CDU-Generalsekretär Ziemiak nimmt den Kampf mit Merz auf
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CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak (rechts) neben JU-Chef Tilman Kuban auf dem Deutschlandtag der Jungen Union.
© Quelle: Harald Tittel/dpa
Saarbrücken. Es war eine Rückkehr, und sie schien zunächst zu einem Debakel zu werden. Wie ein Schulkind kanzelte Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz auf dem JU-Deutschlandtag, der Jahresversammlung des Unionsnachwuchses, CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak ab. Die Partei müsse Begriffe besetzen und sich das nicht von anderen diktieren lassen, rief er. Die Junge Union feierte ihn. Ziemiak saß starr in der ersten Reihe.
Videokommentar: „Die Castingshow der Union geht weiter“
Die Lust auf Zukunft scheint sich bei vielen auf die Frage zu beschränken, wer nun der nächste Kanzlerkandidat werden soll. Ein Kommentar von Daniela Vates.
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Vor einem Jahr noch war er selbst JU-Vorsitzender gewesen. Annegret Kramp-Karrenbauer machte ihn dann zum Generalsekretär, nachdem sie im Dezember das Rennen um den CDU-Vorsitz gewonnen hatte, gegen Friedrich Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn. Ziemiak war also fortan im „Team Annegret“. Er danke denen in der Jungen Union, die ihn unterstützt hätten, hatte Merz noch vieldeutig gesagt.
Vorbild Österreich
Am Samstag dann war Ziemiak selbst an der Reihe mit seiner Rede – und brachte den Parteinachwuchs deutlich besser zum Jubeln als vor ihm Jens Spahn und nach ihm NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, die neben Merz und Kramp-Karrenbauer als mögliche Kanzlerkandidaten der Union gelten.
Das gelang mit den klassischen Applausthemen für die Junge Union – Kritik an den Grünen („im Mantel des Bürgerlichen unterwegs“) und an der SPD, Abgrenzung zur Linkspartei und zur AfD.
Das Thema des Generalsekretärs muss aber auch der Zustand der Partei sein – und die Umfragewerte der CDU sind schlecht. „Last uns nicht auf Umfragen schauen, lasst uns zusammenstehen“, rief Ziemiak und bemühte die österreichische Schwesterpartei als Vorbild, die gerade erneut die Wahl gewonnen hat. „Die ÖVP hat nicht auf die Umfragewerte geguckt“, verkündete Ziemiak. Und auch einen Richtungsstreit habe es da nicht gegeben. „Oder habt ihr gelesen, die einen wollten nach links und die anderen nach rechts? Nein, sie haben über das Land gesprochen. Das ist das Vorbild, das wir uns nehmen sollten.“
Ein Schutzschild für Spahn
Und dann stellte der, der gerade selbst schutzbedürftig schien, einen Schutzschild auf – für Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn. Spahn, den die Junge Union am Morgen hatte abtropfen lassen, sei nicht nur der jüngste, sondern auch ein wichtiger Minister, betonte Ziemiak. „Er ist auf Hunderten und Tausenden Veranstaltungen immer da, wenn ihr ihn braucht.“
Und die Parteivorsitzende könne jetzt ihr Gewicht dafür einsetzen, dass die Bundeswehr gestärkt werde und es mehr Geld für den Verteidigungsetat gebe.
Zwischendurch noch das Emotionsthema Wolf: „Der Wolf kommt nicht ins Penthouse mit dem Aufzug, aber auf dem Land sehen die Menschen das anders.“
Die Verbeugung vor der Bundeskanzlerin verfolgte die Junge Union weitgehend regungslos. Man könne stolz auf die CDU sein, sagte Ziemiak. „Dazu gehört auch, dass wir stolz sind auf das, was Angela Merkel geschafft hat.“ Die Ruhe im Saal wirkte, als habe er gerade von einer Unbekannten gesprochen. Merkel wer? An Helmut Kohl kann sich die Junge Union dagegen offenbar gut erinnern. Für den Satz „Lasst uns den Kanzler der Einheit nicht schlechtreden“ bekam Ziemiak mit den größten Applaus.
Aber wie war das noch mit Merz‘ Kritik? Heiner Geißler, den CDU-Generalsekretär der 70er- und 80er-Jahre, hatte Ziemiak zum Vorbild empfohlen. „Viele blicken zurück und sagen, wie war das früher mal in der Union“, stellte er fest. Aber die nächste Generation müsse nicht nur zurückblicken, „sondern eigene Ideen haben“.
Um Wahlen zu gewinnen, brauche man „Mut, Optimismus, Energie und Leidenschaft“, rief Ziemiak. „Die haben wir, und ich habe sie auch.“
Im Saal gingen die Schilder hoch: „Mehr Sauerland für Deutschland“. So wie bei Merz. Auch Ziemiak kommt aus dem Sauerland.
RND