Darum ist Gavin Newsom Hoffnungsträger der US-Demokraten
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Gavin Newsom: „Unsere gesellschaftlichen Werte stehen unter Beschuss. Ich erwarte einen geradezu epischen Kampf.“
© Quelle: AP
Washington. Wer in diesen Tagen an Amerika verzweifelt, sollte an die Westküste des Kontinents schauen. Kalifornien gilt nicht nur als achtgrößte Volkswirtschaft der Welt, der Bundesstaat erscheint auch wie die zukunftszugewandte Version der USA. Hier steht ein Mann im Wahlkampf um den Gouverneursposten, der bald auch in Washington von sich reden machen wird: Gavin Newsom, derzeitiger Vizegouverneur und früherer Bürgermeister von San Francisco.
Unter den Demokraten ist er längst ein Hoffnungsträger, da er gleich mehreren Ansprüchen gerecht wird: Vor seiner Zeit im öffentlichen Dienst gründete Newsom einen Weinhandel, der in kurzer Zeit auf etwa 700 Mitarbeiter anwuchs. In Fragen der Unternehmensführung macht ihm daher keiner so schnell etwas vor.
Newsom war schon immer im progressiven Flügel der Partei
Und als er in die Politik wechselte, erwarb sich der 50-Jährige schon bald den Ruf, sich zu einer Art Übervater der Start-up-Szene im Silicon Valley zu entwickeln. Sein Credo: Wir investieren in Menschen, nicht allein in Maschinen. Jedes Unternehmen müsse zuallererst seiner Verantwortung gegenüber den eigenen Mitarbeitern gerecht werden - mit sozialen Standards, um die die Arbeitnehmer an der Westküste in ganz Amerika beneidet werden.
Newsom zählt unstrittig zum progessiven Flügel der Demokratischen Partei: Schon vor mehr als zehn Jahren stritt er für die Homoehe und für die Legalisierung von Cannabis. Zu seiner Prominenz trägt nicht zuletzt seine Ehefrau Jennifer Siebel bei: Die Filmemacherin gilt nicht nur als kreativ, sondern auch als fundiert ausgebildete Wissenschaftlerin - ihren akademischen Abschluss erhielt sie an der Eliteuniversität Stanford. Das Ehepaar mit vier Kindern wird in San Francisco denn auch gern als „Power Couple“ bezeichnet - zumal Siebel zum offiziellen Beraterstab ihres Ehemannes gehört. Eine Tätigkeit, die sie seit Jahren ehrenamtlich ausübt.
Mit vereinter Kraft ziehen die Newsoms nun in den Wahlkampf. Dem Vize-Gouverneur geht es dabei nicht allein um seinen Heimatbundesstaat: „Unsere gesellschaftlichen Werte stehen unter Beschuss. Ich erwarte einen geradezu epischen Kampf.“
Der Vizegouverneur will das Model aus Texas nicht kopieren
Die Frage um die grundlegende Ausrichtung Amerikas beschäftigt den Demokraten allerdings nicht erst seit der Präsidentschaftswahl 2016. Auch in den Jahren davor suchte Newsom den Vergleich - und nahm insbesondere den konservativen Vorzeigestaat Texas ins Visier. Mehrfach besuchte der Politiker Dallas, Houston und Austin, um das republikanische Gegenmodell genau zu studieren. Es treibt ihn um, dass die Armuts- und Obdachlosenquote in Texas niedriger ist als in Kalifornien.
Doch bei allem Respekt vor den Leistungen im „Lone Star State“ will Newsom dessen Ausrichtung nicht kopieren: „Auf lange Sicht wird es sich auszahlen, gerade kleinen und jungen Unternehmen auf die Beine zu helfen - und nicht nur auf Konzerne zu setzen.“
Erfolgreiche Firmen aus anderen Bundesstaaten abzuwerben, sei für ihn keine Option. Dagegen seien ein vernünftiges soziales Netz, eine allgemeine Krankenversicherung und ein engagierter Umweltschutz nicht verhandelbar: „Es geht nicht nur um kurzfristige Erfolge. Wir müssen die langen Linien der Politik im Auge behalten.“
Von Stefan Koch/RND