Corona-Ausbruch bei Tönnies: Kommt jetzt der Lockdown?
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Mehr als 1500 Tönnies-Mitarbeiter wurden bereits positiv auf das Coronavirus getestet.
© Quelle: imago images/Noah Wedel
Gütersloh/Düsseldorf. Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück mit inzwischen mehr als 1500 nachweislich infizierten Mitarbeitern geht die Diskussion um weitere Schutzmaßnahmen bis hin zu einem regionalen Lockdown weiter.
An diesem Dienstag ist eine Kabinettssitzung in Düsseldorf geplant. Ein Thema der Landesregierung dürfte dabei die aktuelle Situation im Kreis Gütersloh sein. Fachleute des Robert Koch-Instituts und andere Wissenschaftler sind im Kreis Gütersloh nach Angaben der Behörden im Einsatz. "Deren Empfehlungen folgen weitere Maßnahmen", hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bereits am Montag über Twitter angekündigt, ohne Details zu nennen.
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Inzwischen hält auch der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) einen Lockdown in der Region für vorstellbar. "Ich würde sagen ja", sagte Adenauer am Montagabend auf die Frage, ob es nach einem Lockdown "rieche". Die mobilen Teams, die in den Wohnungen und den Unterkünften unterwegs seien und auch Familienangehörige ansprächen, stießen jetzt in ein gewisses Dunkelfeld. Sie hätten einige positive Fälle gefunden. Eine Zahl wollte der Landrat noch nicht nennen, da ausgeschlossen werden solle, dass es hier doppelte Zählungen gebe.
NRW-Gesundheitsminister Laumann: “Sind mitten im Lockdown”
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister hatte gegen über dem “Bayerischen Rundfunk” bereits drastischere Schritte angekündigt. “Was wir heute überlegen ist, ob wir unter Umständen auch wieder im Bereich von Kontaktsperren mehr machen”, erklärte er. Und: “Die passenden Schritte werden wir auch sicherlich heute verkünden und der Ministerpräsident wird sich heute zu dem Thema äußern.”
Laumann betonte, dass sich die aktuelle Situation bereits mit einem Herunterfahren des sozialen Lebens vergleichen lasse: “Wir haben 7000 Leute unter Quarantäne stehen, wir haben die Schulen und Kindergärten geschlossen. Wir werden jetzt auch Quertestungen in der Bevölkerung machen. Wenn jemand sagt, wir haben keinen Lockdown im Kreis Gütersloh, dann fahren Sie da mal hin. Wir sind mitten in einem Lockdown.”
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte einen kurzen Lockdown mit massiven Tests in der Region Gütersloh gegenüber dem RND. Laschet verwies wie Laumann auf die bereits gesetzten Maßnahmen.
Kreis Warendorf stark von Corona-Ausbruch bei Tönnies betroffen
Der ebenfalls vom Corona-Ausbruch bei Tönnies betroffene Kreis Warendorf hält trotz des bislang höchsten Anstiegs bei den Infizierten einschränkende Maßnahmen für die übrige Bevölkerung derzeit nicht für erforderlich. Im Gesundheitsamt seien am Montagnachmittag 72 weitere positive Corona-Testergebnisse für Mitarbeiter der Firma Tönnies eingegangen, teilte der Kreis am Abend mit. Damit sei die Zahl der seit dem Corona-Ausbruch im Tönnies-Werk infizierten Mitarbeiter, die im Kreis Warendorf leben, auf 212 angestiegen.
"Das ist der mit Abstand höchste Anstieg, den wir in der Pandemie bislang hatten", erklärte Landrat Olaf Gericke (CDU). Das gesamte Infektionsgeschehen im Kreisgebiet sei auf den Ausbruch im Tönnies-Werk zurückzuführen. "Da wir derzeit keine Anzeichen für ein Überspringen der Infektionen auf die übrige Bevölkerung sehen, sind einschränkende Maßnahmen derzeit nicht erforderlich", erklärte er. Mit Quarantäne und weiteren Maßnahmen sollen Infektionsketten so früh wie möglich unterbrochen werden. Das Hauptaugenmerk gelte jetzt der Ermittlung und Testung von Kontaktpersonen der Tönnies-Mitarbeiter.
Der Warendorfer Landrat appellierte an die Bürger, "weiterhin vorsichtig zu sein und die bekannten Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten". Zudem würden auch im Kreis Warendorf kostenfreie Corona-Tests ermöglicht für alle, die in besonders betroffenen Orten wohnten oder sich verständlicherweise Sorgen machten - etwa, weil sie Kontakt zu Tönnies-Mitarbeitern hatten. Solche Tests seien an zentralen Standorten möglich und die Kosten würden von Tönnies übernommen. Dazu habe sich das Unternehmen ausdrücklich verpflichtet.
RND/dpa/ka