Corona: Griechenland macht Druck auf Ungeimpfte
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Die griechische Regierung will Impfskeptiker mit Einschränkungen zum Impfen bewegen.
© Quelle: Socrates Baltagiannis/dpa
„Der Albtraum kehrt zurück“ – mit dieser Titelschlagzeile begrüßte die griechische Zeitung „Kathimerini“ am Dienstag ihre Leser. Das Coronavirus grassiert in Griechenland aggressiver als je zuvor. Sieben Rekorde bei den Neuinfektionen meldeten die Gesundheitsbehörden in den vergangenen zehn Tagen.
Am Dienstag stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auf 430. Das war der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Beunruhigend ist nicht nur die große Zahl der festgestellten Neuinfektionen, sondern die hohe Rate positiver Tests: Am Montag zeigten von 114.388 landesweit ausgewerteten Corona-Tests 6,4 Prozent ein positives Ergebnis. Das ist ein neuer Rekord.
„Das Schlimmste steht uns noch bevor“
Die Kliniken kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. In Nordgriechenland, wo sich das Virus besonders schnell ausbreitet, sind die Intensivstationen überfüllt. In vielen Hospitälern können Patienten nur noch in Feldbetten auf den Fluren untergebracht werden.
Am Dienstag meldeten die Gesundheitsbehörden mit 8613 Ansteckungen einen neuen Rekord. „Das Schlimmste steht uns noch bevor“, glaubt Nikos Tsanakis, Professor für Pneumologie an der Universität Kreta. Der Lungenfacharzt rechnet für Ende November mit bis zu 11.000 Neuinfektionen täglich. Die Zahl könnte im Februar sogar auf 20.000 steigen. Das entspräche einer Inzidenz von rund 2000.
Die Regierung hat am vergangenen Wochenende neue Beschränkungen eingeführt. Wer keine Impfung oder Genesung nachweisen kann, darf Einzelhandelsgeschäfte, Behörden, Bankfilialen, Restaurants und öffentliche Veranstaltungen jetzt nur noch mit einem aktuellen negativen Test betreten.
Das Personal prüft am Eingang die QR-Codes der Dokumente mit einer Handy-App und gleicht sie mit den Personalausweisen ab. Wegen der Kontrollen bilden sich seit Montag Schlangen vor vielen Geschäften. Ungeimpfte Beschäftigte in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst müssen ab sofort zwei negative Tests pro Woche vorlegen, auf eigene Kosten. Damit will die Regierung den Druck auf die Impfskeptiker erhöhen. Bisher sind in Griechenland erst 70 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft, gegenüber 76 Prozent im EU-Durchschnitt.
Die alarmierend hohen Zahlen der Neuinfektionen und die neuen Beschränkungen scheinen tatsächlich Wirkung zu zeigen: In den vergangenen sieben Tagen meldeten sich rund 175.000 Menschen für eine Erstimpfung an. Das waren fast dreimal so viele wie in der Vorwoche. Experten warnen aber: Selbst bei diesem erhöhten Impftempo wird es vier Monate dauern, bis 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sind.