Corona in Afrika: “Ärzte ohne Grenzen” lehnt Ausgangssperren ab

Eine Beamtin, die aufgrund der Corona-Pandemie eine Mundschutzmaske trägt, übergibt einer Familie in Kigali (Ruanda) vor einem Haus Hilfsgüter.

Eine Beamtin, die aufgrund der Corona-Pandemie eine Mundschutzmaske trägt, übergibt einer Familie in Kigali (Ruanda) vor einem Haus Hilfsgüter.

Genf. Afrika muss laut “Ärzte ohne Grenzen” eigene Wege zur Bekämpfung des Coronavirus gehen. Nötig seien Lösungen, die von lokalen Medizinern und der Bevölkerung gemeinsam entwickelt und getragen werden, sagte der Präsident von “Ärzte ohne Grenzen” in West- und Zentralafrika, Chibuzo Okonta, am Montag in einer Telefonkonferenz. Entscheidend werde dabei sein, die Menschen über die Pandemie und Regeln zu ihrer Eindämmung aufzuklären. Angesichts der oftmals schwachen Gesundheitssysteme müssten viele Erkrankte voraussichtlich zuhause behandelt werden.

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Ausgangssperren treffen arme Bevölkerung schwer

Okonta sprach sich ausdrücklich gegen die in vielen afrikanischen Ländern verhängten Ausgangssperren aus, die die arme Bevölkerung ihrer Lebensgrundlage beraubten. Auch Massentests seien keine Lösung, da diese nicht ausreichend vorhanden seien. Gesichtsmasken könnten dagegen einen wichtigen Schutz darstellen.

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Vor allem müssten Ärzte, Krankenpfleger und Risikogruppen besonders geschützt werden. Insgesamt sei das Coronavirus für viele Afrikaner nur eines von vielen Problemen, die gelöst werden müssten. Andere Krankheiten und die Sicherung des Lebensunterhalts wögen oftmals schwerer.

Protest gegen Covid-19-Klinik an der Elfenbeinküste

An der Elfenbeinküste demontierten Anwohner das noch unfertige Gebäude, das zur Versorgung von Coronapatienten errichtet werden sollte.

Sterblichkeitsrate könnte in Afrika geringer sein

Der Präsident von "Ärzte ohne Grenzen" in West- und Zentralafrika äußerte die Hoffnung, dass die Sterblichkeitsrate in Afrika geringer sein könnte als in anderen Teilen der Welt. So sei die Bevölkerung im Durchschnitt jünger. Genaue Angaben seien aber schwierig, auch weil wegen fehlender Tests viele Todesfälle nicht auf Corona-Infektionen getestet werden könnten.

Ärzte ohne Grenzen: Lokale Systeme und Initiativen stärken

Die Corona-Pandemie stellt Okonta zufolge eine besondere Herausforderung auch für Hilfsorganisationen dar. So sei es die schlimmstmögliche Lösung, die Behandlung ausländischen Ärzten zu überlassen. Stattdessen müssten lokale Systeme gestärkt werden, etwa indem arbeitslose medizinische Fachkräfte eingestellt würden. Geld müsse an lokale Initiativen anstatt an Regierungen fließen. Andernfalls sei zu befürchten, dass diese sich nur um die Behandlung der Eliten kümmern werden, sagte Okonta.

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In Afrika haben inzwischen beinahe alle Staaten Corona-Infektionen gemeldet. Zuletzt hatte der Südsudan am Sonntag einen ersten importierten Fall bestätigt. Nach Zahlen der Johns-Hopkins-Universität vom Montag sind fast 9400 Afrikaner mit dem Virus infiziert. Mehr als 900 sind genesen, 445 Todesfälle sind bestätigt. Am stärksten betroffen ist Südafrika, gefolgt von den nordafrikanischen Staaten Algerien, Marokko und Ägypten.

RND/epd

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