Impfstart in der EU: Tschechischer Staatschef lässt vor Kameras impfen
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Emilie Repikova (l),Veteranin des Zweiten Weltkriegs, beobachtet wie Andrej Babis, Premierminister von Tschechien, mit dem Corona-Impfstoff geimpft wird.
© Quelle: Ondøej Deml/CTK/dpa
Prag. Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis hat sich vor laufenden Fernsehkameras gegen das Coronavirus impfen lassen. Er besuchte am Sonntagmorgen das Zentrale Militärkrankenhaus in Prag und gab damit den Startschuss für das Impfprogramm in seinem Land.
Es gehe ihm gut, sagte der 66-Jährige anschließend im öffentlich-rechtlichen Sender CT. „Ich spüre noch nichts.“ Neben Babis wurde auch die 95 Jahre alte Weltkriegsveteranin Emilie Repikova geimpft. „Es hat ein klein wenig gepikst - das war alles“, sagte die Seniorin.
Babis hatte zuvor auf einer Pressekonferenz erklärt, er wolle mit gutem Beispiel vorangehen. Er warnte vor Fake-News-Seiten im Internet. „Die Leute müssen keine Angst haben“, sagte der Multimilliardär und Gründer der populistischen Partei ANO.
Die Europäische Kommission hatte den 27. Dezember zum gemeinsamen europaweiten „V-Day“ (Vaccine Day, Impftag) erklärt.
Die ersten knapp 10 000 Dosen des Impfstoffes der Firmen Pfizer und Biontech waren bereits am Samstag in Tschechien eingetroffen. Der EU-Mitgliedstaat mit knapp 10,7 Millionen Einwohnern ist seit dem Herbst stark von Corona betroffen.
Am Sonntag meldeten die Behörden 3024 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Seit Beginn der Pandemie gab es 670 599 bestätigte Infektionen und 11 044 Todesfälle.
Macron: “Neue Waffe gegen das Virus”
Das stark von der Covid-19-Pandemie betroffene Frankreich hat seine Impfkampagne gegen das Coronavirus begonnen. Eine 78-jährige Frau habe in einer Klinik in Sevran nördlich von Paris die erste Spritze bekommen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag.
“Wir habe eine neue Waffe gegen das Virus: den Impfstoff”, teilte Staatschef Emmanuel Macron via Twitter mit. Eine Impfung sei nicht verpflichtend. “Vertrauen wir unseren Forschern und Ärzten”, schrieb der 43-Jährige.
Seit Ausbruch der Pandemie starben nach Behördenangaben in dem Land mit rund 67 Millionen Bürgern über 62 500 infizierte Menschen. Auch Macron steckte sich an und musste sich Mitte des Monats eine Woche lang isolieren. Im Land wurde zudem ein Fall der in Großbritannien aufgetretenen Variante des Coronavirus nachgewiesen Sie ist möglicherweise deutlich ansteckender als die bisher bekannte Form.
Die Mitte-Regierung hatte angekündigt, dass zunächst ältere Menschen sowie Ärzte und Pfleger geimpft werden. Wie Gesundheitsminister Olivier Véran der Sonntagszeitung “Journal de Dimanche” sagte, sind Impfungen für alle Bürger dann im Frühjahr oder Sommer 2021 geplant.
Das Virus zirkuliere immer noch zu viel, sagte der Minister dem Blatt. Es gebe im Schnitt rund 15 000 Neuinfektionen pro Tag. Auf die Frage zu einem möglichen dritten Lockdown im Land sagte er: “Wir schließen niemals Maßnahmen aus, die zum Schutz der Bevölkerung nötig sein könnten.” Beschlossen sei aber bisher nichts, man beobachte die Lage.
“Sieg für die Wissenschaft”
Die Impfungen gegen das Coronavirus sind auch in Norwegen angelaufen. Regierungschefin Erna Solberg beschrieb den Impfstart als “einen Sieg für die Wissenschaft und die Zusammenarbeit zwischen vielen Ländern”.
Norwegen zählt zwar nicht zur Europäischen Union, als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) aber zu deren wichtigsten Partnern. Auch bei den Impfungen wird zusammengearbeitet. Norwegen erhält zunächst 10 000 Impfdosen, in der kommenden Woche sollen bereits rund 40 000 weitere dazukommen.
Das skandinavische Land ist bislang vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Seit Wochen zählt Norwegen neben Island, Finnland und Irland zu den EWR-Staaten, die auf die Bevölkerung heruntergerechnet die niedrigsten Neuinfektionszahlen haben.
RND/dpa