CDU-Spitze für Frauenquote: Kramp-Karrenbauers Abschiedsrevolution
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EPZYYV4SRBAIFDQF5KBJ4MZCDI.jpeg)
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer dringt auf eine Frauenquote für ihre Partei.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa-pool/dpa
Berlin. Wenn jemand seinen Rücktritt ankündigt, kann es sein, dass ab sofort niemand mehr auf ihn hört. Von “lame duck” wird dann gesprochen oder von einem Machtvakuum. Es gibt in der CDU manche, die die Partei gerade in einem solchen Zustand sehen. Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat im Februar erklärt, dass sie den gerade erst erworbenen Posten nun doch nicht mehr will. Wegen der Corona-Pandemie ist sie über ein halbes Jahr später immer noch im Amt.
Wenn sie es nun – voraussichtlich – im Dezember an ihren Nachfolger übergibt, wird sie der CDU ihren Stempel aufgedrückt haben.
Gerade hat der Parteivorstand einer tiefgreifenden Veränderung zugestimmt: der Einführung einer Frauenquote für Führungsgremien bis hin auf Kreisebene. Das erfolgt zwar schrittweise und erst bis 2025, für die CDU ist es aber dennoch ein Einschnitt.
Kramp-Karrenbauer hat den Beschluss des Vorstands forciert, obwohl er auf dem Parteitag im Dezember nicht ansteht. Wegen Corona wurde der auf die Vorsitzendenwahl reduziert. Der Quotenbeschluss im Vorstand hätte also noch Zeit gehabt.
Das Risiko für den neuen CDU-Chef
Kramp-Karrenbauer aber wollte offenbar kein Risiko eingehen. Sie hat ihre Nachfolgekandidaten, von denen nicht alle Sympathie für die Quote erkennen lassen, damit festgelegt: Wendet der neue Chef sich gegen den Quotenbeschluss oder bemüht sich nicht um dessen Durchsetzung, startet er mit einem Malus ins Amt. In einem Wahljahr und als möglicher Kanzlerkandidat wäre das nicht ratsam.
Ein Machtvakuum an der CDU-Spitze sieht also definitiv anders aus.
Es scheint eher so, dass die in der CDU, die davon sprechen, einen schnellen Wechsel aus einem anderen Grund wollen: damit Kramp-Karrenbauer die Partei nicht noch weiter umkrempelt.