Testen oder nicht testen – alles hat seinen Preis
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/GHXIA5KQ4REPLCUXJW6WTMG4Y4.jpeg)
Von wegen, kostenlos: Die Werbeaufkleber eines Corona-Testlabors in Essen werden entfernt. Einige Testzentren dürften wegen der Änderung schließen.
© Quelle: Roland Weihrauch/dpa
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
Rachen oder Nase? Seit Wochen habe ich die Frage im Testzentrum meines Vertrauens schon beantwortet, bevor sie überhaupt gestellt worden war. Es war ein Stück Gewohnheit: Noch einmal schnell testen lassen, dann ist man noch ein bisschen weiter auf der sicheren Seite – für sich selbst und für andere, die man eben so trifft. Geimpft hin oder her, das Virus könnte man ja trotzdem verbreiten.
Damit ist jetzt Schluss, zumindest, wenn man nicht bereit ist, für das gute Gefühl des Verantwortungsbewusstseins nach dem Abstrich zu bezahlen. Der Staat will die Rechnung aber auch nicht mehr übernehmen. Daher ist der Corona-Bürgertest ab heute kein kostenloses Allgemeingut mehr. Die Menschen sollen sich lieber impfen lassen, das ist nach wie vor kostenlos und hält auch länger vor als ein Test.
Was hält man davon?
Alles hat seinen Preis: die Bürgertests ebenso wie die Entscheidung, so gut wie alle Bürger für sie zahlen zu lassen. Denn auch wenn es womöglich Ungeimpfte dazu bringt, einen Termin für eine Impfung gegen das Coronavirus zu machen – wie wird sich das Ende der kostenlosen Tests auf die Datengrundlage auswirken? Wissen wir noch genau genug, wie viele Menschen sich infizieren, wenn sich weniger Menschen testen lassen? Außerdem dürften einige Testzentren schließen, wenn weniger Menschen das Angebot nutzen.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/XFVOMJZJ5NENXJT37QE43ESC5A.jpg)
Hier reicht der Bürgertest bereits nicht mehr: Getestete haben in diesem Restaurant in Bayern nur Zutritt, wenn sie einen PCR-Test gemacht haben.
© Quelle: imago images/Bihlmayerfotografie
Um alle Aspekte der Entscheidung zu beleuchten, hat sich meine Kollegin Jessica Orlowicz an einem Testzentrum in Hameln umgehört – und schlüsselt die Folgen auf. Und einen Überblick, für wen es weiterhin kostenfreie Tests gibt, hat unsere Redakteurin Anne Grüneberg für Sie zusammengetragen.
Kommen nach den Gemeinsamkeiten die Konflikte?
Heute starten SPD, Grüne und FDP in eine neue Woche voller Gespräche. Reden werden sie jeden Tag, wenn auch in verschiedenen Gruppen, und am Freitag soll es ein erstes Zwischenfazit geben: Steuert Deutschland schon auf die Ampel zu oder findet man keinen gemeinsamen Kurs? Denn nach der Betonung von Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten könnte es in dieser Woche kritischer werden. Irgendwann auf der Suche nach Kompromissen müssen vor allem die Unterschiede auf den Tisch kommen. Alles hat seinen Preis, auch beim Mitregieren. Vielleicht ist heute der Tag, an dem das deutlicher wird.
Unterdessen dürfte die Union weiter an ihrem Zukunftsbild malen. Wie das aussehen könnte, behandelt unsere stellvertretende Chefredakteurin und Hauptstadtbüroleiterin Eva Quadbeck in ihrer Wochenvorschau – und spricht von einer Schicksalswoche. Die Gräben zwischen den unionsbildenden Parteien CDU und CSU sind tief, schreibt Quadbeck, was die Neuaufstellung nicht unbedingt einfacher machen dürfte.
Zitat des Tages
Wir müssen jetzt handeln, wir müssen schneller und entschlossener handeln. Wenn wir nicht konsequent umsteuern, würden wir die Lebensbedingungen auf unserem Planeten unwiederbringlich zerstören.
Frank-Walter Steinmeier
am Sonntag bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises
Leseempfehlungen
In Österreich ist Kanzler Sebastian Kurz zurückgetreten. Im Interview mit meinem Kollegen Sven-Christian Schulz erwartet Tarik Abou-Chadi, Politikwissenschaftler an der University of Oxford, dass sich Kurz nicht aus der Politik zurückziehen will. Der Professor wirft der Politik der ÖVP vor, an den Institutionen der liberalen Demokratie zu kratzen.
Viele Reisende haben ein Adressschild an ihrem Koffer – für den Fall, dass der Koffer verloren geht. Doch das birgt ein großes Risiko. Zum Ferienstart einiger Bundesländer erklärt Reisereporter Kilian Genius, was anstelle der privaten Adresse auf den Kofferanhänger gehört.
Aus unserem Netzwerk
Innerhalb von zwei Jahren hat der US-Elektroautobauer Tesla vor den Toren von Berlin seine Gigafactory gebaut. Am Wochenende durften sich zahlreiche Besucherinnen und ‑besucher ein Bild vom Autowerk in Grünheide machen. Tesla-Chef Elon Musk präsentierte vor Ort die Unternehmensziele – und leistete sich bei seinem Auftritt eine Panne, wie die „Märkische Allgemeine“ (MAZ) berichtet.
Termine des Tages
Ganztägig: Heute tritt die neue Corona-Testverordnung in Kraft. Bürgertests sind nicht mehr für alle kostenlos. Ungeimpfte müssen ihre Tests beispielsweise für Restaurantbesuche künftig selbst bezahlen. Ausnahmen gelten unter anderem für alle, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen und dies nachweisen können oder für die noch kein Impfstoff zur Verfügung steht.
9 Uhr: Fortsetzung der Sondierungsgespräche von SPD, Grünen und FDP für eine Ampelkoalition.
11.45 Uhr: Die Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften werden heute in Stockholm bekannt gegeben.
Wer heute wichtig wird
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/2UFJYORRARAQFEOXLT6QCOFOXU.jpeg)
Wird er der neue Bundeskanzler von Österreich? Alexander Schallenberg (ÖVP), derzeit noch Außenminister, könnte heute von Bundespräsident Alexander Van der Bellen vereidigt werden.
© Quelle: Georg Hochmuth/APA/dpa
„Der Tag“ als Podcast
Die News zum Hören
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag,
Ihr Nils Thorausch
Abonnieren Sie auch:
Crime Time: Welche Filme und Serien dürfen Krimifans nicht verpassen? Mit unserem Newsletter sind Sie up to date. Alle zwei Wochen neu.
Hauptstadt-Radar: Der RND-Newsletter aus dem Regierungsviertel mit dem 360-Grad-Blick auf die Politik im Superwahljahr. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
What’s up, America? Der wöchentliche USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur – immer dienstags.
Die Pandemie und wir: Die wichtigsten Nachrichten der Woche, Erkenntnisse der Wissenschaft und Tipps für das Leben in der Krise – jeden Donnerstag.
Das Stream-Team: Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix und Co. – jeden Monat neu.
Mit RND.de, dem mobilen Nachrichtenangebot des RedaktionsNetzwerks Deutschland, dem mehr als 60 regionale Medienhäuser als Partner angehören, halten wir Sie immer auf dem neuesten Stand, geben Orientierung und ordnen komplexe Sachverhalte ein – mit einem Korrespondentennetzwerk in Deutschland und der Welt sowie Digitalexpertinnen und ‑experten aller Bereiche.
Falls Sie Anregungen oder Kritik haben, melden Sie sich gern direkt bei unserem Chefredakteur Marco Fenske: marco.fenske@rnd.de.