Coronavirus: Sollte man wegen der Ansteckungsgefahr auf Spaziergänge verzichten?

Jugendliche beim Spaziergang: Wer Abstand zu anderen einhält und sich schützt, riskiert aus Sicht von Virologen nicht so viel.

Jugendliche beim Spaziergang: Wer Abstand zu anderen einhält und sich schützt, riskiert aus Sicht von Virologen nicht so viel.

Um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen, sind wir alle gefragt. Das betonen Virologen, Gesundheitsbehörden, Politiker und das dürfte inzwischen überall angekommen sein. Nicht nur Risikogruppen, auch gesunde Menschen sollen ihre sozialen Kontakte auf das Notwendigste reduzieren, zuhause bleiben, möglichst im Home Office arbeiten, die eigenen Kinder nur mit ausgewählten Kontakten spielen lassen, mindestens zwei Meter Abstand bei Gesprächen halten.

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Aber reicht die Bitte, die Empfehlung, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet? Der Mensch ist schließlich ein soziales Wesen. Spanien hat gerade aus der Bitte eine Verpflichtung gemacht - und eine Ausgangssperre für alle verhängt. Die Spanier dürfen tatsächlich nur in Ausnahmefällen aus dem Haus.

Erlaubt sind Fahrten zur Arbeit, zum Arzt sowie zum Kauf von Lebensmitteln und Medikamenten. Die Bürger dürfen ihr Heim auch verlassen, um Kinder, Ältere und Hilfsbedürftige zu betreuen. „Man darf auch den Hund Gassi führen“, betonte Ministerpräsident Pedro Sánchez. Zu berücksichtigen sei in erster Linie, dass man nur einzeln und ohne Begleitung auf die Straße dürfe.

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Italienische Wissenschaftler fordern Ausgangssperre in Deutschland

Italienische Wissenschaftler haben angesichts der heftigen Coronakrise in ihrem Land Deutschland aufgefordert, schneller und strikter als bisher zu reagieren. „Unterschätzen Sie nicht die Gefahr. Italien hat das eine Woche lang getan“, sagte Roberto Burioni, einer der bekanntesten Virologen Italiens. Auch in Italien dürfen die Menschen ihre Wohnungen nur noch verlassen, um das Allernotwendigste zu erledigen.

„Halbherzige Maßnahmen schaden jetzt mehr, als sie nützen. Je länger man mit der Ausgangssperre wartet, je mehr Leute werden dann, wenn sie kommt, schon infiziert sein und in Wohnungen weitere anstecken", fürchtet auch Stephan Ortner, Direktor des Forschungsinstituts Eurac Research in Bozen in Südtirol. „Deutschland braucht eine Vollbremsung, einen Lockdown, mindestens so, wie ihn Italien jetzt hat."

Ausgangssperre wird in Deutschland diskutiert

So weit sind wir in Deutschland aber, Stand Montag (15 Uhr) noch nicht. „Es gibt keine Ausgangssperre - derzeit nicht. Aber bitte überlege sich jeder selbst, ob er rausgeht“, appellierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag an die Bevölkerung. Berlin plane keine Verordnungen zu Ausgangssperren, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD).

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Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte, er wolle möglichst auf Ausgangssperren verzichten. Diese Maßnahme „möchte ich zurzeit jedenfalls noch nicht“, sagte er am Montag dem Sender Hit Radio FFH. „Die Ausgangssperre ist eine so starke Maßnahme, dass, wenn es geht, ich das verhindern will. Aber ich kann Ihnen nicht garantieren, dass es so bleibt.“

Erste drastische Maßnahmen, die unseren Alltag überall betreffen, sind aber schon jetzt in Deutschland zu spüren. Damit Menschen nicht mehr aufeinandertreffen, haben die Landesregierungen das öffentliche Leben heruntergefahren: Clubs und Bars werden dicht gemacht, Schwimmbäder, Schulen und Kitas geschlossen, Konzerte, Sportveranstaltungen abgesagt, vereinzelt Spielplätze und Sportstätten geschlossen. Der Zugverkehr wird heruntergefahren. Das öffentliche Leben kommt in weiten Teilen zum Erliegen.

Corona-Pandemie: Haltet Menschen auf Abstand!

Grundsätzlich sind alle Maßnahmen gut, die Abstand zwischen die Leute bringt.

Lars Schaade, Vizepräsident vom Robert-Koch-Institut

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“Grundsätzlich sind alle Maßnahmen gut, die Abstand zwischen die Leute bringt”, betonte Lars Schaade vom Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag beim derzeit täglich stattfindenden Pressegespräch zur aktuellen Pandemie-Lage. Erst in etwa zwölf Tagen könne man beurteilen, ob die eingeleiteten Maßnahmen in einigen Bundesländern Wirkung zeigen und ob sie gegebenenfalls verschärft werden müssten. Eine Ausgangssperre sei im Moment aus Sicht der RKI aber noch nicht erforderlich.

Coronavirus: So schützt man sich davor
ILLUSTRATION - Zum Themendienst-Bericht vom 9. September 2019: Gr��ndliches H��ndewaschen senkt die Anzahl der Krankheitserreger an den H��nden deutlich. Daf��r sollte man die Seife f��r 20 bis 30 Sekunden einreiben. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn - Honorarfrei nur f��r Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Das neuartige Coronavirus hat Deutschland erreicht, doch Experten sehen keinen Grund zur Panik.

Was sagen Virologen dazu? “Eine Ausgangssperre ist unnötig - so lange Sie Abstand halten und ansonsten so weit wie möglich soziale Kontakte meiden”, betonte der Virologe Alexander Kekulé bei der letzten “Anne Will”-Sendung am Sonntag. Er ist Chef des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Die Menschen wie in Spanien und Italien zuhause einzusperren sei keine gute Idee. “Aus der Epidemiologie gibt es dafür, dass man nicht mehr an die frische Luft darf, kein Argument”, sagt Virologe Kekulé. “Man steckt sich in geschlossenen Räumen an.”

Virologen: Geht raus an die Luft, aber haltet Distanz!

Eine Ausgangssperre erachte er als kontraproduktive Maßnahme. Das Virus könne in Räumen ein, zwei, vielleicht drei Meter weit fliegen. Aber ein Spaziergang im Freien sei überhaupt kein Problem - sofern man nicht gleich eine Versammlung mit mehreren Menschen abhalte oder Kinder, die sonst in der Kita oder im Kindergarten zusammen waren, jetzt auf dem Spielplatz zusammen zu stecken.

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Im familiären Kreis an der frischen Luft einen Spaziergang zu machen, sei hingegen eine gute Lösung. "Wenn wir Menschen dauerhaft zuhause in der Bude einsperren, ist es wahnsinnig schwierig, das psychologisch auszuhalten”, warnt Kekulé.

Drosten: Coronavirus fällt schnell zu Boden

Sars-CoV-2 sitzt im Rachen und gelangt durch Husten in die Luft. “Wenn man die Wahl hat bei Freizeitaktivitäten mit Freunden oder Familie, dann ist es eine sehr gute Idee, jetzt ins Freie zu gehen”, erklärte auch Charité-Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast.

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Man sollte aber immer überlegen: Wie weit sitzt oder stehen wir voneinander weg? Das Virus steht auch laut Drosten nicht stundenlang als Wolke in der Luft, sondern zirkuliere nach derzeitigen Erkenntnissen nur wenige Minuten und falle dann relativ schnell zu Boden. “Es ist also nicht so, dass wenn man sich beim Spazieren gehen begegnet, sofort infiziert”, sagt Drosten.



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