Mit Strafen bekämpft man keine Pandemie

„Impfstelle“ steht an einer Tafel am Eingang zu einem Impfzentrum.

„Impfstelle“ steht an einer Tafel am Eingang zu einem Impfzentrum.

Berlin. Noch ist es nur eine winzige Bewegung in der Statistik. Der Inzidenzwert der Corona-Ansteckungen ist nach Wochen erstmals wieder geringfügig gestiegen. Nun müsste man einem so kleinen Aufwuchs auf niedrigem Niveau keine weitere Beachtung schenken, wenn er leider nicht so gut zum steigenden Anteil der Delta-Variante bei den Infektionen passen würde.

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Die Delta-Variante ist in Deutschland angekommen. Und es sind sich alle Expertinnen und Experten einig, dass sie schon bald den größten Teil aller Corona-Neuinfektionen ausmachen wird. Mit Blick auf Großbritannien ist das eine besorgnis­erregende Nachricht.

Zumal in Deutschland gerade zwei Wendepunkte der Pandemie zusammenfallen: Mit dem Anstieg der Delta-Variante kommt gerade auf leisen Sohlen die vierte Welle daher, die man eigentlich frühestens nach einem neuen Sommer der Leichtigkeit erwartet hatte. Zugleich scheint die Impfbereitschaft zu sinken.

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Menschen lassen leichtfertig Impftermine sausen

Jedenfalls ist die Impfkampagne auch an einem Wendepunkt. Wer möchte, kann inzwischen schnell und unkompliziert einen Impftermin bekommen. Derweil stehen die Impfzentren vor der Herausforderung, dass immer mehr Menschen leichtfertig ihre Termine sausen lassen. Die Antwort auf dieses Problem kann aber nicht der Holzhammer sein, wie ihn einzelne Politiker mit der Androhung von Strafzahlungen für säumige Impflinge schon herausholen möchten.

Besser wäre die Taktik, die in den vergangenen anderthalb Jahren Pandemie immer noch am meisten geholfen hat: erklären, aufklären, appellieren. Und für diejenigen, die sich nicht smart selbst einen Impftermin online buchen können, muss es noch mehr aufzusuchende Impfangebote geben.

Die große Mehrheit der Bevölkerung hat sich in der Corona-Zeit vernünftig verhalten. Sie wird es auch weiterhin tun. Man muss den Menschen nicht Strafzahlungen androhen, sondern noch einmal verdeutlichen, dass nur eine einzige Impfung keinen Schutz bietet. Man muss auch verdeutlichen, dass Impfdosen, die wegen verpasster Termine weggeworfen werden müssen, woanders auf der Welt fehlen, wo sie auch dringend gebraucht werden. Und solange die Pandemie global nicht besiegt ist, werden sich mutierte Viren auch immer wieder bei uns verbreiten.

Menschen bei der Stange halten

In dieser schwierigen Phase der Pandemie zwischen Aufatmen und Bangen und einer großen Müdigkeit gegenüber allen Schutzmaßnahmen ist es zentral, die Menschen bei der Stange zu halten. Neue Strafandrohungen sind dazu nicht geeignet – und können allenfalls das letzte Mittel der Wahl sein.

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In der anlaufenden vierten Welle werden die Schutzmaßnahmen und die gleichzeitigen Freiheiten ohnehin flexibler und vielfältiger ausfallen als in der Anfangsphase der Pandemie. Der Impfschutz eines wachsenden Teils der Bevölkerung wird auch bei steigenden Inzidenzzahlen dafür sorgen, dass mehr möglich ist als noch im Winter.

Zugleich gilt es, ein besonderes Augenmerk auf diejenigen zu richten, die nicht oder noch nicht geimpft sind. Das sind vor allem kleine Kinder sowie Schülerinnen und Schüler. Es darf nicht passieren, dass das Leben nach den Sommerferien weitgehend normal läuft, während es an den Schulen wieder zu Schließungen und Wechselunterricht kommt.

Die Minderjährigen haben bis heute schon einen besonders hohen Preis in der Pandemie gezahlt. Das Mindeste ist, dass, anders als im vergangenen Jahr, die Sommerferien tatsächlich genutzt werden, um die Schulen besser auszustatten. Im Vergleich zu den bisherigen Kosten der Pandemie ist der flächendeckende Einsatz von Lüftungsgeräten wirklich ein Klacks. Die Corona-Tests an den Schulen werden nach dem Sommer fortgeführt werden müssen. Sie sind aber die kleinste Zumutung.

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