Söder oder Laschet – die Union kämpft gegen sich selbst

CDU-Chef und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und der CSU-Vorsitzende und bayerische Regierungschef Markus Söder konkurrieren um die Unionskanzlerkandidatur.

CDU-Chef und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und der CSU-Vorsitzende und bayerische Regierungschef Markus Söder konkurrieren um die Unionskanzlerkandidatur.

Berlin. Die Grünen haben zugeschlagen, der Moment war günstig: Während die Union die ungelöste Kanzlerkandidatenfrage in einen Krampfzustand versetzt, in der schon die Entscheidung über einen Termin eine halbe Staatsaffäre ist, verkündet die derzeitige Nummer zwei in den Umfragen, am 19. April ihre K-Frage zu beantworten.

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Gute Umfragewerte, gewonnene Baden-Württemberg-Wahl, Kandidatenklärung ohne Chaosvorlauf, bei den Grünen scheint alles zu klappen wie am Schnürchen.

Nebenher führen die Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck die Union vor, der sie das Kanzleramt abnehmen wollen. Denn was bei den Grünen geht, macht deutlich, was bei der Union gerade alles nicht funktioniert: Fünf Monate vor der Bundestagswahl hat die derzeit größte Regierungspartei ganz offenkundig keine Strategie. Die Führungsfrage ist nicht geklärt. Gemeinsamkeit wird zwar beteuert, ist aber weit und breit nicht zu erkennen.

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Ärger über Sticheleien

Markus Söder setzt sich in Talkshows und sagt, er habe versprochen, friedlich zu sein.

Armin Laschet setzt sich in Talkshows und sagt, er ärgere sich über Sticheleien.

Beide überraschen sich gegenseitig mit Ankündigungen und Presseterminen. Söder schreibt offene Briefe mit Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann und bestellt mal eben im Alleingang den russischen Impfstoff Sputnik. Laschet stellt Eckpunkte eines Wahlprogramms vor und fordert einen „Brückenlockdown“.

Man beäugt sich maliziös lächelnd. Und Telefonate werden schon mal öffentlich angekündigt, als ginge es nicht um ein Gespräch zwischen den Chefs zweier Schwesterparteien, sondern um eines zwischen der Kanzlerin und dem russischen Präsidenten.

Warum ein Rückzug schwierig ist

Nach den vielen Jahren der Führungsdebatte, erst in der CSU dann in der CDU, ist also nichts klar in der Union, außer dass Angela Merkel nicht mehr antritt und Söder und Laschet sie beerben wollen. Und dass sie den Zeitpunkt für eine gütliche Einigung verpasst haben.

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Für Laschet ist die Kanzlerkandidatur nun dringender als für Söder. In einer Partei, in der Verzicht mit Niederlage gleich gesetzt wird, könnte damit auch die Karriere als Ministerpräsident beendet sein. Söder könnte den Rückzug nach Bayern einfacher rechtfertigen. In der CSU finden ohnehin viele, dass es wichtiger ist, den Ministerpräsidenten für die Landtagswahl in zwei Jahren als Zugpferd an der Spitze zu haben.

Säße ein CSU-Mann im Kanzleramt, wäre es zudem vorbei mit der Möglichkeit, sich nach Lust und Laune von der Bundespolitik zu distanzieren. Und es besteht zumindest das Risiko, dass die Union die Bundestagswahl als Oppositionspartei verlässt. Söder dürfte wenig Lust verspüren, mit einem solchen Ergebnis in Verbindung gebracht zu werden.

Warten auf den roten Teppich

Wenn es nach den Umfragen geht, ist die Sache allerdings klar: Die Union muss mit Söder ins Rennen gehen. Der CSU-Chef liegt seit Monaten stabil und deutlich vor Laschet.

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Dessen Ruf als wankelmütiger Unglücksrabe hat sich festgesetzt, obwohl auch Söder Fehler gemacht und schräge Bilder in die Welt gesetzt hat, obwohl der Bayer vernehmlicher rempelt, obwohl Laschet schon lange auf Mitte-Merkel-Kurs ist und Söder erst seit Neuestem verkündet, dass das die Methode sei, um Wahlen zu gewinnen.

Ausgerechnet Söder aber empfiehlt das Abwarten. Er will gebeten werden, die CDU soll ihm den roten Teppich ausrollen. Die ersten Abgeordneten haben damit bereits angefangen, aber das reicht noch nicht. Söder braucht die großen Landesverbände hinter sich.

Die Union steht also jetzt vor der Alternative: Entweder setzt sie den Machtkampf fort und reibt sich dabei weiter auf oder sie entscheidet schnell und setzt sich dem Vorwurf aus, sich lieber um Wahlkampf zu kümmern als um die Lösung der Corona-Pandemie.

Wie man es auch dreht und wendet: Der Prozess hat eine zerstörerische Kraft, die Union kämpft gegen sich selbst.

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