Kostenlose Schnelltests: Nicht sofort die große Keule herausholen
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Im Kölner Theater Volksbühne wartet ein Mitarbeiter des Testzentrums darauf, den nächsten Kunden zu testen.
© Quelle: imago images/Future Image
Berlin. Für die Abschaffung der kostenlosen Corona-Schnelltests gibt es überzeugende Gründe. Warum soll die Allgemeinheit die Testkosten für Menschen bezahlen, die sich nicht impfen lassen wollen – obwohl sie es könnten. Es geht hier nicht um Kleinigkeiten: Für einen Bürgertest zahlt der Staat den Anbietern etwas mehr als 10 Euro. Da kommen erhebliche Summen zusammen: Bisher wurden aus Steuermitteln stattliche 4,5 Milliarden Euro für die Corona-Tests ausgegeben.
Kosten für die Schnelltests: Ein weiterer Impfanreiz?
Noch gewichtiger wiegt ein zweites Argument. Wenn Ungeimpfte künftig die Tests selbst zahlen müssen, um ins Kino gehen oder in den Urlaub fahren zu können, dann ist das ein durchaus starker Impfanreiz. Das dürfte dann auch das eigentliche Ziel der Bundesregierung sein, ähnlich wie bei der ab Sonntag geltenden Testpflicht für Reiserückkehrer.
Viele Menschen, die sich bisher noch nicht den Piks in den Arm haben geben lassen, sind keine Impfskeptiker und oder gar Impfgegner. Sie müssen nicht von einer Impfung an sich überzeugt werden. Sie brauchen aber etwas Druck, sich tatsächlich zum Arzt oder Impfzentrum aufzumachen. Die Aussicht, die Testkosten bald selbst tragen zu müssen, könnte da hilfreich sein.
Pragmatische Lösungen helfen auch in einer Pandemie
Allerdings gibt es auch Gegenargumente: Die Tests sind schließlich kein Selbstzweck. Sie dienen dazu, Infektionsketten unterbrechen zu können und das Pandemiegeschehen insgesamt zu überblicken. Schließlich gilt es weiterhin, zum Beispiel Kinder unter zwölf Jahren zu schützen, für die es noch keine zugelassenen Impfstoffe gibt.
Wenn jedoch die Tests generell kostenpflichtig werden, dann dürfte die Nachfrage schnell einbrechen. Sinnvoll erscheint deshalb, nicht sofort die große Keule herauszuholen, sondern zunächst die Zahl der kostenlosen Tests pro Woche zu begrenzen oder sie nur schrittweise teurer zu machen. Pragmatische Lösungen helfen auch in einer Pandemie.