„Können nicht jedes Jahr alle impfen“

Corona-Impfung für unter 60-Jährige? Stiko-Chef Mertens widerspricht Lauterbach

Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko, Archivbild)

Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko, Archivbild)

Berlin. Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko), hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dafür kritisiert, dass er auch Menschen unter 60 Jahren eine Corona-Boosterimpfung empfohlen hat. Es sei nicht möglich, jedes Jahr die gesamte Bevölkerung zu impfen, erklärte Mertens.

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Im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ sagte der Stiko-Chef: „Ich halte es für schlecht, medizinische Empfehlungen unter dem Motto ‚Viel hilft viel‘ auszusprechen.“ Er unterstrich, dass ihm keine Daten bekannt seien, die einen solchen Ratschlag rechtfertigen.

Lauterbach empfiehlt: Zweiter Booster auch für Jüngere

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission bislang eine zweite Boosterimpfung für Menschen ab 70 Jahren.

Mertens: Nicht jedes Jahr die gesamte Bevölkerung impfen

Mertens sagte weiter, dass er die Aussagen seiner Kommission weiterhin für richtig halte. Die Ständige Impfkommission empfiehlt aktuell Menschen über 70, sowie Vorerkrankten und Pflegepersonal sich ein viertes Mal gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Die EU-Arzneimittelbehörde hatte unterdessen eine etwas andere Empfehlung ausgesprochen und eine Impfung ab 60 vorgeschlagen. Mertens dazu: „Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für einen schweren Verlauf. Es ist nicht einfach, hier einen genauen Cut beim Alter zu machen.“

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Empfehlung des Gesundheitsministers

Gesundheitsminister Lauterbach hatte zuletzt auch Menschen unter 60 Jahren eine vierte Corona-Impfung empfohlen. Der SPD-Politiker ging damit über die Empfehlungen von EU und Ständiger Impfkommission hinaus.

„Wenn jemand den Sommer genießen und kein Risiko eingehen will, zu erkranken, dann würde ich in Absprache mit dem Hausarzt auch jüngeren die Impfung empfehlen“, sagte Lauterbach. Weiter argumentierte er, so habe man „einfach eine ganz andere Sicherheit“ und reduziere das Risiko einer Infektion sowie von Long Covid.

Lauterbach sagte, Impfentscheidungen seien immer eine Entscheidung zwischen Arzt und Betroffenen. Die Stiko „empfiehlt ja nur im Allgemeinen“. Er riet Menschen über 60 Jahre zudem erneut, nicht auf Impfstoffe zu warten, die an neuere Virusvarianten angepasst sind. Ein erster wird laut Ministerium voraussichtlich Anfang September erwartet, ein zweites Präparat wohl Ende September/Anfang Oktober. Eine zweite Auffrisch-Impfung mit der meist nötigen vierten Spritze haben laut RKI inzwischen knapp 6,2 Millionen Menschen oder 7,5 Prozent der Bevölkerung. Bei Über-60-Jährigen sind es 21,3 Prozent.

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Mit Blick auf die weiter hohen Ansteckungszahlen sagte Lauterbach, er rate jedem, in Innenräumen besonders bei schwacher Lüftung Maske zu tragen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Freitag mit 719,2 an - nach 720,4 gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen am Vortag und 699,5 vor einer Woche. Die Inzidenz liefert aber kein komplettes Bild - vor allem weil nicht alle Infizierten auch PCR-Tests machen, aber nur diese in die Statistik eingehen. Lauterbach erläuterte mit Blick auf die Dunkelziffer, die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz dürfte bei 1400 bis 1500 liegen. „Wir haben zu hohe Fallzahlen. Eine Durchseuchung wäre etwas ganz anderes.“

RND/dpa/ag

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