Expertenrat kritisiert: „Drastische und scheinbar willkürliche“ Regeln für Kinder und Jugendliche
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Eine Maske liegt in einer ersten Klasse einer Grundschule mit Wechselunterricht auf einem Mäppchen.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Am Donnerstag hat der Corona-Expertenrat der Bundesregierung in einer neuen Stellungnahme das Wohl der Kinder in der Pandemie in den Fokus gerückt. „Bei allen Maßnahmen in der Pandemie, die Kinder und Jugendliche betreffen, ist vorrangig das Kindeswohl zu berücksichtigen“, betonten die Fachleute in dem dreiseitgien Schreiben. Kinder müssten vor Infektionen und vor Erkrankungen infolge der Pandemie gleichermaßen geschützt werden.
„Die in der Pandemie getroffenen Maßnahmen haben für Kinder und Jugendliche negative Auswirkungen“, heißt es weiter. Als Beispiele werden unter anderem eingeschränkte Sozialkontakte und weniger Freizeit- und Bildungsangebote durch Schließung von Schulen, Erziehungs- und Sporteinrichtungen genannt.
Mögliche Auswirkungen auf die Lebensspanne und Lebensqualität dieser Generation müssten abgemildert werden, so die Expertinnen und Experten, und bereits eingetretene Effekte sollten „bestmöglich kompensiert“ werden. Dies müsse auch den Umgang mit Leistungsdruck einbeziehen, den Kinder und Jugendliche aufgrund des Ausfalls von Unterricht, Isolation und Quarantäne bei gleichbleibenden Anforderungen erleben. Konkret sprachen sie sich für eine Umgestaltung von Lehrplänen sowie nachhaltige staatliche Förderprogramme aus.
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Kino, Konzerte und mehr: Zugangsbeschränkungen aufheben
Der Expertenrat kritisierte, dass sich die Corona-Regelungen für Kinder und Jugendliche „drastisch und scheinbar willkürlich zwischen den Bundesländern“ unterscheiden würden. Dabei seien einheitliche Regelungen bei den Zugangsbeschränkungen für Kinder und Jugendliche wichtig, zum Beispiel für den Besuch altersgerechter Freizeitangebote (Jugendclub, Kino, Konzerte etc.).
Zudem forderte der Expertenrat, die Krankheitslast der Kinder und Jugendliche wissenschaftlich zu erfassen und zu bewerten. Es solle ein bundesweites „Gesundheits- und Maßnahmen-Monitoring“ geben, ein altersspezifisches Register und strukturierte Nachuntersuchungen.
Die Fachleute merkten an, dass die Impfquote bei den Kindern und Jugendlichen derzeit sehr niedrig sei. Die vollständige Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens dürfe jedoch nicht vom Impfstatus abhängig gemacht werden. Zwar könne die Impfung der Kinder und Jugendlichen einen Beitrag dazu leisten, die Sozialsysteme Schule, Kita sowie Freizeit- und Sportangebote zu stabilisieren. Aber: „Sie ersetzt nicht das Schließen von Impflücken bei Erwachsenen.“