Castortransport erreicht Atommülllager Biblis ohne Zwischenfälle

Der Spezialzug mit sechs Castor-Behältern trifft im Zwischenlager am AKW Biblis ein. Die Castoren enthalten deutschen Atommüll aus der britischen Atomanlage Sellafield.

Der Spezialzug mit sechs Castor-Behältern trifft im Zwischenlager am AKW Biblis ein. Die Castoren enthalten deutschen Atommüll aus der britischen Atomanlage Sellafield.

Biblis, Nordenham. Der umstrittene Castortransport aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield ist am Ziel. Am Mittwochmorgen gegen 9.30 Uhr erreichte ein mit sechs Castoren beladener Zug das Atomkraftwerk Biblis, wo sich auch das Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll befindet.

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Anderthalb Stunden zuvor war er in den Bahnhof der südhessischen Gemeinde eingefahren, wie das Protestbündnis „Castor stoppen“ mitteilte.

Der Zug war am Dienstagabend im niedersächsischen Nordenham gestartet. Dort waren die Castoren zuvor von einem Schiff auf die Eisenbahnwaggons verladen worden. Seit dem Start des Frachters „Pacific Grebe“ im englischen Hafen Barrow-in-Furness war der Transport insgesamt mehr als eine Woche unterwegs.

In der Nacht zu Mittwoch demonstrierten Atomkraftgegner an vielen Orten entlang der knapp 600 Kilometer langen Bahnstrecke gegen den Castortransport. Kundgebungen und Mahnwachen gab es dem Bündnis „Castor stoppen“ zufolge unter anderem in Bremen, Hannover, Göttingen sowie im hessischen Groß-Gerau.

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Im Bahnhof Hannover-Linden protestierten Aktivisten während der Durchfahrt des Zuges mit Transparenten auf dem Bahnsteig. In Biblis besetzten Atomgegner am Mittwochmorgen zeitweise das Gleis zum Zwischenlager. Am Bahnhof Biblis begann zeitgleich eine Demonstration.

Obwohl es auch bei Ankunft des Castortransports am AKW Biblis Proteste gab, zog die Polizei eine positive Zwischenbilanz. (Foto Thomas Lohnes/Getty Images)

Obwohl es auch bei Ankunft des Castortransports am AKW Biblis Proteste gab, zog die Polizei eine positive Zwischenbilanz. (Foto Thomas Lohnes/Getty Images)

Das Bündnis „Castor stoppen“ erneuerte seine Kritik an einer „unsinnigen Atommüll-Verschiebung“. Es gebe bis heute kein Konzept für die Langzeitlagerung von Atommüll. Stattdessen würden die Zwischenlager an den Akw-Standorten wie in Biblis „zu unsicheren Langzeitlagern - weit über den Zeitraum der bestehenden Genehmigungen hinaus“. Immer noch produzierten in Deutschland sechs Atomkraftwerke weiteren Atommüll.

Die Polizei zog am Mittwoch eine positive Bilanz ihres Einsatzes. Außer den „kleineren Blockaden“ bei Biblis sei es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen gekommen, erklärte ein Sprecher der Bundespolizei auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Gesamtseinsatzleiter Andreas Sagehorn von der Polizeidirektion Oldenburg sagte: „Es gab keine Störungen während der Schiffsankunft, der Verladephase und während des Transportes.“ Die Polizei hatte mehrere Tausend Beamte zum Schutz des Castortransportes aufgeboten.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie hatten sich neben Atomkraftgegnern und Politikern der Grünen auch die Polizeigewerkschaft GdP und Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) gegen den Castor-Transport zum jetzigen Zeitpunkt gewandt. Der ursprünglich bereits für Anfang April geplante Transport war am 12. März durch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zunächst abgesagt worden.

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Der Einsatz von alleine 6000 zum Schutz des Transportes eingesetzten Bundespolizisten sei wegen der Ausbreitung des Coronavirus nicht zu verantworten, hatte Seehofer erklärt. Ungeachtet hoher Infektionszahlen bestand die Bundesregierung jedoch auf dem Transport.

Nach Sellafield sowie in die französische Wiederaufarbeitungsfabrik La Hague wurden bis 2005 abgebrannte Spaltelemente aus deutschen Atomkraftwerken gebracht. Die Bundesrepublik ist grundsätzlich zur Rücknahme des in den Fabriken verpflichtet. Insgesamt 19 weitere Castorbehälter müssen in den nächsten Jahren noch von Deutschland zurückgenommen werden.

RND/epd

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