Übernimmt bald die “Feldwebelin” das Kommando?

Eine Soldatin des Panzergrenadierbataillon 401 nimmt an der Gefechtsausbildung teil. Das Verteidigungsministerium will binnen eines Jahres weibliche Dienstgrade einführen – etwa Feldwebelin, Bootsfrau oder Oberstleutnantin.

Eine Soldatin des Panzergrenadierbataillon 401 nimmt an der Gefechtsausbildung teil. Das Verteidigungsministerium will binnen eines Jahres weibliche Dienstgrade einführen – etwa Feldwebelin, Bootsfrau oder Oberstleutnantin.

Berlin. Die Bundeswehr soll weiblicher werden. Deshalb denkt Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) darüber nach, Dienstgrade künftig zu gendern. Dann hieße es: Feldwebelin, Bootsfrau oder Oberstleutnantin. Doch das geht selbst vielen Frauen zu weit.

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Aktuell liegt der Anteil der weiblichen Soldatinnen in der Bundeswehr bei etwa 12 Prozent. Zu wenig, finden viele. “Ein Anteil von 30 Prozent an Frauen würde der Bundeswehr sicher guttun”, sagt die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD). Auch um dieses Ziel zu erreichen, plant die Bundesregierung nun in der Truppe, Dienstgrade in weiblicher Form einzuführen. Das berichtet die “Welt” unter Berufung auf das Protokoll eines Gesprächs von Staatssekretär Gerd Hoofe mit zwei Abteilungsleitern im Verteidigungsministerium.

Ausnahme beim Hauptmann und Oberst

Bislang wird den Dienstgraden in der Bundeswehr die Anrede Frau vorangestellt. Künftig soll es dann aber möglicherweise Brigardegeneralin oder Oberstleutnantin heißen. Allerdings gibt es Ausnahmen: Die Begriffe Hauptmann und Oberst werden nicht gegendert. Eine Hauptfrau und eine Oberstin soll es also nicht geben. Die Änderungen sollen – entscheidet sich AKK dafür – innerhalb eines Jahres Einzug in die Bundeswehr halten.

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Auf Nachfrage hieß es im Verteidigungsministerium, die Ministerin sei noch nicht direkt mit dem Thema befasst gewesen. Kramp-Karrenbauer gilt aber als eine Förderin von Frauen, so macht sie sich beispielsweise auch für eine Quote in der CDU stark. Allerdings hatte die ehemalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) das Thema “geschlechtsspezifische Dienstgrade” in ihrer Amtszeit nicht angefasst. Ein Grund: Alle bisherigen Befragungen innerhalb der Streitkräfte hatten ein eindeutiges Ergebnis: Die Mehrheit der Soldatinnen lehnte dies ab.

“Hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun”

Und auch jetzt scheint sich die Begeisterung in Grenzen zu halten. Wiebke Hönicke, Oberleutnant bei der Bundeswehr, schreibt beispielsweise bei Instragram: “Die Uniform kennt keine Hautfarbe oder Geschlecht, jeder ist gleich, jeder ist Kamerad. Sie vereint uns genauso wie der Dienstgrad, der für jeden der gleiche ist. Der einzige Unterschied ist das ‘Frau’ oder ‘Herr’ vor dem entsprechenden Dienstgrad. Die Bundeswehr lebt davon, dass wir Soldaten Kameradschaft und Einigkeit leben – zu jeder Zeit. Für mich haben gegenderte Dienstgrade nichts mit #Feminismus, #Emanzipation oder #Gleichbereichtigung zu tun! Im Gegenteil: Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass der Dienstgrad nicht in Geschlechtern unterscheidet, sondern dass es um die gleichen Rechte und Pflichten geht.”

In der Politik wird das Vorhaben mit Zurückhaltung aufgenommen: “Wenn ich mit weiblichen Angehörigen der Bundeswehr spreche, dann klagen die nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leergefegte Kleiderkammern, sodass sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben”, erklärte die SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller. Grundsätzlich sei es aber richtig, sich um diskriminierungsfreie Sprache Gedanken zu machen, so die Politikerin. FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann erklärte kurzerhand: “Ich glaube, dass die Bundeswehr andere Sorgen hat.”

Über die weiblichen Dienstgrade soll Kramp-Karrenbauer in der kommenden Woche entscheiden. Die Änderung würde übrigens nur in Friedenszeiten Wirkung entfalten: "Genderregelungen sind im Spannungs- und Verteidigungsfall nicht anwendbar”, heißt es im Gesetz zur Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr.

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RND/cb

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