Der Facharzt: Kanzleramtsminister Helge Braun
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Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts, in seinem Büro.
© Quelle: Florian Gaertner/photothek.net
Berlin. Es ist wohl ein Zufall: Der Mann, der im Kanzleramt alle Corona-Fäden zusammenhält, ist zum ersten Mal seit Jahrzehnten kein Jurist. Er ist ein Mediziner. Der 47-jährige Hesse Helge Braun hat vor seiner politischen Karriere als Anästhesist gearbeitet. Seine Doktorarbeit schrieb er über “Herzrasen während einer Operation”.
Gelassen und bedächtig in Krisenzeiten
Seit zwei Jahren koordiniert Braun nun als Kanzleramtsminister für Kanzlerin Angela Merkel vor allem die Problemthemen der Regierung. Braun verhandelte über das Klimapaket und schlichtete den harschen Streit über den Umgang mit Wölfen. Zwischendurch beschäftigt er sich mit der Digitalisierung, es ist so etwas wie sein Herzensthema.
Jetzt ist das Coronavirus an der Reihe und Braun hat die Übersicht über den Krisenstab. Er ist dabei, wenn Wirtschafts- und Arbeitsminister über Kurzarbeit sprechen und auch wenn es um gesundheitliche Maßnahmen geht. Und nachdem die Kanzlerin am Mittwochabend in ihrer TV-Ansprache verständnisvoll an die Vernunft der Deutschen appellierte, Sozialkontakte einzuschränken, wurde nun am Freitag Helge Braun vorschickt, um angesichts der wahrgenommenen Unvernunft Einzelner eine Drohung nachzuschieben: "Wir werden uns das Verhalten der Bevölkerung an diesem Wochenende anschauen“, sagte der Kanzleramtschef dem Spiegel. “Der Samstag ist ein entscheidender Tag, den haben wir besonders im Blick.” Halte sich die Bevölkerung nicht an die empfohlenen Einschränkungen, werde die Bundesregierung weitere Maßnahmen veranlassen.
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Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts.
© Quelle: Florian Gaertner/photothek.net
So rückt der CDU-Politiker auch öffentlich zunehmend in den Vordergrund. Das mag auch an seinem Auftreten liegen, das gut passt zu einer von Unsicherheit überschatteten Zeit.
In Talkshows und Interviews erklärt der kräftige Mann mit ruhiger, fast monotoner Stimme, aber sehr bestimmt die Politik der Regierung. Er ist niemand, der laut wird oder giftig, sondern strahlt Gelassenheit und Bedächtigkeit aus, eben wie ein Arzt, der eine schwere Krankheit erklärt.
Es gibt keinen Grund, jetzt ängstlich zu werden.
Helge Braun
Kanzleramtsminister (CDU)
“Wir sind sehr entschlossen”, sagt er dann, fordert eine schnelle Reduzierung sozialer Kontakte, aber beruhigt auch: “Es gibt keinen Grund, jetzt ängstlich zu werden.”
Braun ist in den vergangenen Jahren rasch nach oben gestiegen, vom Staatssekretär im Bildungsministerium wechselte er erst als Staatsminister für Bund-Länder-Koordinierung ins Kanzleramt und von dort ins Chefbüro. Es wird ihm dabei auch geholfen haben, dass er sich aus den CDU-internen Kursstreitereien weitgehend herausgehalten hat.
Am Wochenende verbindet Braun nun sein Faible fürs Digitale mit dem Coronavirus: Er ist Schirmherr des Hackatons #WirVsVirus, eines von der Regierung organisierten Internetkongresses, auf dem Bürger gemeinsam nach Lösungen für Probleme suchen, die durch Corona entstehen.
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