Gegen „Fortsetzung der Maßnahmenbatterie“

Offener Brief: Experten gegen erneute Corona-Maßnahmen in Schulen und Kitas

Mehr Maskenpausen wünschen sich Schülerinnen und Schüler, wenn es wieder zu Corona-Auflagen kommt.

Für Schülerinnen und Schüler könnte im Herbst eine Maskenpflicht zurückkommen.

Vor der Abstimmung zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes an diesem Donnerstag haben Expertinnen und Experten vor neuen Einschränkungen für Kinder und Jugendliche gewarnt. „Wie Antikörperstudien zeigen, haben sich trotz der restriktiven Maßnahmen fast alle Kinder und Jugendlichen infiziert – ob mit oder ohne Impfung. Durch den damit verbundenen breiten Immunschutz ist die Gefahr durch eine Ansteckung für sie damit noch geringer als schon zuvor“, heißt es in einem offenen Brief, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit, der Epidemiologe Klaus Stöhr und Peter Walger aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH).

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Sie warnen vor einer „Fortsetzung der Maßnahmenbatterie an Kitas und Schulen“, die Ansteckungen auf Dauer nicht verhindert und aus ihrer Sicht weit mehr geschadet als genutzt habe. Die Expertinnen und Experten verweisen auf Lernrückstände, mangelnde Sprachintegration und psychische Belastung vieler Kinder. Bei einigen beobachte man außerdem einen Bewegungsmangel und „beängstigenden Anstieg der Fettleibigkeit“.

Die jetzt von der Ampelkoalition geplanten Vorgaben seien deutlich strenger als für Angestellte in Büros, so die Kritik im offenen Brief (hier abruf). „Zwar sieht der Entwurf zur Novellierung des Infektionsschutzgesetzes erfreulicherweise vorerst keine Maskenpflicht für Grundschulkinder vor, dafür aber anders als praktisch überall sonst in Europa Pflichttests bereits in der Kita und für ältere Kinder auch Masken.“ Die Kritik: „Schulen mit Maskenpflicht sind nicht wirklich offen, denn sie behindern den Spracherwerb und das soziale Miteinander.“ Das treffe Hörgeschädigte und Kinder, die an Autismus leiden oder Deutsch erst noch lernen, besonders hart, heißt es.

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Der offene Brief wurde von der Initiative Familie veröffentlicht, die sich schon länger für die Abschaffung von Corona-Schutzmaßnahmen an Schulen einsetzt. Dafür steht sie immer wieder in der Kritik. Denn die Forderungen stehen konträr zu wissenschaftlichen Leitlinienn, wie der S3-Leitlinie für Schulen, die ausdrücklich Masken zum Schutz vor Ansteckungen im Unterricht empfehlen. Nach Einschätzung der Experten, die diese Leitlinien regelmäßig überarbeiten, überwiege der Nutzen durch Maskentragen bei Schülerinnen und Schülern. Zu den Fachleuten zählen unter anderem Vertreter des Robert-Koch-Instituts (RKI) und mehreren Fachgesellschaften.

Für Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse soll laut Beschlussempfehlung des neuen Infektionsschutzgesetzes wieder eine Maskenpflicht verhängt werden können, um den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten. „Ziel der Anstrengungen müsse sein, vulnerable Gruppen zu schützen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern und zugleich erneute Grundrechtseingriffe wie etwa flächendeckende Lockdowns oder Schließungen von Kitas und Schulen zu vermeiden“, steht in der Beschlussempfehlung.

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Zuvor hatte sich bereits der Verband der Amtsärzte gegen eine Maskenpflicht an allen Schulen, nicht nur an Grundschulen, ausgesprochen. „Bei den aktuellen Varianten ist eine Maskenpflicht im Unterricht nicht nötig“, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, der Funke Mediengruppe.

Die von der Ampelkoalition geplanten Maßnahmen können, sofern der Bundestag der Gesetzesänderung zustimmt, zwischen dem 1. Oktober und 7. April 2023 verhängt werden.

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Die Abstimmung zur Anpassung des Infektionsschutzgesetz findet am Donnerstag ab 12.30 Uhr im Bundestag statt.

Dieser Artikel wurde am 8. September unter anderem um einen Hinweis auf die S3-Leitlinien ergänzt.

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