Laborverband nach MPK-Beschluss: „Können PCR-Kapazitäten nicht von heute auf morgen ausbauen“

Eine Mitarbeiterin stellt einen Träger mit Corona-Proben in einen Automaten für einen PCR-Test. In diesem Automaten werden PCR-Tests ausgewertet. (Symbolbild)

Eine Mitarbeiterin stellt einen Träger mit Corona-Proben in einen Automaten für einen PCR-Test. In diesem Automaten werden PCR-Tests ausgewertet. (Symbolbild)

Berlin/Hannover. Die medizinischen Labore in Deutschland haben den von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen Ausbau der PCR-Testkapazitäten infrage gestellt. „Da erwarte ich von einem amtierenden Gesundheitsminister schon eine Antwort, wie das gehen soll“, sagte der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), Michael Müller, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir können die Kapazitäten nicht beliebig von heute auf morgen ausbauen.“ Bund und Länder hatten sich laut Beschlusspapier darauf geeinigt, „die PCR-Testkapazitäten zu erhöhen“.

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Ein solcher Schritt erfordere „zeitnahe“ Gespräche und eine „klare Aussage“ über den tatsächlichen Bedarf, so Müller. Die Labore hätten bereits seit Oktober zusätzliche Kapazitäten für 500.000 PCR-Testungen geschaffen. Er betont: „Obwohl die Politik sich dafür häufig selbst lobt, haben das die Labore in Eigenverantwortung getan.“ Auch aktuell werde die Grundsicherung noch von den Laboren alleine getragen. „Wenn die Politik mehr PCR-Testkapazitäten fordert, muss sie auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen und für eine finanzielle Absicherung sorgen für den Fall, dass diese nicht gebraucht werden.“

Der Vorsitzende des Laborverbands Akkreditierte Labore in der Medizin e.V. (ALM), Michael Müller.

Der Vorsitzende des Laborverbands Akkreditierte Labore in der Medizin e.V. (ALM), Michael Müller.

„Es braucht nicht jeder ohne Symptome täglich einen PCR-Test“

Den Bund-Länder-Beschluss, PCR-Testungen zu priorisieren, begrüßt Müller: „Eine Priorisierung der PCR-Tests ist richtig und sinnvoll.“ Es sei „zwingend angebracht“ gewesen, die Test­strategie am Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz auszurichten. „Dabei geht es in erster Linie um die medizinische Relevanz“, so Müller. Etwa, ob Menschen tatsächlich Symptome hätten. Zudem sei es wichtig, Kapazitäten für Mitarbeitende in Krankenhäusern oder der Pflege vorzuhalten. Der Grund: In den kommenden Wochen sei „ein deutlicher Anstieg von Testungen, positiven Fällen und einer höheren Auslastung der Labore zu erwarten“.

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Das bisherige Testverhalten stellt Müller infrage. „Es braucht nicht jeder ohne Symptome täglich einen PCR-Test.“ Vielmehr seien die Menschen auch selbst mit in der Verantwortung in der Pandemiebekämpfung. Sie sollten sich impfen und vor allem boostern lassen. Für dreifach Geimpfte, die zu keiner vulnerablen Gruppe gehören, „reicht unter Umständen bei unkompliziertem oder mildem Verlauf zunächst auch ein qualitativ hochwertiger Antigentest“, so Müller. Diese seien in den letzten Wochen „zu schlecht geredet“ worden. Dabei seien auch Antigentests „gut“ und würden, richtig eingesetzt und verwendet, zuverlässig Infektionen nachweisen.

Müller: Deutschland ist bei PCR-Tests gut aufgestellt

Die aktuelle Debatte, wonach Deutschland im internationalen Vergleich deutlich geringere PCR-Testkapazitäten besitzt, hält Müller für überzogen. „Wir sind in Deutschland wirklich gut aufgestellt“, sagte er. Angesichts des medizinisch tatsächlich benötigten Bedarfs sei die aktuelle Erwartungshaltung „schwer nachzuvollziehen“.

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Laut Robert Koch-Institut und dem Laborverband ALM wurden zuletzt gut zwei Millionen PCR-Tests in einer Woche durchgeführt – ein Höchststand in der Corona-Krise. Von den zwei Millionen Tests war etwa jeder vierte positiv. Die Labore waren demnach zu 86 Prozent ausgelastet. Für die vergangene Woche wurde eine Kapazität von etwa 2,5 Millionen Tests gemeldet.

Labormitarbeitende arbeiten an Belastungsgrenze

Der ALM-Vorsitzende betont: „Gute Dinge sollten jetzt nicht schlecht geredet werden.“ Die Labormitarbeitenden würden seit Monaten an der Belastungsgrenze arbeiten, im Sommer hätten die Labore zudem trotz geringer Nachfrage die PCR-Testkapazitäten hochgehalten. Die Kritik sei deshalb nicht verständlich. „Stattdessen wäre ein bisschen mehr Wertschätzung angebracht“, findet Müller.

Der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland. Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit 900 Fachärzten, rund 500 Naturwissenschaftlern und etwa 25.000 qualifizierten Mitarbeitern.

RND mit Material der dpa

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