Ärztepräsident: Einschränkungen für Ungeimpfte nur bei Notlage vertretbar

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundes­ärzte­kammer und Facharzt für Allgemein­medizin.

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundes­ärzte­kammer und Facharzt für Allgemein­medizin.

Berlin. Ärztepräsident Klaus Reinhardt hält die von Gesundheits­minister Jens Spahn und anderen Unions­politikern geforderten Einschränkungen für Ungeimpfte nur bei einer drohenden Überlastung des Gesundheits­wesens für vertretbar.

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„Sollen die Corona-Infektions­zahlen im Herbst weiter deutlich zunehmen und die Zahl der schweren Verläufe entgegen aller Erwartungen stark ansteigen, kann es gerechtfertigt sein, einige Angebote des öffentlichen Lebens an einen Impf­nachweis oder den Nachweis einer überstandenen Corona-Infektion zu knüpfen“, sagte der Präsident der Bundes­ärzte­kammer dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND).

„Solche Maßnahmen lassen sich aber nur dann rechtfertigen, wenn die Sicherstellung der stationären Versorgung von Covid-19-Erkrankten, aber auch von anderen Patientinnen und Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen akut gefährdet sein sollte“, betonte er.

Ärztepräsident zu Corona-Maßnahmen: „Darf nicht um Droh­kulissen gehen“

Reinhardt fügte hinzu: „Es darf nicht um Drohkulissen und Strafmaßnahmen für Impf­unwillige gehen, sondern allein darum, eine erneute Dauer­belastung unseres Gesundheits­wesens zu verhindern. Alles andere wäre nur Wasser auf die Mühlen der Impfgegner“, so der Ärztepräsident.

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Spahn und andere Unionspolitiker haben dafür plädiert, Ungeimpften den Zutritt zu Sport- oder Kulturveranstaltungen zu verwehren, wenn es zu einer starken vierte Welle kommen sollte.

Spahn appelliert an Patriotismus der Ungeimpften
BERLIN, GERMANY - JULY 21: Jens Spahn, Federal Minister of Health, at the presentation of the National Reserve Health Protection in the federal press conference on July 21, 2021 in Berlin, Germany. (Photo by Andreas Gora - Pool/Getty Images)

Die Appelle von Bundes­gesundheits­minister Jens Spahn an die noch nicht gegen das Coronavirus geimpften Bürger werden immer eindringlicher.

Reinhardt bekräftigte seine Forderung, angesichts der wachsenden Impfquote die Infektions­zahlen nicht mehr als alleinigen Indikator zur Einschätzung der Pandemielage zugrunde zu legen. Erfahrungen aus anderen Ländern mit hoher Impfquote, wie zum Beispiel Großbritannien und Israel, zeigten, dass zunehmende Infektionszahlen nicht zwangsläufig zu einem Anstieg von schweren Verläufen und Hospitalisierungen führen müssten.

Je mehr Menschen geimpft seien, vor allem aus den besonders gefährdeten Bevölkerungs­gruppen, desto größer sei der Schutz vor schweren Verläufen, so Reinhardt. „Notwendig ist ein deutlich komplexerer Bewertungs- und Prognose­index, in dem neben der Zahl der Neuinfektionen vor allem die Hospitalisierungs­rate, die Impf­quote und die Alters­struktur der Infizierten einfließen müssen“, mahnte der Mediziner.

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Der Ärzte­präsident fordert zudem einen Ausbau der Impf­kampagne. Es müssten die noch nicht erreichten Bevölkerungs­gruppen gezielt angesprochen werden. „Gerade der Altersgruppe der 20- bis 50-Jährigen muss verdeutlicht werden, dass eine Impfung nicht nur für sie persönlich sinnvoll ist, sondern auch ein Zeichen der Solidarität mit denjenigen darstellt, die sich nicht impfen lassen können“, so Reinhardt.

Kinder und Jugendliche gehörten zu den großen Verlierern der Pandemie. Reinhardt: „Jeder Erwachsene kann mit einer Impfung dazu beitragen, die Infektions­dynamik unter Kindern und Jugendlichen zu bremsen, die Schulen offen zu halten und so das Recht auf Bildung und sozialer Teilhabe für die Jüngsten in unserer Gesell­schaft zu sichern.“

Ärztepräsident für „kreative Info­kampagnen”

Dafür brauche man kreative Informations­kampagnen und unkonventionelle Anreize für eine Impfung. „Es muss ja nicht die Bratwurst sein, aber zum Beispiel mobile Impfteams vor Fußball­stadien und Freikarten für das Fußball­spiel können helfen, Menschen für eine Impfung zu gewinnen, die den Gang zum Arzt oder in ein Impfzentrum bisher aufgeschoben haben.“

RND

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