Von „Regierungsauftrag“ bis „Linksrutsch verhindern“: Das sagen die Kanzlerkandidaten und Parteispitzen zum Wahlergebnis
/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/K6VY6Y74O5GHHISNYC75VHEJQU.jpg)
Die SPD-Spitze am Wahlwochenende.
© Quelle: imago images/Political-Moments
Um 18 Uhr haben die Wahllokale in Deutschland geschlossen und die ersten Prognosen zur Bundestagswahl wurden veröffentlicht. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz erklärte, er freue sich über das Wahlergebnis. Die Zugewinne seien ein großer Erfolg. In der Berliner Runde sagte Scholz: „Das Votum der Bürgerinnen und Bürger ist sehr eindeutig“ und verweist auf die Zugewinne. SPD-Generalsekretär Klingbeil erklärte im ZDF: „Ich bin überglücklich. Wir haben uns als SPD zurückgekämpft, die SPD ist wieder da.“ Man habe gewusst, dass es ein enges Rennen werde. „Wir wussten, das wird ein knapper Wahlkampf, aber ganz klar: Die SPD hat den Regierungsauftrag.“
+++ Der Liveblog zur Bundestagswahl mit allen News und Entwicklungen +++
Unionskanzlerkandidat Armin Laschet sagte: „Uns war klar, ohne Amtsbonus wird das ein offener, ein harter, ein enger Wahlkampf. Und so ist es auch gekommen. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dieser Wahlabend ist eine Ausnahmesituation.“ Zwar sei der Ausgang der Wahl noch nicht klar. Aber: „Mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein.“ Zudem sagte Laschet: „Es wird erstmals eine Bundesregierung mit drei Bündnispartnern geben können.“
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sagte: „Es ist ein sehr, sehr knappes Ergebnis, das wird ein ganz langer Wahlabend.“ Er sprach sich für eine Jamaika-Koalition aus. CSU-Generalsekretär Markus Blume sieht nach der Bundestagswahl einen Erfolg der Union darin, einen Linksrutsch verhindert zu haben. „Viele hatten ja die Union in den letzten Tagen und Wochen schon abgeschrieben, und wir haben immer gesagt, es wird ganz eng im Finale“, sagte Blume. „Und jetzt plötzlich ist es da, das Fotofinish.“ Blume sagte weiter: „Und entscheidend ist, dass es jetzt in diesem Land offensichtlich – nach den Umfragen jedenfalls – keine Mehrheit für ein Linksbündnis gibt. Das heißt, Linksrutsch verhindern, dieses Wahlziel, das wir klar formuliert haben, haben wir erreicht.“
Die Grünen haben zwar mehr Stimmen erhalten, jedoch deutlich weniger als erhofft, meint ihr Bundesgeschäftsführer, Michael Kellner: „Es fällt mir schwer, mich über das Zulegen zu freuen, weil die Erwartungen deutlich größer waren. Wir haben einige Fehler gemacht und werden nach dem Wahlkampf schauen, was wir daraus für Lehren ziehen. … Man muss der SPD gratulieren zu einem großen Wahlerfolg“.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter ist mit dem Abschneiden seiner Partei in den Prognosen zur Bundestagswahl unzufrieden. Dem Bayerischen Fernsehen sagte er: „Wir hätten uns mehr erhofft.“ Jetzt gehe es darum, das Beste aus dem Ergebnis zu machen. Erst einmal aber freue er sich, dass das Ergebnis der Grünen deutlich stärker sei als bei der vorherigen Bundestagswahl. Auf die Frage nach der favorisierten Koalition antwortete Hofreiter zurückhaltend: Der Wahlabend werde noch spannend, erst müsse man schauen, „was insgesamt rauskommt“.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Instagram, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Heute sei aber noch nicht die Zeit, um über Koalitionen zu reden, meint FDP-Generalsekretär Volker Wessing. Dennoch betonte er: „Die Deutschen wollen keine rot-rot-grüne Bundesregierung, auch das ist ein gutes Signal an diesem Wahlabend.“ FDP-Chef Christian Lindner jubelt über die Ergebnisse der Hochrechnung für die Liberalen. „Die FDP hat eines der besten Wahlergebnisse in ihrer Geschichte erzielt“, sagte er am Sonntagabend.
Für die Linken-Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow sei der Abend „ein schwerer Schlag“. Man habe viele Fehler gemacht, sei aber bereit, die Partei neu zu entwickeln. Der Co-Spitzenkandidat der Linken, Dietmar Bartsch, glaubt nicht, dass die „Rote-Socken-Kampagne“ der Union der Linken geholfen hat. „Nein, das ist nicht der Fall“, sagte Bartsch am Sonntagabend im ARD-Wahlstudio. „Wenn man uns diskreditiert als nicht regierungsfähig …, dann schreckt das gerade im Osten auch Menschen ab.“ Früher hätte eine solche Kampagne der Linken vielleicht genützt, aber heute sei das nicht mehr der Fall. Was die Frage betreffe, ob die Linke überhaupt in den Bundestag einziehen werde, gab sich Bartsch „gelassen“.
Tino Chrupalla (AfD-Spitzenkandidat) spricht von einem „sehr soliden Ergebnis“. Die Verluste würden schmerzen, aber man wolle nun die Wählerwanderung genau analysieren.
RND mit dpa-Material