China will in der Corona-Krise helfen: Nächstenliebe oder Propaganda?

Ein Bild, das sich einprägt: Ärzte aus China kommen in Rom an, um den in der Corona-Krise leidgeprüften Italienern zu helfen. Zuvor hatten die EU-Partner Italiens Bitten um Hilfe nicht erwidert,

Ein Bild, das sich einprägt: Ärzte aus China kommen in Rom an, um den in der Corona-Krise leidgeprüften Italienern zu helfen. Zuvor hatten die EU-Partner Italiens Bitten um Hilfe nicht erwidert,

Berlin. Jetzt, da China nach Bekunden seiner Führung aus dem Gröbsten der Corona-Epidemie heraus ist, kennt die Hilfsbereitschaft Pekings keine Grenzen. Diesen Eindruck erwecken Nachrichten und Bilder, die staatliche chinesische Medien und Regierungsstellen in Dauerschleife verbreiten. Demnach ist Hilfe aus China dieser Tage besonders in einer Weltgegend gefragt: in Europa.

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Saragossa, Spanien: Ankunft eines chinesischen Flugzeugs mit 500.000 Atemschutzmasken an Bord. Liege, Belgien: Ein Flugzeug bringt 300.000 Schutzmasken – „Stunden vor der geplanten Ankunftszeit“, wie es von chinesischer Seite heißt. Rom, Italien: Neun aus China eingetroffene Ärzte helfen ihren italienischen Kollegen, weitere sollen folgen. Shanghai, China: Ein Frachtschiff mit 80.000 Corona-Tests an Bord legt ab; eines der Zielländer: Deutschland.

Einerseits sind dies gute Nachrichten in schlechter Zeit, penibel dokumentiert in den Social-Media-Kanälen der chinesischen Regierung, ihrer Medien und Botschaftsvertretungen weltweit. Andererseits schaffen sie Bilder und Fakten, die die Corona-Krise lange überdauern könnten.

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Springt China für fehlende europäische Solidarität ein?

Ärzte für Italien, Masken für Belgien, Tests für Deutschland: China tritt in der Corona-Pandemie als mächtiger Helfer Europas in Erscheinung. Staaten wie Italien und Spanien, wo die Gesundheitsversorgung angesichts stark steigender Patientenzahlen zu kollabieren droht, nehmen das Hilfsangebot bereitwillig an. Zumal in einer Zeit, da die EU-Nachbarn mit Ausfuhrverboten für Medizingüter und einseitigen Grenzschließungen von sich hören lassen.

Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic kleidete seinen Frust in klare Worte: „Es gibt keine europäische Solidarität“, sagte er am Sonntag. Nichts weiter als ein Märchen auf Papier sei das Gerede darum.

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Er habe Chinas Präsidenten Xi Jinping um Hilfe gebeten, sagte Vucic. „Ich habe ihm unsere ewige und eiserne Dankbarkeit versichert.“

Wo Europa und die USA Solidarität vermissen lassen, springt China ein. Die Corona-Krise könnte Pekings Einfluss auf dem Kontinent erheblich vergrößern.

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China als Retter in der Not

Lucrezia Poggetti vom Merics-Institut für China-Studien in Berlin mahnt zur Wachsamkeit. „Peking hat eine große Propaganda-Kampagne gestartet, um die europäischen Öffentlichkeit von Chinas Versäumnissen im Umgang mit dem Coronavirus abzulenken“, sagt Poggetti.

Dank der in großen Mengen verfügbaren Hygieneartikel wisse sich die chinesische Regierung als Retter von Staaten in Not zu inszenieren. „Es geht um den Ausbau von Soft Power – in der Hoffnung, dass sie sich in Zukunft geopolitisch auszahlt“, sagt Poggetti.

Die Forscherin hat einen genaueren Blick auf die aus China verschickten und verschifften Hilfsgüter geworfen. Dabei handele es sich meist nicht um staatliche Spenden, sondern um solche des Chinesischen Roten Kreuzes oder großer Konzerne wie etwa vom Online-Riesen Alibaba.

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„Viele der aus China verschickten medizinischen Güter sind nichts weiter als Güter, die europäische Staaten gekauft haben“, sagt Poggetti. Dennoch dürfte sich das Bild von China als Retter in der Not bei vielen Europäern nun festigen, so die Forscherin.

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Trittin sieht Chinas Einfluss nicht alternativlos

Der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin sieht Peking eine Lücke füllen, die andere hinterlassen. „Während Donald Trump sowie Sebastian Kurz lieber auf andere zeigen, statt ihre Hausaufgaben zu machen, bietet China ostentativ Hilfe an. Das muss man anerkennen – auch wenn nichts ohne geostrategische Hintergedanken geschieht“, sagt er. Doch in den USA würden nun einmal Hunderttausende Testsets gebraucht, ebenso wie Schutzmasken in Italien.

Chinas wachsender Einfluss in Europa sei keineswegs alternativlos, meint Trittin. Er sagt: „Wer China nicht in Europa will, muss in Europa solidarischer handeln."

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