Attacke vor ehemaligen “Charlie Hebdo”-Büros - das schreckliche Déjà-vu von Paris

Polizisten in der Nähe des Tatorts in Paris.

Polizisten in der Nähe des Tatorts in Paris.

Paris. Nach einer Messerattacke in Paris am Freitag kurz vor Mittag herrschte zunächst Unklarheit über Motiv und Persönlichkeit des mutmaßlichen Täters sowie über die Frage, ob es eine Verbindung zu dem Terroranschlag auf das französische Satiremagazin “Charlie Hebdo” Anfang 2015 gab. Denn der Angriff am Freitag, bei dem zwei junge Journalisten einer Fernsehproduktionsfirma schwer verletzt wurden, ereignete sich genau vor dem Gebäude im elften Arrondissement von Paris, in dem früher “Charlie Hebdo” arbeitete. In der Folge zog die Redaktion an einen geheimen Ort um.

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Hier töteten zwei Terroristen am 7. Januar 2015 insgesamt zwölf Menschen, darunter einige von Frankreichs bekanntesten Karikaturisten, und verletzten elf weitere Personen teilweise schwer. Die Attentäter hatten die Tat genau vorbereitet und stellten sie als Racheakt für Karikaturen des Propheten Mohammed dar, die “Charlie Hebdo” regelmäßig veröffentlicht hatte. Die beiden Männer wurden zwei Tage später auf der Flucht erschossen, doch findet derzeit vor einem Pariser Schwurgericht der Prozess um den Anschlag auf das Satireblatt sowie die darauf folgenden Morde eines weiteren, ebenfalls getöteten Terroristen an einer Polizistin und an vier Männern in einem jüdischen Supermarkt statt. Insgesamt 14 Personen sind angeklagt, davon drei in Abwesenheit, weil sie den Tätern logistische, finanzielle oder anderweitige Hilfe bei ihren Morden geleistet haben sollen.

“Extrem schnell einige Messerstiche verteilt”

Zu diesem Anlass veröffentlichte “Charlie Hebdo” Anfang September erstmals seit mehr als fünf Jahren wieder Mohammed-Karikaturen – und erhielt seither erneut grobe Drohungen. Die Personalchefin der Zeitung, Marika Bret, musste ihre Wohnung dauerhaft verlassen und von der Polizei an einen unbekannten Ort gebracht werden.

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Steht die Attacke am Freitag im Zusammenhang mit diesen Vorgängen? Vielen erschien sie als schreckliches Déjà-vu. Zeugen berichteten von Schreien auf der Straße. Ein Kollege der beiden Verletzten, der den Tathergang beobachtet hatte, sagte, der Angreifer habe “extrem schnell einige Messerstiche verteilt”, um gleich darauf schnell wegzulaufen.

Vier Verletzte nach Messer-Attacke in Paris

Bei einer Messerattacke in der Nähe der früheren Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo in Paris sind am Freitag vier Menschen verletzt worden.

Kurz nach der Tat konnte der mutmaßliche Täter, der laut französischen Medienberichten durch Blutspuren im Gesicht auffiel, an der Metrostation Bastille festgenommen werden. Ersten Erkenntnissen zufolge ist er 2002 geboren und der Polizei aufgrund von unerlaubtem Waffenbesitz bekannt, nicht aber wegen einer möglichen religiösen Radikalisierung. Dennoch leitete die Antiterrorabteilung der Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen “versuchten Mordes in Zusammenhang mit einem terroristischen Vorhaben” ein. Im Innenministerium wurde eine Krisenzelle eingerichtet, Premierminister Jean Castex und Innenminister Gérald Darmanin begaben sich an den Tatort, wo sich ein Großaufgebot an Polizei befand.

Am frühen Nachmittag wurde in der Nähe ein zweiter, im Jahr 1987 geborener Mann festgenommen. Von ihm hieß es zunächst, seine mögliche Beteiligung sei noch zu überprüfen. Nach der Tat wurden alle Schulen, Kindergärten und Krippen im Umkreis mit insgesamt einigen Tausend Kindern über Stunden abgeriegelt. Auch blieben mehrere Metrostationen in dem Bereich im Osten von Paris den ganzen Nachmittag über gesperrt.

Am Abend gab es für Innenminister Gérald Darmanin dann kaum mehr Zweifel am Motiv der Tat. Von einem “islamistischen Terrorakt” sprach er im französischen Fernsehen. Mutmaßlich handele es sich um einen weiteren “blutigen Angriff auf unser Land”, sagte er weiter. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete derweil von fünf weiteren Festnahmen. Damit gab es am Abend dann bereits sieben Verdächtige in Polizeigewahrsam.

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Opfer machten Zigarettenpause auf der Straße

Bei den verletzten Opfern handelt es sich indes um eine junge Frau und einen jungen Mann, die für eine journalistische Produktionsfirma arbeiten und die gerade eine Zigarettenpause auf der Straße machten, als sie brutal angegriffen wurden. Beide wurden rasch ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Zustand sei trotz der schweren Verletzungen nicht lebensbedrohlich, hieß es. Die Presseagentur, für die sie arbeiten, hatte im Vorfeld keine Drohungen erhalten. In einem Tweet sprach “Charlie Hebdo” seinen “ehemaligen Nachbarn” sowie den Opfern seine “Unterstützung und Solidarität” aus.


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