Intensivmediziner-Präsident Marx fordert Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NTC57HG6MZA3DDREX57VKVREII.jpg)
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, fordert Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte in Deutschland.
© Quelle: Getty Images
Berlin. Intensivmediziner-Chef Gernot Marx hat die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz grundsätzlich begrüßt, aber verschärfte Kontaktbeschränkungen gefordert. „Wir brauchen deutliche Kontaktbeschränkungen, aktuell tatsächlich am besten für alle“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Über die neue Virusvariante wissen wir einfach noch nicht genug. Wir können nicht ausschließen, dass die Impfstoffe vermindert wirken. Wegen dieses Nichtwissens ist zwingend notwendig, besonders vorsichtig zu sein.“
Der Mediziner fügte hinzu: „Es ist wichtig und richtig, dass nun bundeseinheitliche Maßnahmen und Grenzwerte beschlossen worden sind. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass einheitliche Maßnahmen am effektivsten wirken.“
Marx hält Böllerverbot für richtige Entscheidung
Die Regierungschefinnen und -chefs von Bund und Ländern hatten am Donnerstag Beschlüsse gefasst, wonach Ungeimpfte sich nur mit dem eigenen Haushalt sowie höchstens zwei Personen eines weiteren Haushaltes treffen dürfen. Geimpfte und Genesene sind davon ausgenommen. Auch auf ein Verbot von Feuerwerkskörpern am Silvester- und Neujahrstag hatten sich die Ministerpräsidenten geeinigt.
Marx zufolge ist das Feuerwerksverbot aus Sicht von Intensivmedizinern die richtige Entscheidung. „Am Silvesterabend und beim Böllern auf der Straße kommen viele Menschen miteinander in Kontakt“, teilte er dem RND mit. „Darauf sollte dieses Jahr verzichtet werden, um die Infektionszahlen nicht noch weiter nach oben zu treiben.“
Wüst: „Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte werden kommen“
Nach der Ministerpräsidentenkonferenz gab Hendrik Wüst die Beschlüsse der Konferenz bekannt.
© Quelle: AFP
Für die Notfallmediziner in den Notaufnahmen sei Silvester ohne Feuerwerk ebenfalls eine Entlastung, weil viele Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt würden und im Krankenhaus landen könnten. Marx ergänzte: „Das Verbot wird Kapazitäten einsparen.“
2G-plus-Regelung in der Kritik
Hausärzte-Chef Ulrich Weigeldt hat sich zufrieden mit den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz gezeigt, aber im Falle einer 2G-plus-Einführung bei Freizeitveranstaltung vor einer Überlastung der Testanbieter gewarnt.
„Ob die Einführung von sogenannten 2G-plus-Regelungen auch für geboosterte Menschen – mit deutlich niedrigerem Infektionsrisiko und niedrigerer Viruslast – wirklich erforderlich ist, kann kritisch hinterfragt werden“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem RND. „Möglicherweise werden dadurch auch die ohnehin schon knappen und teuren Testkapazitäten unnötig strapaziert.“
Ablaufdatum des Impfzertifikats
Bund und Länder hatten sich am Donnerstag auf mehrere einheitliche Maßnahmen geeinigt, um die vierte Corona-Welle zu brechen. Demnach soll auch bis Ende des Jahres festgelegt werden, ab wann der volle Impfstatus bei einer Zweifachimpfung ausläuft.
Mediziner Weigeldt begrüßt das: „Mit Blick auf die Steigerung der Bereitschaft gerade für Booster-Impfungen ist es durchaus vernünftig, die Gültigkeit der digitalen Impfzertifikate für die vollständige Impfung nach einem gewissen Zeitraum auslaufen zu lassen“, sagte er dem RND. „Die Booster-Impfung bietet nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen noch einmal einen deutlich besseren und längeren Schutz vor schweren Krankheitsverläufen.“
Die geplante einrichtungsbezogene Impfpflicht hätten die Hausärzte schon seit vielen Wochen gefordert. „Wir freuen uns, wenn diese schnell (und nicht erst im März nächsten Jahres) umgesetzt wird“, teilte Weigeldt mit. „Insbesondere im Bereich der Pflege ist es mithin fahrlässig, dass die Pflege und Betreuung von hochvulnerablen Menschen weiterhin durch ungeimpfte Mitarbeitende erfolgt.“