Kinder- und Jugendärzte sehen keine besondere Corona-Gefahr für Jüngere

Viele junge Schülerinnen und Schüler können sich noch nicht impfen lassen und sind deshalb gegenüber einer Corona-Infektion besonders gefährdet.

Viele junge Schülerinnen und Schüler können sich noch nicht impfen lassen und sind deshalb gegenüber einer Corona-Infektion besonders gefährdet.

Berlin. Die vierte Corona-Welle ist in Deutschland angekommen. Einen besonders starken Anstieg bei den Infek­tionen konnte man zuletzt bei der jüngeren Bevölkerung feststellen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) haben sich die Fallzahlen bei den Fünf- bis 14-Jährigen in den vergangenen Wochen mehr als verdoppelt.

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Dass die ansteckende Delta-Variante besonders Kinder und Jugendliche trifft, kann der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aber nicht bestätigen. „Wir sehen durch Abstriche zwar etwas vermehrt Corona-Fälle bei Kindern und Jugendlichen. Es sind jedoch keine gehäuften Krankheitsraten oder mehr schwere Verläufe festzustellen“, sagte Verbandssprecher Jakob Maske dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Die steigenden Inzidenzen in dieser Altersgruppe seien stattdessen vorrangig auf die regelmäßigen Testungen in Schulen zurückzuführen. „Kinder und Jugendliche sind die einzigen, die mehrmals pro Woche getestet werden. Und durch diese regelmäßigen Testungen werden auch mehr Corona-Erkrankungen erkannt“, so Maske. In Nordrhein-Westfalen, das bundesweit den höchsten Inzidenzwert vorzuweisen hat, befanden sich Ende August rund 30.000 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne.

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Droht eine Durchseuchung der Kinder?

Gewerkschaften wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnen angesichts der steigenden Infektionszahlen unter Jüngeren vor einer Durchseuchung der Kinder. Da ein geeigneter Impfstoff fehlt, können die unter Zwölfjährigen bislang nicht geimpft werden und sind gegenüber einer Ansteckung besonders gefährdet.

„Diese Gruppe wird früher oder später eine Infektion durchmachen, das können wir trotz der Schutzmaßnahmen nicht verhindern“, weiß auch Maske. Momentan gebe es aber nur ganz selten schwere Verläufe bei Kindern und Jugendlichen. Von einer Durchseuchung zu sprechen, findet er daher übertrieben.

Kritisch sieht Maske die bisherigen Quarantäneregelungen, nach denen bei einer Corona-Infektion die gesamte Schulklasse für 14 Tage in Isolation gesteckt wird. „Vergangenes Jahr wurden so 98 Prozent der Kinder ohne Grund in Quarantäne geschickt. Das ist fatal“, sagte Maske dem RND. Doch inzwischen findet in einigen Bundesländern ein Umdenken statt. In Berlin beschloss der Senat, dass Kinder zukünftig nur noch fünf Tage in Quarantäne müssen, wenn sie als Kontaktperson bei einer Infektion gelten.

Vorausgegangen war der Entscheidung ein Streit mit den Berliner Amtsärzten, die entschieden hatten, Kontaktpersonen nicht mehr in Quarantäne zu schicken, weil die Nachteile für Kinder schwerwiegender seien, als die geringe Wahrscheinlichkeit einer Infektion. „Es ist gut, dass man nicht mehr ganze Schulklassen gleich in Quarantäne schickt. Man sollte aber dahin zurückkommen, mehr auf die Medizin zu hören und nicht die Politik ihre Wahlkampfspiele machen lassen“, forderte Maske im Gespräch mit dem RND.

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