Mehr als 100 Prozent Wahlbeteiligung? So kam es in Sachsen zu den kuriosen Statistiken
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Eine Wählerin wirft bei der Bundestagswahl 2021 ihre Wahlzettel in die Urne. (Symbolbild)
© Quelle: imago images/Eibner
Bei der diesjährigen Bundestagswahl kam es in einzelnen Wahllokalen Sachsens zu einem kuriosen Phänomen: Statistiken wiesen in jenen Wahllokalen eine höhere Beteiligung an der Abstimmung aus, als es Wahlberechtigte gab. Während also bundesweit die Wahlbeteiligung bei 76,6 Prozent lag, kam manch eine Gemeinde in Sachsen auf über 100 Prozent. Das berichtet die „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ).
Allerdings handele es sich bei diesem Ereignis kaum um Manipulation, wie ein Sprecher des sächsischen Landeswahlleiters beschwichtigt. „Bei der Bundestagswahl haben zahlreiche Wahlberechtigte ihre Stimme per Briefwahl abgegeben. Dies kann in einzelnen Gemeinden zu einer rechnerischen Wahlbeteiligung von mehr als 100 Prozent führen“, sagte er der LVZ.
Der Grund: Nicht jede Gemeinde habe auch eine Briefwahlstelle, sodass die postalisch abgegebenen Stimmen mancherorts zusammengefasst wurden. Die Bundeswahlordnung (BWO) regele dies explizit in den Paragrafen sieben und acht. „Die Briefwähler und ihre abgegeben Stimmen gehen dann in das Gemeindeergebnis der durchführenden Gemeinde ein“, erklärte der Sprecher.
Betroffen war etwa die Gemeinde Panschwitz-Kuckau (Landkreis Bautzen): Dort lag die Wahlbeteiligung bei 115,7 Prozent. In diesem Ort trugen aber auch die Briefwahlstimmen aus den Nachbarorten Crostwitz, Nebelschütz, Räckelwitz und Ralbitz-Rosenthal zum Ergebnis bei.
So zählten die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer inklusive Briefwahl 1800 Stimmen und meldeten das Ergebnis zum Wahlkreisbüro nach Bautzen – wahlberechtigt waren aber nur 1600 Personen in Panschwitz-Kuckau. Ähnliches geschah in Olbersdorf (Landkreis Görlitz, 100,4 Prozent Wahlbeteiligung) mit Briefwahlstimmen aus Bertsdorf-Hörnitz, Jonsdorf, Kurort und Oybin.
Die hohe Wahlbeteiligung per postalischer Abstimmung sorgte bundesweit für kuriose Ereignisse und sogar Pannen bei der Wahl. In einem Verteilerzentrum der Deutschen Post in Hamburg wurde etwa der Versand von mehr als 300 Briefwahlstimmen für Wahlen im Nordosten versäumt.
RND/sic