Flüchtlinge in Not: Das Drama von Moria

Das Unicef-Foto des Jahres 2019 zeigt Kinder, die aus dem brennenden Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos fliehen.

Das Unicef-Foto des Jahres 2019 zeigt Kinder, die aus dem brennenden Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos fliehen.

Moria – das ist das Synonym für das wohl düsterste Kapitel europäischer Flüchtlingspolitik. Synonym für hoffnungslos, ausweglos.

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In der Nacht zum 9. September geht Moria, das größte Flüchtlingslager Europas, in Flammen auf. Mit ihm verbrennt das bisschen, das gut 12.000 Geflohene und Migranten aus Syrien, Südasien, Afrika hierher auf die griechische Insel Lesbos hatten retten können. Am 15. September verhaften die Behörden sechs mutmaßliche Brandstifter. Mitte September 2020 wird das Lager geräumt.

20.000 statt 2800 Menschen im Lager

Das Elend geht weiter. Und es hat eine Vorgeschichte, die weit vor der Nacht der Zerstörung beginnt. Ursprünglich war Moria 2014 für 2800 Menschen gebaut worden, als Durchgangsstation für Migranten, die mit Booten aus der Türkei übers Mittelmeer setzten und Zuflucht in Europa suchten. Sie sollten höchstens 30 Tage dort bleiben und dann nach einem Schlüssel auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden.

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Es wurden Jahre daraus. Auf dem Höhepunkt im März 2020 lebten mehr als 20.000 Menschen dort, die wenigsten in Zelten, die meisten in irgendwie zusammengebastelten Verschlägen, viele auf dem nackten Boden. Die Überfüllung schuf katastrophale Verhältnisse. Ein Wasserhahn für 1300 Menschen – es waren Wirklichkeiten wie diese, die Moria den Beinamen „die Hölle“ eintrugen. Aber die EU-Länder waren weder willens noch fähig, eine Lösung zu finden.

EU-Länder streiten um die Verteilung der Flüchtlinge

Als im September die ersten Covid-19-Fälle im Lager bekannt wurden, forderten humanitäre Organisationen die sofortige Evakuierung. Abstand halten, Hände waschen – wie sollte das gehen in den schlammigen Gassen zwischen den Behausungen? Die EU-Länder stritten weiter um die Verteilung der Flüchtlinge. Nur Frankreich, Deutschland, Norwegen und die Niederlande waren bereit, einige aufzunehmen.

Quarantäne und Angst vor Ansteckung lösten Unruhen unter den Verzweifelten aus. Und bei einigen wenigen die fatale Idee, mit einem Feuer die Auflösung von Moria zu erzwingen. Das Elend haben sie damit nicht beendet. Nur ein Bruchteil der Flüchtlinge hat einen sicheren neuen Lebensort gefunden. Ein paar Tausend kamen in Lager auf dem griechischen Festland. Zum Jahresende leben 7500 im neuen Lager Kara Tepe auf Lesbos – ohne Strom und ohne Heizung. Hoffnungslos, trostlos, entwürdigt. Europa streitet weiter.

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