­konferenz der Verkehrs­minister und Verkehrs­ministerinnen am Freitag brachte nichts Neues hervor. So wollen die Länder auf der einen Seite den Bund in die Pflicht nehmen und fordern einen „tragfähigen und nachhaltigen“ Nachfolge­vorschlag – vollständig finanziert von Berlin, heißt es in einer Beschlussvorlage.

Der Bund auf der anderen Seite lehnt das ab. Verkehrs­minister Volker Wissing reagiert ernüchtert. „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass Politik Lösungen präsentiert und nicht Verantwortungen verschiebt“, sagt der FDP-Politiker. Er stehe zwar für Gespräche bereit, die Organisation läge aber bei den Ländern.

Während die Verantwortung nun also von einem zum Nächsten geschoben wird, ergreifen die ersten Bundes­länder die Initiative. Berlins Regierende Bürger­meisterin Franziska Giffey will das Ticket bis Jahres­ende weiter in der Haupt­stadt anbieten – in den Tarif­bereichen AB. Niedersachsen plant, die Anzahl der Tarif­gebiete zu schrumpfen, in der nächsten Legislatur­periode könnte es dann einen landes­weiten Fahr­schein geben, sagt Verkehrs­minister Bernd Althusmann. Nicht unwichtig: In Niedersachsen nimmt der Wahl­kampf für die anstehende Landtags­wahl langsam, aber sicher Fahrt auf. Althusmann ist Spitzen­kandidat der CDU.

29, 49, 365 Euro? Ideen gibt es zur Genüge

An Ideen und Vorschlägen, wie ein günstiger Nahverkehr möglich ist, mangelt es aber generell nicht.

  • 29-Euro-Ticket: Anfang August haben die Grünen diese Option als regionales Pendler­ticket vorgeschlagen. Dieses soll „mindestens landesweit, aber auch für Regionen wie Berlin-Brandenburg oder Bremen-Hamburg-Niedersachsen“ gelten, heißt es in dem Papier von Grünen-Partei­chefin Ricarda Lang, Fraktions­chefin Katharina Dröge und NRW-Verkehrs­minister Oliver Krischer.
  • 49-Euro-Ticket: Diese Option soll bundesweit gelten – analog zum 9‑Euro-Ticket – und stammt ebenfalls aus dem Papier der Grünen. Für die Finanzierung planen sie, das Dienstwagen­privileg zu beschneiden.
  • 365-Euro-Ticket: Der Landkreis Lüchow-Dannenberg setzt diese Alternative ab 1. September um. Aber auch Verwaltungs­chefs aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein befürworten diesen bundes­weiten Jahres­fahrschein. Bund, Länder und Kommunen sollen die Kosten gemeinsam tragen.
Lindner äußert sich zu 9‑Euro-Ticket und Übergewinn­steuer

Beim Tag der offenen Tür auf dem Gelände des Bundes­finanz­ministeriums beantwortet Lindner die Frage einer Bürgerin zum 9‑Euro-Ticket.

Dennoch bleibt die Frage, wer finanziell dafür aufkommen soll. Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrs­unternehmen würde sogar ein monatliches 69-Euro-Ticket Mehr­kosten von 2 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten.

Ein Blick nach Spanien liefert einen weiteren Ansatz. Ab dem 1. September – bis mindestens Ende dieses Jahres – ist der ÖPNV für Vielfahrer kostenlos, finanziert mit einer zweijährigen Übergewinn­steuer für Energie­konzerne und Banken. „Diese Regierung wird nicht zulassen, dass das Leiden vieler der Gewinn Einzelner ist“, erklärte Spaniens Minister­präsident Pedro Sánchez die Maßnahme.

Lindner lehnt ebendiese Maßnahme bisher ab und kritisierte eine „Gratis­mentalität à la bedingungsloses Grund­einkommen“. Kostenlos muss das Zugfahren in Deutschland auch nicht sein. Was wir brauchen, sind einfache Strukturen und faire Tarife – und zwar schnell.

 

Zitat des Tages

Es ist eine Friedenspipeline.

Mateusz Morawiecki,

Minister­präsident von Polen, der gemeinsam mit seinem slowakischen Amts­kollegen, Eduard Heger, eine neue Erdgas­pipeline zwischen die beiden Ländern eröffnet hat

 

Leseempfehlungen

Kritische Blicke: Umwelt­ministerin Steffi Lemke (Die Grünen) plagen gerade zwei Sorgen. Nach der Umwelt­katastrophe in der Oder muss man mit Dauer­schäden und mit ähnlichen Vorfällen in anderen Flüssen rechnen. Außerdem warnt sie vor einer schwierigen Endlager­suche für Atommüll (+).

Big-City-Coach: Vor seinem Wechsel zu Hertha BSC in diesem Sommer arbeitete Sandro Schwarz als Trainer beim russischen Klub Dynamo Moskau. Im Interview spricht der Berliner Coach zudem über Transfers, Investor Lars Windhorst und Jürgen Klopp (+).

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In Kiel sollen bald schon alle Geschlechter oben ohne baden dürfen. Mit breiter Mehrheit stimmte die Rats­versammlung für eine entsprechende Änderung der städtischen Bade- und Haus­ordnung. „Es ist dringend an der Zeit, der Sexualisierung der Frauen entgegen­zuwirken“, sagte eine Kieler Ratsfrau (+).

 

Termine des Tages

  • Greenpeace-Protest: Aktivistinnen und Aktivisten demonstrieren in Stuttgart und Heidelberg gegen den Gesetz­entwurf der EU zum Wald­schutz, den das Parlament am 13. September beschließen will.
  • Neues Personal im Vatikan: Papst Franziskus macht rund 20 Kirchen­männer zu neuen Kardinälen. Die Träger der purpurnen Kopf­bedeckungen dürfen beim Konklave einen neuen Papst wählen, solange sie nicht älter als 80 Jahre sind.

Wer heute wichtig wird

Der britische Popstar Robbie Williams gibt heute in München sein einziges Deutschland-Konzert in diesem Jahr.

Der britische Popstar Robbie Williams gibt heute in München sein einziges Deutschland-Konzert in diesem Jahr.

Während Williams vor 90.000 Fans singt, stehen die meisten Musiker weiter vor halb leeren Sälen oder müssen ihre Tourneen ganz absagen wie Revolverheld oder die Kölner Band Kasalla. Die Livebranche fürchtet: Der dritte Corona-Winter wird der schlimmste. Ein Blick auf das Krisengebiet Kultur.

 

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Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,

Ihre Chantal Ranke

 

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