Clanchef Miri beklagt sich über Behörden: „Ich bin kein Monster“

Der Asylantrag von Clanchef Ibrahim Miri wurde erneut abgelehnt. Zu Unrecht, sagt Miri.

Der Asylantrag von Clanchef Ibrahim Miri wurde erneut abgelehnt. Zu Unrecht, sagt Miri.

Berlin. Raub, Entführung, Erpressung: Die Vorstrafenliste des gerade erst erneut in den Libanon abgeschobenen Clanchefs Ibrahim Miri ist lang. Insgesamt 19-mal ist er zwischen 1989 und 2014 in Deutschland rechtskräftig verurteilt worden, elfmal saß er in Haft. Weil die Behörden lange Zeit seine Staatsangehörigkeit nicht klären konnten, wurde Miri geduldet. Er konnte nicht abgeschoben werden. Bis die libanesischen Behörden im Sommer die nötigen Dokumente für seine Ausweisung ausstellten. Nach jahrelanger Odyssee musste der Clanchef im Juli zurück in den Libanon.

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Doch Miri wollte nicht dort bleiben. Ende Oktober stand er überraschend wieder in Bremen und stellte erneut einen Asylantrag. Das Bremer Verwaltungsgericht überprüfte die Rechtmäßigkeit des negativen Asylbescheids des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) und kam zu dem Schluss: Miri wurde zu Recht abgeschoben.

Miri gibt sich harmlos

Dennoch erhebt der in einem Videointerview mit dem NDR und der „Süddeutschen Zeitung“ nun schwere Vorwürfe gegen den deutschen Staat und die zuständigen Behörden. Die hätten ihn erneut abgeschoben, obwohl sie gewusst hätten, dass sein Leben im Libanon bedroht sein würde.

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Wo sich Miri aufhält, will er nicht sagen. Während des Telefonats versucht er jedoch, einen harmlosen Eindruck zu erwecken. Mit Brille auf dem Kopf sagt er, er traue sich nicht aus dem Haus. Deswegen sei er auch nach Deutschland zurückgekehrt. Behauptet hatte er das bereits, als er den zweiten Asylantrag stellte, doch weder Bamf noch das Bremer Verwaltungsgericht hielten seine Angaben für glaubwürdig.

Ibrahim Miri begrüßt 2014 vor Beginn des Prozesses im Saal des Landgerichts Zuschauer auf den Besucherbänken.

Ibrahim Miri begrüßt 2014 vor Beginn des Prozesses im Saal des Landgerichts Zuschauer auf den Besucherbänken.

Dass sich die deutschen Behörden querstellen würden – damit habe er gerechnet. „Aber dass die so auf mich losgehen, als ob ich jetzt der schlimmste Verbrecher wäre, hab' ich nicht erwartet“, sagt er, während sein Blick mal nach links, mal nach rechts wandert, kaum aber zum Interviewer.

„Ich bin ein normaler Mensch“

Zwar räumt er seine kriminelle Vergangenheit ein. Doch mit dieser habe er gebrochen. „Es ist nie zu spät, sich aus dem ganzen Dreck zurückzuziehen.“ Überprüfen lässt sich das schwerlich. Laut Berichten soll es allerdings während seiner Abschiebehaft zu einem Eklat gekommen sein. Demnach hatten ein Clanmitglied und ein befreundeter Drogenhändler Miri zu besuchen versucht – mit einem Klappmesser. Als die Beamten ihnen den Zutritt verweigerten, sollen die Männer sie bedroht haben.

Andererseits hatte Miri zuletzt günstige Sozialprognosen bekommen. Ein Landgerichtsgutachten bescheinigte ihm, dass er sich „glaubhaft von seinem delinquenten Verhalten distanziert habe“. Miri selbst begründet seinen angeblichen Rückzug aus der Kriminalität laut „Tagesschau“ mit seiner Familie. Demnach erwartet seine Frau gerade ihr zweites Kind, in Bremen habe er vor seiner ersten Abschiebung im Juli einen festen Arbeitsplatz gehabt.

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Dennoch, so Miri, beschreibe ihn die Presse nun als Monster. „Aber ich bin kein Monster, ich bin ein normaler Mensch“, sagt er. Die Faust sei bei ihm erst die letzte Lösung, zunächst versuche er es mit Reden. Sein Rechtsanwalt Albert Timmer stärkt ihm indes den Rücken. „An Herrn Miri sollte ein Exempel statuiert werden. Man habe vorführen wollen: ‚Wir können abschieben‘“, sagt er. Die Bremer Innenbehörde bezeichnet den Vorwurf hingegen als abwegig und begründet das mit der hochkriminellen Laufbahn Miris.

Erneute Rückkehr nicht ausgeschlossen

Auf die Frage des NDR-Reporters, warum man ihm nun die 15. oder 16. Chance geben solle, wenn er doch so viele ausgelassen habe, antwortet Miri: „Ich habe noch nie eine Chance von denen gehabt. Wo habe ich denn 15 oder 16 Chancen gehabt?“ Die Ausländerbehörde habe ihm nicht mal eine halbe gegeben. Dass er nicht früher ausgestiegen sei, rechtfertigt er damit, dass er dann nicht genug Geld zum Leben gehabt hätte.

Müssen die deutschen Behörden nun mit einer erneuten Rückkehr Miris rechnen? Er würde es wieder versuchen, wenn er genug Geld hätte, sagt er. Und dabei auch wieder eine Festnahme in Kauf nehmen.


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