Spahn will vierte Welle brechen: „Booster nach sechs Monaten sollte die Regel werden“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (Archivbild)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (Archivbild)

Lindau. In Deutschland steigen die Corona-Infektionszahlen scheinbar unaufhaltsam. Steht uns eine neuer Pandemiewinter bevor? Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn trat nach der Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern in Lindau am Bodensee vor die Presse.

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„In der aktuellen Lage ist die Gesundheitsministerkonferenz ein wichtiges Signal von Zusammenarbeit“, sagte Spahn. Die vierte Welle der Pandemie sei nun mit Wucht spürbar. Spahn sieht Deutschland „vor sehr schwierigen Wochen“ in der Corona-Pandemie. Man wisse, dass etwa 0,8 Prozent der Neuinfizierten nach zehn bis 14 Tagen auf den Intensivstationen landeten. Das bedeute bei einer Neuinfektionszahl von 40.000 Personen, dass von diesen nach einigen Tagen 350 bis 400 auf Intensivstationen versorgt werden müssten. Die Welle müsse daher jetzt gebrochen werden, so Spahn weiter.

Die Konferenz habe sich auf mehrere Punkte geeinigt: In besonders betroffenen Regionen sollen demnach 2G-Regeln herrschen. Pflegeheime müssten zudem durch besondere Testkonzepte geschützt werden. Als dritten Punkt setzen die Gesundheitsminister auf Auffrischungsimpfungen für alle – aber besonders für Alte und Vorerkrankte. „Ein Booster nach sechs Monaten soll die Regel werden“, sagte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister. Gleichzeitig sprach sich Spahn gegen eine verpflichtende Corona-Impfung aus und äußerte die Sorge, dass eine Impfpflicht zu größeren Spaltungen der Gesellschaft führen könnte.

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Holetschek: „Große Einigkeit“

Während der Konferenz wurde den Politikern von einer Pflegekraft aus München die Situation auf den Intensivstationen geschildert – diese hätte besonders eindringlich die erhebliche Arbeitsbelastung in der Corona-Pandemie geschildert. Mit Hinblick darauf seien die Beschlüsse der Gesundheitsministerium in „großer Einigkeit“ getroffen worden, sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Die schwierige Situation in der Pflege sei aus seiner Sicht das „Megathema“ für die nächsten politischen Bewertungen. Er betonte, dass die Testkonzepte für Altenheime kostenfreie Lösungen für Besucherinnen und Besucher beinhalten sollten.

Der Intensivmediziner Uwe Janssen warnte davor, zu große Hoffnung eine Antikörperbestimmung zu legen. Zwar könne man die Antikörper im Blut bestimmen, aber dies mache es nicht gleichzeitig möglich herauszufinden, wie gut ein Mensch gegen das Virus geschützt sei. „Die Antikörperspiegel-Bestimmungen würden aus meiner Sicht nicht dazu beitrage, die aktuelle Situation besser zu managen“, so der Mediziner.

Gemeinsam mit Spahn vor die Presse traten Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sowie die Gesundheitsministerinnen Monika Bachmann (CDU, Saarland) und Petra Grimm-Benne (SPD, Sachsen-Anhalt).

Zu manchen Fragen hatte es schon zu Beginn der Konferenz richtungsweisende Aussagen gegeben. So herrsche bei den Gesundheitsministern Einigkeit darüber, dass eine Auffrischungsimpfung sechs Monate nach der Zweitimpfung mit Blick auf Herbst und Winter für alle sinnvoll sei, sagte Spahn. „Boostern sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme.“ Wegen ihrer Priorisierung bei Erst- und Zweitimpfungen seien dabei zunächst vor allem Ältere, Vorerkrankte und medizinisches Personal an der Reihe. „Gerade dort macht das Boostern jetzt Sinn“, sagte Spahn.

Besonders viele Fälle in Thüringen, Sachsen und Bayern

In Thüringen, Sachsen und Bayern gibt es derweil so viele Corona-Fälle wie sonst nirgends in der Republik. Die Deutschlandkarte des Robert Koch-Instituts zeigt vor allem den Südosten dunkelrot. Bundesweit gab es am Freitag den traurigen Rekord von 37.120 gemeldeten Neuinfektionen.

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Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte 169,9 – das sind die Corona-Ansteckungen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. In Thüringen aber lag sie mit 386,9 mehr als doppelt so hoch. Sachsen war fast gleich auf mit 385,7, danach Bayern mit 256,8. In etlichen Landkreisen der drei Länder liegt der Wert über 500, im oberbayrischen Landkreis Miesbach sogar über 700.

RND/dpa/ag/Reuters

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