Scheitern der Impfpflicht: Kinderärzte rechnen mit weiteren Einschränkungen für Schulkinder im Herbst
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/7RIZGHPC3RCXVNP6QEZ4GNV55U.jpeg)
Die Kinderärzte erwarten wegen des Scheiterns der Impfpflicht eine weitere Corona-Welle im Herbst, die mit einschränkenden Maßnahmen für Kinder einhergeht.
© Quelle: Annette Riedl/dpa
Berlin. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) rechnet wegen des Scheiterns der Impfpflicht mit weiteren einschränkenden Maßnahmen für Kinder im Herbst. „Es ist zu erwarten, dass spätestens im Herbst eine nächste Corona-Welle einsetzt und erneut zu zahlreichen Erkrankungen führt“, sagte BVKJ-Bundespressesprecher Jakob Maske dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Kinderärzte kritisieren „parteipolitisches Gerangel“
Dies werde vor allem die ungeimpften Erwachsenen betreffen, die sich eigentlich hätten um den eigenen Schutz kümmern können. „Leider werden aber die Maßnahmen, die dann zum Schutz getroffen werden, wieder vor allem Kinder und Jugendliche treffen“, prognostizierte Maske. „Diese müssen dann wieder fürchten, dass Kitas und Schulen geschlossen werden. Sie werden erneut die einzige Gruppe sein, die sich regelmäßig anlasslosen Tests unterziehen muss, und sie werden wieder Maske tragen müssen.“ Vor allem in der Grundschule werde so ein normales Lernen behindert.
Die Erfahrung der letzten zwei Jahre zeige, „dass wir dadurch noch mehr adipöse Kinder sehen werden, noch mehr psychiatrische Erkrankungen und noch mehr häusliche Gewalt“. Maske ergänzte: „Und dies alles nur, um die ungeimpften Erwachsenen zu schützen.“ Das sei „ein politisches Armutszeugnis, ein Politikversagen mit Ansage“. Das Scheitern der Impfpflicht zeige mal wieder, „dass die politischen Entscheidungen in diesem Fall nicht von medizinischer Expertise geleitet sind, sondern eher von parteipolitischem Gerangel“.
Die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Deutschland war am Donnerstag im Bundestag geplatzt. Ein Kompromissentwurf für eine Pflicht zunächst ab 60 Jahren fiel durch. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte für eine Impfpflicht als Vorsorge für den Herbst seit mehreren Monaten geworben. Die Ampelkoalition brachte aber wegen Meinungsverschiedenheiten keinen Regierungsentwurf ein.